Steuergeldverschwendung? Kreiskliniken Herford-Bünde zahlen für teures Not-Labor

Herford. In den Kreiskliniken Herford-Bünde (KKHB) werden aktuell zwei von insgesamt drei Herzkatheter-Laboren renoviert. Um Patienten während der Umbauphase weiter kardiologisch versorgen zu können, wird seit der vergangenen Woche ein mobiles Labor in Herford genutzt.

Dass die beiden Herzkatheter-Labore gleichzeitig und nicht nacheinander renoviert werden, gilt in der Branche als ungewöhnliches Vorgehen, weil es vermeidbare Kosten verursacht. Ebenso wie die Nutzung eines mobilen Labors, die laut Kritikern aus der Mitarbeiterschaft Kosten im sechsstelligen Bereich verursachen soll.

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser verschlechtert sich seit Jahren. Aus dem &bdquo;Krankenhaus Rating Report“ des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung geht hervor, dass 43 Prozent der Kliniken im Jahr 2023 Verluste gemacht haben. Die für 2024 vorliegende Jahresabschlüsse deuten darauf hin, dass 56 Prozent ein negatives Jahresergebnis ausweisen werden. Besonders häufig betrifft das Kliniken in öffentlicher Trägerschaft, deren Verluste mit Steuergeld ausgeglichen werden.

Kreiskliniken planen die Renovierungen zunächst nacheinander Angespannt ist die finanzielle Lage auch in den KKHB. In den vergangenen Monaten hat der Kreis Herford als Träger zunächst auf die Rückzahlung eines Darlehns in Höhe von 15 Millionen Euro verzichtet und danach das Eigenkapital des Klinikverbunds um 50 Millionen Euro erhöht. Mit Blick auf diese Lage fragen sich Kritiker aus der Mitarbeiterschaft, warum die KKHB die Renovierung der Herzkatheter-Labore nicht nacheinander geplant haben, um Zusatzkosten durch ein mobiles Labor zu verhindern.

Nach Informationen dieser Zeitung sollen Verzögerungen bei der Ausschreibung dazu geführt haben, dass die KKHB keine andere Wahl hatten, als gleichzeitig zu renovieren. Vorstand Thomas Breidenbach bestätigt, dass in der Planung keine Gleichzeitigkeit vorgesehen war. &bdquo;Zuerst sollte das Labor in Bünde und danach das in Herford renoviert werden, damit die Patienten am jeweils anderen Standort versorgt werden können.“ Dass es dazu nicht gekommen ist, liegt nach Angaben Breidenbachs jedoch nicht an Verzögerungen bei der Ausschreibung. &bdquo;Dieser aufwendige Prozess dauert immer drei bis sechs Monate, schließlich werden hier Geräte bestellt, die etwa 800.000 Euro pro Stück kosten.“

Breidenbach begründet die gleichzeitige Renovierung damit, dass der Hersteller Philips den geplanten Termin für die Aufstellung des Linksherzkatheter-Messplatzes in Bünde für den 25. August abgesagt hat. &bdquo;Das hat uns sehr verärgert, denn kurz danach zeigte unser Bestandsgerät in Bünde einen Defekt und eine wirtschaftliche Reparatur war nicht möglich.“ Auch eine Verschiebung der Renovierung in Bünde sei geprüft worden. &bdquo;Das war aber nicht möglich, weil die Termine mit den Firmen für den Umbau nicht verschoben werden konnten.“

Mobiles Labor existiert nur einmal in Europa Trotzdem sei schon vor dem Ausfall des Bünder Labors die Entscheidung für ein mobiles Labor in Herford gefallen, sagt Breidenbach. &bdquo;Als Maximalversorger haben wir einen Versorgungsauftrag, dem wir gerecht werden müssen. Nur ein Herzkatheter-Labor am Standort Herford war uns zu gefährlich.“

Mobile Labore sind nach Angaben von Experten Exoten auf dem Markt, weil Krankenhäuser aufgrund der hohen Kosten eine Nutzung unter allen Umständen vermeiden wollen. In den meisten Krankenhäusern würden Renovierungen deshalb immer nacheinander durchgeführt. Breidenbach bestätigt, dass die Suche nach dem mobilen Labor nicht einfach war. &bdquo;Es gibt nur ein Labor in ganz Europa und wir hatten Glück, dass es nicht ausgebucht und nur einen Monat nach der ersten Anfrage schon betriebsbereit war.“

.responsive23-2PSKgVQlrBf8Vv4D-map-kreiskliniken-herford-buende { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-2PSKgVQlrBf8Vv4D-map-kreiskliniken-herford-buende { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-2PSKgVQlrBf8Vv4D-map-kreiskliniken-herford-buende { padding-top: 142.86%; } } Vorschlag für eine Kooperation mit dem Mathilden Hospital Herford Der Aufwand dafür ist gewaltig, denn das Labor musste laut Breidenbach von England auf dem Seeweg zum Hafen Rotterdam gebracht und als Schwertransport nach Herford gefahren werden. Der Verwaltungsrat der KKHB hat nach Informationen dieser Zeitung nicht über die Renovierung entschieden. Wie viel die Nutzung des Labors inklusive des Transports kostet, verrät Breidenbach nicht. &bdquo;Sicher ist aber, dass die wirtschaftliche Lage der Kreiskliniken schlechter wäre, wenn wir das mobile Labor nicht hätten, weil wir dann keine Patienten versorgen könnten.“

Dieser Aussage stimmen innerhalb der KKHB jedoch nicht alle Mitarbeiter zu, da ein Vorschlag für eine Kooperation mit dem Herforder Mathilden Hospital zur Überbrückung der Renovierungsphase abgelehnt worden sein soll. Breidenbach hat davon keine Kenntnis: &bdquo;An den Vorstand wurde das nicht herangetragen. Für uns hätte sich diese Frage aber auch nie gestellt, weil wir unsere Patienten an unserem Standort versorgen müssen.“

Ende Oktober rechnet der Vorstand in den renovierten Laboren wieder mit einem Regelbetrieb. Die Renovierung der beiden Labore sei unvermeidbar gewesen, weil die Geräte in Bünde und Herford aus den Jahren 2009 und 2010 stammten, so Breidenbach. Kritiker bewerten die Kosten hingegen als vermeidbar und sehen die Gründe in einem erheblichen Investitionsstau und schlechter Planung. &bdquo;Aber mit Steuergeldern kann man ja gut begründet ’unvermeidbare Kosten’ ausgleichen“, moniert ein Kritiker.

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