NRW setzt auf ein neues Modell gegen den Hausärztemangel

Düsseldorf. Schon jetzt fehlen bundesweit 5.000 Hausärzte. Da viele Mediziner bald die Altersgrenze erreichen, droht sich die Zahl in den nächsten fünf Jahren zu verdoppeln. Das wird die Lage für Patienten verschärfen. Gleichzeitig wollen aber vier von zehn Ärzten künftig lieber angestellt arbeiten – und nicht in einer eigenen Praxis. Das zeigt eine Studie der Bertelsmann-Stiftung. Das Land NRW setzt deshalb stärker auf Kommunale Medizinische Versorgungszentren (MVZ). Deren Gründung könnte bald einfacher werden.

&bdquo;Ich stehe dem sehr offen gegenüber“, sagt Karl-Josef Laumann (CDU). Der NRW-Gesundheitsminister kündigt für den Jahresbeginn 2026 eine neue Richtlinie an, wonach Ärzte gefördert werden sollen, wenn sie sich in unterversorgten Gebieten niederlassen. In den nächsten Tagen wolle er entscheiden, ob erstmals auch MVZ in diese Förderung aufgenommen werden sollen, so Laumann.

In einem MVZ arbeiten mehrere ambulant tätige Ärzte unter einem Dach. Die ärztliche und kaufmännische Leitung wird getrennt – die Mediziner müssen sich also um weniger bürokratische wirtschaftliche Fragen kümmern. In NRW gab es zuletzt neun MVZ in kommunaler Trägerschaft, unter anderem in Kalletal und Marienmünster in OWL. Jetzt ist auch eins in Höxter an den Start gegangen. Diese Kommunen haben sich selbst auf den Weg gemacht, um die Ärzteversorgung vor Ort zu sichern.

SPD sieht eigene Forderung umgesetzt Die Gründung eines MVZ ist für Kommunen aber mit viel Aufwand und finanziellen Risiken verbunden. &bdquo;Es ist deshalb gut, dass Minister Laumann nun Förderbedingungen in Aussicht stellt. Wir als SPD haben das lange gefordert“, sagt Thorsten Klute. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag glaubt, dass eine Landesförderung den Kommunen entscheidend helfen wird, MVZ zu gründen. Das Modell werde in Zukunft immer wichtiger, so Klute. &bdquo;Die Ärzteversorgung in OWL spitzt sich klar zu. Ärztezentren, in denen Mediziner angestellt arbeiten können, werden dem Trend entgegenwirken.“

Laut Vorausberechnungen des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung wird sich der hausärztliche Versorgungsgrad, also das Verhältnis von Ärzten zu Einwohnern, in OWL verschlechtern. In Paderborn erwarten die Wissenschaftler, dass der aktuelle Versorgungsgrad von 100 Prozent bis 2030 auf 90 und bis 2040 auf 79 Prozent sinken wird. Gütersloh wird von 85 Prozent auf 76 und 68 Prozent abfallen. Bielefeld steht mit 84 Prozent im Jahr 2040 verhältnismäßig gut da. Eine düstere Entwicklung sagt die Prognose für Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke voraus. Demnach wird die Versorgungsrelation dort von 77 auf 65 und 48 Prozent sinken.

Er sei sehr froh darüber, dass einige Kommunen in NRW die Verantwortung für MVZ übernommen hätten, sagt Laumann mit Blick auf den Ärztemangel. Wichtig sei aber, zwischen kommunalen und privaten MVZ zu unterscheiden – also Zentren, die von privaten Investoren getragen würden. Er habe &bdquo;erhebliche Bedenken“, diese Struktur in der hausärztlichen Versorgung zu unterstützen. Fördern könne das Land aber nur beide Varianten, so Laumann: &bdquo;Vielleicht müssen wir dann diese Kröte schlucken.“

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