Endlich mal Max Verstappen und Red Bull auf der Strecke überholen, am Ende des Rennens jubeln und ganz oben auf dem Siegerpodest die Champagner-Dusche genießen. Was Charles Leclerc, Lewis Hamilton und Co. seit geraumer Zeit nur selten gelingt, machen wir uns im neuen Spiel zur offiziellen Formel-1-Saison 2024 zur Aufgabe.
Wie in den vergangenen Jahren halten Codemasters und EA Sports auch in diesem Jahr wieder das mit Originallizenzen ausgestattete Racing-Vergnügen „EA Sports F1 24“ für Motorsportfans bereit. Für uns stellt sich natürlich die Frage: Lohnt es sich, erneut zuzuschlagen? Oder sind die Veränderungen so geringfügig, dass wir beim Spiel der vergangenen Saison bleiben können?
Im Vorfeld wurde uns ein neuer Karrieremodus versprochen. Den haben wir natürlich unter die Lupe genommen. Aber schauen wir zuerst auf die harten Fakten: Neben allen offiziellen zehn Teams und 20 Fahrern der 2024er-Saison stehen uns auch die Teams und Fahrer der Formel 2 zur Verfügung, allerdings mit Daten aus der Saison 2023. Wer also ausprobieren will, wie sich die Talente der Zukunft im Racing schlagen, der kann das hier tun.
Monaco oder Barcelona – Hauptsache Formel 1
Und auch die Auswahl der Strecken ist üppig, ein aufgeblähter Kalender in der Königsklasse des Motorsports macht es möglich. Egal ob Stadtkurse wie Monaco oder traditionsreiche Kurse wie Barcelona und Silverstone, alle sind mit Liebe zum Detail dabei. Auffallend positiv ist, dass viele der Strecken ein grafisches Upgrade bekommen haben.
Die Boliden der Formel-1-Fahrer sind ebenfalls angepasst an die aktuelle Saison und sehen gewohnt edel aus. Endlich schaffen es auch die Fahrer, schicker zu werden. Sie sind dank moderner Scan-Verfahren nun hochauflösend ins Spiel integriert und machen einiges her. Schade ist, dass die Spiele-Entwickler sich bei „EA Sports F1 24“ noch nicht trauen, den nächsten Schritt bei der Grafik-Engine zu gehen.
Es ist die selbe wie bei der Vorgängerversion. Nicht falsch verstehen: Das Spiel setzt optisch weiterhin Maßstäbe. Wir fühlen uns an vielen Stellen so, als wären wir im echten Formel-1-Zirkus unterwegs. Trotzdem sagt eine Stimme tief in uns: Da geht noch mehr. Auf diesen Entwicklungsschritt hoffen wir in der 2025er-Version.
Im Karrieremodus zu Verstappen werden
Besonders eine Neuerung gefällt uns: der aufgemotzte Karrieremodus. Sowohl alleine als auch zu zweit spielbar ist die wichtigste Änderung, dass die Entwickler die Originalfahrer in den Fokus rücken. Wer Max Verstappen schlagen will, kann mit einem der Ferrari-Fahrer starten. Wer ohne großen Erfolgsdruck beginnen möchte, startet in einem kleineren Team oder der Nachwuchsserie in seine Karriere.
Nostalgiker können im Karrieremodus diesmal auch in die Rolle von Legenden wie Michael Schumacher oder Nigel Mansell schlüpfen. Verträge verhandeln wir dabei selbst. Das fühlt sich nach knallhartem F1-Business an und gefällt uns. Und auch das Stärkensystem der Piloten hat sich verändert. Die Fahrer haben eine Gesamtwertung, die sich aus Attributen wie Erfahrung, Tempo, Rennkunst und Konzentration zusammensetzt.

Vor der Saison wird mit dem Team besprochen, um wie viele Prozentpunkte der Fahrer seine Fertigkeiten verbessern soll. Damit das gelingt, haben wir verschiedene Möglichkeiten: Absolvierte Runden, beendete Rennen, aber auch gute und schlechte Rennergebnisse haben Einfluss auf die Wertung. Je größer die Fahrerqualität, desto höher sind natürlich die Erwartungen. Wer mit Verstappen nicht abliefert, wird knallhart abgestraft.
Fahrerentwicklung bei „F1 24“ ist harte Arbeit
In vielen Missionen und Trainings rund um die Rennwochenenden können auch Spezialisten für das Team rekrutiert und das eigene Fahrzeug optimiert werden. Wer darauf keine Lust hat, kann auf die Nebenquests verzichten oder einzelne Trainingseinheiten und Rennen simulieren. Das geht dann zulasten der Fahrerentwicklung.
Ist zunächst nur der eigene Teamkollege ein Rivale, können sich im weiteren Karriereverlauf auch andere Fahrer zu Erzrivalen entwickeln. Von den sogenannten Geheimtreffen haben wir uns im Vorfeld etwas mehr erhofft. Dort sprechen wir heimlich mit anderen Teams über unsere Zukunft. Das Setting erinnert dabei an die Transferverhandlungen beim Fußballspiel aus dem Hause EA, also „EA Sports FC“.
Die Treffen laufen meist recht ähnlich ab und wirken aus unserer Sicht inszeniert. Immerhin: Sagen wir ein Treffen ab, bringt uns das Karma bei unserem aktuellen Team. Manchmal verspürt aber auch der treueste Formel-1-Fahrer die Sehnsucht nach einem Tapetenwechsel. Blöd nur, wenn die Geheimniskrämerei auffliegt.
Alle Wege führen zur „F1 World“
Neben dem Karrieremodus finden wir auch in diesem Jahr die „F1 World“ als elementare Anlaufstelle, um uns stundenlang ins Renngeschehen zu stürzen. Egal ob einzelne Rennwochenenden oder ganze Saisons: wer einfach drauflosfahren möchte, ist hier genau richtig. Außerdem gibt es einen Online-Herausforderungsmodus, bei dem in einzelnen Episoden bestimmte Rennen gegen die KI gefahren werden müssen.
Im Anschluss daran können wir uns dann in Ranglisten mit Online-Freunden und weiteren Spielern auf der ganzen Welt vergleichen. Weil Codemasters im Verlauf immer neue Missionen anliefert, fühlen wir uns wie in einer Online-Karriere. Auch erfreulich: Wer mit einem Freund vor demselben Bildschirm spielen möchte, kann das im Zwei-Spieler-Splitscreen-Modus tun. Ein Feature, das wir lange Zeit vermisst haben und wirklich gerne nutzen. Schadenfreude ist bekanntlich die schönste Freude, vor allem wenn die betroffene Person mit im Raum sitzt.
Störend ist hingegen die Ingame-Werbung, die uns erneut an „EA Sports FC“ erinnert. Es wird krampfhaft versucht, den zusätzlichen Pay-Content rund um das Spiel prominent zu vermarkten. Das nervt, weil wir hier von einem Vollpreisspiel sprechen.
Begeisternd: Das pure Fahrgefühl!
Auch wenn früher manches besser war, sind wir über eine andere Optimierung des Spiels doch ziemlich begeistert. Und die betrifft keinen neuen Spielmodus oder eine Veränderung der Grafik, sondern das pure Fahrgefühl. Und das begeistert uns. Wie gewohnt können wir selbst entscheiden, wie schwierig es sein soll. Viele Fahrhilfen erleichtern es besonders Einsteigern, ins Spiel zu finden. Dabei ist aus unserer Sicht weniger allerdings mehr. Zu viele Hilfen sorgen dafür, dass die Autos fast ohne unser Zutun über die Strecken brettern.

Das mindert das Fahrgefühl natürlich. Wir machen es uns schwerer, indem wir auf die meisten Hilfseinstellungen verzichten. Schnell merken wir beim Fahren, dass Codemasters sein Versprechen gehalten hat. Die Autos fühlen sich leichter an und lassen sich wendiger um die Kurven steuern. Die Diät tut dem Fahrgefühl der Boliden merklich gut, wir genießen es im Cockpit wie lange nicht.
Trotzdem bleibt jedes Rennen herausfordernd. Wir spüren Bodenwellen und Bergauf- oder Bergab-Passagen auf den Strecken stärker als jemals zuvor. Auch abgefahrene Reifen machen uns das Leben schwer. Ist der Pneu am Ende seiner Leistungsfähigkeit, wird unser Auto fast unsteuerbar. Das ist hart, aber realistisch. Auch die Wetterbedingungen tun ihr Übriges. Im Dauerregen zu fahren, bringt uns regelmäßig an unsere Leistungsgrenze, macht aber riesigen Spaß.
Fazit
Insgesamt schafft es „F1 24“, einen gesunden Mix aus Arcade-Racer und Simulation zu bieten. Die Autos lassen sich leichter steuern als noch beim Vorgänger. Wer komplett auf Fahrhilfen verzichtet, kommt in der Rolle von Verstappen und Co. trotzdem mächtig ins Schwitzen. So wünschen wir uns das. Auch der neue Karrieremodus sammelt Pluspunkte.
Trotz beschriebener Schönheitsfehler, wechselhafter KI und dem Verzicht auf eine neue Grafik-Engine setzt das Spiel auch in diesem Jahr Maßstäbe und kommt stimmiger daher als sein Vorgänger. Wer wenig Wert auf eine unterhaltsame Story und aktuelle Lizenzen legt und wer mit dem Fahrgefühl der 2023er-Version zufrieden war, darf diesmal verzichten. Allen anderen Hobby-Rasern und Formel-1-Liebhabern legen wir das neue Werk aus dem Hause EA und Codemasters ans Herz.
„EA Sports F1 24“ ist am 28. Mai erschienen. Es ist erhältlich für Playstation 4 und Playstation 5, Xbox One und Xbox Series X/S sowie für PC und kostet circa 70 Euro. Wir haben die PS5-Version getestet.