Die Erwartungen an das Remake von „Silent Hill 2“ waren im Vorfeld riesig. Und die Fallhöhe für Publisher Konami und Entwickler Bloober Team entsprechend hoch. Fans und Fachpresse feierten das Original aus dem Jahr 2001 als ein Meisterwerk des Survival-Horrors. Kann die Neuauflage diesem Druck standhalten? So viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Ja, sie kann!
In „Silent Hill 2 Remake“ schlüpfen wir in die Haut von James Sunderland. Zu Beginn des Spiels erhalten wir einen merkwürdigen Brief von unserer Frau Mary. „In meinen rastlosen Träumen sehe ich diese Stadt. Silent Hill. Du hattest versprochen, noch einmal mit mir dorthin zu gehen“, lautet die Botschaft. Nicht nur die Zeilen sind kryptisch, das Ganze hat zudem einen riesengroßen Haken: Mary ist seit drei Jahren tot – das dachten wir zumindest.
Sicher sind wir uns längst nicht mehr. Deshalb machen wir uns noch einmal auf den Weg in das kleine Städtchen, das sich seit unserem letzten Besuch stark verändert hat. Ein ungewöhnlich dichter, gespenstischer Nebel hüllt den Ort ein. Bewohner treffen wir zunächst keine – dafür dauert es nicht lange, bis uns ein verunstaltetes Monster attackiert. Die Hoffnung, Mary trotz allem wiederzusehen, treibt uns immer weiter in die dunkelsten Ecken von Silent Hill.
„Silent Hill“: Beklemmend und grotesk
Wir folgen Hinweis für Hinweis und durchkämmen Straßen und Gebäude. Wir erkunden ein altes Gefängnis und ein verlassenes Krankenhaus. Auf unserem Weg treffen wir auf insgesamt vier mysteriöse Personen, die ebenfalls aus persönlichen Gründen nach Silent Hill gekommen sind. Auch sie haben das Gefühl, von der Stadt gerufen worden zu sein. Nach und nach wird deutlich: Das Spiel möchte, dass wir uns unserer eigenen (schlimmen) Vergangenheit stellen.
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Alles, was wir in „Silent Hill 2 Remake“ erleben, ist beklemmend und grotesk. Die meisten Monster erinnern auf gruselige Art und Weise an verstümmelte Frauenkörper, die markerschütternde Schreie von sich geben. Weil der Sound auch direkt aus dem Dualsense-Controller dröhnt, ist die Klangkulisse noch einmal bedrohlicher als beim Original.

Die mittlerweile überholte Kameraeinstellung aus dem Jahr 2001 weicht einer modernen Third-Person-Perspektive. Die Ansicht befindet sich knapp hinter James Sunderlands Schulter, wodurch wir uns stets nah am Geschehen befinden. Das ist gut, wenn wir gerade im Gefecht sind, das wir entweder mit Schrot oder Muskelkraft zu unseren Gunsten entscheiden wollen.
Spiel behandelt schwere Themen
Insgesamt aber ist das Spiel nicht mit Kämpfen und actionlastigen Szenen überladen. Selten bekommen wir es mit mehr als zwei Gegnern auf einmal zu tun. „Silent Hill 2 Remake“ ist storylastig und fokussiert auf Atmosphären und behandelt schwere Themen wie sexuelle Gewalt, Mobbing, Suizid oder Gewalt gegen Tiere. Folgerichtig ist das Spiel erst für Erwachsene ab 18 Jahren zugelassen.
Der Spielverlauf ist linear. Es gibt immer eine Reihenfolge, in der wir Aufgaben bewältigen müssen. Zwischendurch müssen wir ein Rätsel lösen, um bei einem anderen weiterzukommen. Karten dienen zur Orientierung. Ein Pfeil zeigt, wo wir uns gerade in der Spielwelt befinden. Zudem markiert James Sunderland wichtige Marker und notiert sich Informationen.
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Haben wir zu viel Schaden erlitten, bleiben wir angeschlagen. Manchmal humpeln wir regelrecht durch die Gegend. Heilung verschaffen entweder Tränke oder Injektionen. Beides finden wir in den Gebieten. Wie es um unseren Gesundheitszustand steht, erfahren wir zudem am Blut am Bildschirmrand.
Acht verschiedene Enden
Auch wegen solcher Features erinnert das neue „Silent Hill“ an die Ursprungsfassung. Überhaupt fühlt sich vieles vertraut an. Die Schauplätze sind originalgetreu und nur optisch aufgehübscht. Die Inszenierung der Zwischensequenzen ist dank toller Gesichtsanimationen richtig gut gelungen. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es allerdings nicht.
Etwa 15 bis 20 Stunden dauert es, bis eins der acht verschiedenen Enden über unseren Bildschirm flackert. Den Schwierigkeitsgrad „normal“ haben wir stets als fair empfunden. Auch während des Spiels ist es noch möglich, Gegnerstärke und Rätselherausforderungen anzupassen. Allgemein bietet das Horror-Game etliche Einstellungen, um den Spielerinnen und Spieler das bestmögliche Erlebnis zu schaffen.
„Silent Hill 2 Remake“ hat uns begeistert – wegen der düsteren Atmosphäre, dem Tiefgang in der Story und der Mischung aus Action und Rätseln. Wir haben einen fantastischen Horror-Trip erlebt, uns an vielen Stellen des Spiels erschrocken und nicht selten vieles infrage gestellt.
Erschienen ist „Silent Hill 2 Remake“ am 8. Oktober. Vorerst läuft das Spiel nur auf der PS5 und dem PC. Es ist für Spielerinnen und Spieler ab 18 Jahre freigegeben und kostet zwischen 50 und 70 Euro.