30.000 Fische starten in der Ilse und Bega in Richtung neue Heimat

Lemgo-Entrup. Es scheint eine verkehrte Welt zu sein. Vor ein paar Tagen holte sich Angler Wolfgang Reker die Forellen nicht aus den Bächen, um sie zu grillen, sondern setzte sie in der Ilse aus, damit sie ihr Leben in der Natur starten können. Rund vier Zentimeter, also sehr klein, waren die Forellen.

An einem Tag &bdquo;siedelte" Reker allein zwischen Lieme und Entrup auf 14 Kilometern rund 4000 Mini-Forellen im Wasser ab. Addiert man den ganzen Nachwuchs, den er aus Kalldorf von der Forellenzucht Wenzel geholt hat, kommen für die Bega, die Ilse und zahlreiche kleine Bäche, beispielsweise in Talle, mehr rund 30.000 Forellen zusammen.

Nur 15 Prozent erreichen das Erwachsenenalter

Um eines gleich vorweg zu nehmen: Nur ein Bruchteil wird einmal zu einer &bdquo;erwachsenen Forelle", die geangelt werden kann. Reker: &bdquo;Wenn es gut läuft, schaffen es 15 Prozent. Der Rest findet kein Futter, wird von größeren Fischen gefressen oder wandert ab." Reker ist seit mehr als 30 Jahren Angler und unter anderem Pächter der oberen Ilse. &bdquo;Es gibt kleine Bäche in Pillenbruch, Welstorf oder am oberen Lohholz. Die Wasserhöhe ist in den kleinen Bächen deutlich geringer als in der Bega und liegt manchmal nur bei zehn Zentimetern." Was den Bächen und dem Fischbestand definitiv nicht gut tut, sind zudem Schlammmassen, die sich bei einem Startregen von den Feldern in die Bäche begeben.

Ilse-Vertiefung hilft den Tieren

Zurück zur Miniforelle. Die Bachforelle – im Gegensatz zur Regenbogenforelle (ein Teichfisch) – wird von Reker bereits seit Jahren in den Bächen ausgesetzt. Der Lemgoer erklärt: &bdquo;Wenn sie vier bis fünf Monate alt sind, gelten die Fische als fressfähig und können sich selbst ernähren. Sie fressen kleine Insekten, Larven, Nährtiere im Schlamm oder Wasserläufer." Der Vorsitzende der Lemgoer Fischereigemeinschaft war natürlich hocherfreut, dass die Stadt in der jüngeren Vergangenheit als Maßnahme zum Hochwasserschutz auf rund 500 Metern die Ilse vertieft hat. Das helfe auch dem Fischbestand, um mehr Nährstoffe zu finden.

Die vier Zentimeter langen &bdquo;Neulinge", die jetzt seit einigen Tagen in den Bächen am Start sind, würden &bdquo;flussaufwärts" ziehen und eine Heimat suchen. Im Oktober kämen sie bei gutem Wachstum schon auf elf Zentimeter. Nach zwei Jahren sei die Bachforelle rund 15 Zentimeter lang, nach drei Jahren liege sie im Durchschnitt bei 22 Zentimetern. Übrigens alles noch zu kurz für den stillen Jubel des Anglers. Reker: &bdquo;Wir dürfen sie ab 28 Zentimeter angeln, entnehmen allerdings in der Regel nur Fische, die bei 30 Zentimeter liegen." Beim Angeln mit Schonhaken (also ohne Widerhaken) sei es machbar, den zu kleinen Fisch wieder ins Wasser zu entlassen. Das Angeln selbst sei an die Saison und damit auch an Schonzeiten gebunden. Geangelt wird hierzulande vom 16. März bis zum 19. Oktober.

Bachforellen

Die Bachforellen zählen zur Ordnung der Lachsartigen. Sie konnten sich in vielen Gewässern verbreiten und sind zudem beliebte Zuchttiere. Die Bachforelle kann ein Lebensalter von bis zu 10 Jahren erreichen. Sie lebt gerne in klaren Gewässern (sauerstoffreich). Die Vermehrung der Bachforelle findet in den kalten Monaten des Jahres statt. Sind die paarungsbereiten Tiere in den höher gelegenen Gewässern angekommen, schlägt das Weibchen mit seiner Schwanzflosse eine Mulde in den Grund des Gewässers. Die Anzahl der Eier variiert stark. Die Bachforelle kann jedoch auch mal mehr als 1000 Eier ablegen.

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