Gütersloher Mieter in Angst: Fast drei Wochen ohne Heizung und warmes Wasser?

Gütersloh. Es wird kühler und herbstlicher in Deutschland, die Temperaturen sinken und in den kommenden Tagen bringt ein Tief über Mitteleuropa kältere Luftmassen mit sich. Ausgerechnet jetzt soll im Zentrum des Gütersloher Stadtteils Blankenhagen eine Zentralheizung erneuert werden, über die die Energieversorgung von sechs Hochhäusern gespeist wird. Während der Bauarbeiten, die am nächsten Montag starten, müssen die Mieter dieser Mehrparteienhäuser an der Görlitzer und Dessauer Straße mit Einschränkungen rechnen.

&bdquo;Der Umbau soll fast drei Wochen dauern, und genauso lange sollen möglicherweise die Heizung und das Warmwasser ausfallen? Das geht doch nicht. Gerade jetzt, wo es kälter werden soll“, beklagt sich Rainer T. ( Name geändert ) im Gespräch mit der &bdquo;Neuen Westfälischen“.

Er und die anderen Bewohner waren von einem Aushang der Gütersloher GT-Haustechnik GmbH & Co. KG im Treppenhaus eiskalt erwischt worden. Darin kündigt der Gütersloher Fachbetrieb für Heizung und Sanitärtechnik die Erneuerung der Heizungsanlage an – mit heftigen Folgen.

Inhalt des Infozettels im Treppenhaus sorgt für Irritationen In dem Informationsschreiben &bdquo;An die Bewohner“ heißt es: &bdquo;In der Zeit von Montag, den 07.11.2022, ab 8 Uhr, bis voraussichtlich zum Freitag, den 25.11.2022 haben Sie kein Warmwasser und keine Heizungsleistung, aufgrund der Erneuerung der Heizungsanlage.“ Fast drei Wochen am Stück kein warmes Wasser zur Verfügung – von dieser Nachricht wurden die Bewohner der Blankenhagener Blocks böse überrascht.

Einige gerieten gar in Angst und Sorge. &bdquo;Für mich bedeutet das, dass wir ab Montag frieren. Irgendwann hing dieser Zettel da, aber niemand hat mit uns gesprochen“, sieht sich Rainer T. vor vollendete Tatsachen gestellt. Weder seien er und die anderen Mieter über die Maßnahme an sich informiert worden, noch seien ihnen Alternativen zur Beheizung und für das fehlende warme Wasser in Aussicht gestellt worden. Deshalb hatten sich Bewohner am Donnerstag an diese Zeitung gewandt.

Letzter Zwischenfall: Fahrstuhl fiel über ein Jahr aus Nicht zum ersten Mal: Die Mieter der Wohnblocks an der Görlitzer Straße 4 und 6 sind Leid erprobt und Kummer gewohnt. Zuletzt waren die beiden sechsstöckigen Gebäude in den Fokus geraten, weil die Bewohner zum Teil mehr als ein Jahr lang auf ihren Fahrstuhl verzichten mussten, ehe ihn die Hausverwaltung, die &bdquo;ZBVV Zentral Boden Vermietung und Verwaltung GmbH“ mit Sitz in Erlangen, reparieren ließ. Erst Ende April war der Lift wieder nutzbar. Auch die in direkter Nachbarschaft liegenden vier Hochhäuser an der Dessauer Straße 71, 73, 75 und 77, ebenfalls von der ZBVV verwaltet, war der Fahrstuhl lange ausgefallen.

Nun droht den sechs Gebäuden, deren Eigentümerin die ZBI Fondsmanagement GmbH ist, mit dem Ausfall der Wärmeversorgung neues Ungemach. Oder etwa doch nicht? Die &bdquo;Neue Westfälische“ hat sich am Donnerstag mit der Hausverwaltung sowie der Eigentümerfirma der Heizungsanlage, der G+E Getec Holding GmbH mit Hauptsitz in Magdeburg, in Verbindung gesetzt. Die Heizungsanlagen wurden vor mehr als zwei Jahren an die Getec verkauft, die entstehende Wärme kauft die ZBVV dort ein.

Verantwortliche mildern die Folgen der Modernisierungsmaßnahme ab Alles halb so schlimm, wiegeln die Verantwortlichen ab. Ein Sprecher von G+E Getec versichert am späten Donnerstagnachmittag: &bdquo;Es wird nicht zu einem dauerhaften Ausfall der Wärmeversorgung kommen, sondern allenfalls zu einem temporären Ausfall.“

Hintergrund: Die Mehrparteien-Häuser werden mit einer aus zwei Heizkesseln bestehenden Anlage sowie einem zentralen Warmwasserspeicher versorgt. Der komplette Modernisierungsprozess erfolgt in mehreren Teilabschnitten, &bdquo;so dass die Versorgung der Mieter mit Wärme gewährleistet ist“. Denn: Der Austausch der Heizkessel erfolgt nacheinander, um einen Kessel dauerhaft in Betrieb halten zu können. &bdquo;In Zeiten der Spitzenlast kann es punktuell zu kleineren Wärmenutzungseinschränkungen kommen.“ Das bedeute jedoch nicht, dass die Mieter über einen längeren Zeitraum keine Wärme zur Verfügung hätten.

Mieterbund-Experte über Minderung und Ersatzunterkünfte Gleichwohl erscheint der Zeitpunkt der Modernisierungsmaßnahme nach wie vor fragwürdig. Auch Ralf Brodda (53), Geschäftsführer vom Mieterbund Ostwestfalen-Lippe, spricht am Donnerstag von einem &bdquo;Super Timing“, denn: &bdquo;Ab nächste Woche soll es kalt werden.“ Grundsätzlich müssten Vermieter abklären, inwieweit eine derartige Maßnahme notwendig sei und was sie für Folgen habe.

&bdquo;Sinkt die Temperatur in der Wohnung unter 16 Grad, dann besteht Gesundheitsgefahr. Das ist die Rechtsgrundlage dafür, dass man beim Vermieter eine Ersatzunterkunft einfordern kann“, so Ralf Brodda. Aber auch Mietminderungen (&bdquo;zwischen 50 und 100 Prozent“) könnte ein länger andauernder Ausfall der Wärmeversorgung zur Folge haben.

Sprecher der Hausverwaltung erklärt seine Sicht Von einem solchen Fall geht man bei der Hausverwaltung nicht aus. Dass die Heizungsanlage gerade zum jetzigen Zeitpunkt erneuert wird, sei eine zwingende Notwendigkeit. &bdquo;Bei einer Überprüfung durch die Getec wurde festgestellt, dass die Anlage eventuell die aktuelle Heizperiode nicht überstehen könnte“, erläutert ein ZBVV-Sprecher. Ferner erklärt er, dass es während der Aus- und Einbauarbeiten laut Getec durchaus &bdquo;zu einer Wärmeunterbrechung von voraussichtlich ein bis zwei Tagen kommen“ könne.

Man rechne aber nicht damit, dass die Temperaturen in den Wohnungen in diesem Zeitraum so stark fallen, dass die Einhaltung vorgegebener Richtlinien gefährdet sein könnte. &bdquo;Sollte es doch dazu kommen, dann bitten wir die Mieter, sofort die ZBVV zu verständigen und wir werden die notwendigen Gegenmaßnahmen einleiten.“ Für Rainer T. und die anderen Bewohner klingen diese Worte wie blanker Hohn. &bdquo;Die Nummer für alle Fälle“ haben sie schon in der Vergangenheit so oft gewählt. &bdquo;Gebracht hat es meistens nichts.“

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