Bielefelder schockiert über Gaspreis: Sie sollen jetzt fast 9500 Euro zahlen

Bielefeld. Die neuen Energiepreise und die neuen Abschläge für Strom und Gas bereiten vielen Menschen in der Stadt aktuell großen Kummer. Der Arbeitspreis für Gas hat sich zu Jahresbeginn um 4,79 auf 13 Cent pro Kilowattstunde (brutto) verteuert, hat sich mithin um mehr als ein Drittel erhöht. Der Strom-Arbeitspreis stieg um 7,43 auf rund 34 Cent pro Kilowattstunde und ist damit um mehr als 25 Prozent angewachsen. Doch es geht noch drastischer. Der Eigentümer einer Wohnung in einem Senner Mehrfamilienhaus beklagt einen Preisanstieg beim Gas um 360 Prozent. Doch die Stadtwerke winken ab.

Bis zum Jahresende mussten die Bewohner des betreffenden Zehn-Familienhauses 2,93 Cent brutto pro Kilowattstunde Gas bezahlen. Zum 1. Januar stieg der Energiepreis dann laut Mitteilung der Stadtwerke auf 13,5 Cent pro kWh. Im genannten Fall müssten die zehn Parteien künftig für rund 70.000 verbrauchte Kilowattstunden pro Jahr statt 2050 Euro etwa 9450 Euro reine Energiekosten bezahlen.

Das unterscheide sich doch gewaltig von dem Preisanstieg um 58 Prozentpunkte der übrigen Stadtwerke-Kunden, meint der Bielefelder, der befürchtet, dass noch viele andere Wohnungseigentümer oder Mieter in der Stadt unvermutet vor dem riesigen Preisanstieg stehen, weil sie gar nicht wissen, dass der Hausbesitzer oder die Eigentümergemeinschaft nicht wie die große Mehrheit Gas geliefert bekommt. Doch was ist anders?

Voraussetzung für die Grundversorgung fehlt Es handele sich in diesem Fall um Kunden, die nicht die Voraussetzung für die Grundversorgung der Stadtwerke erfüllen, erklärt Sprecher Sebastian Bauer auf Nachfrage. Dabei handele es sich in der Regel um Vertragspartner mit gewerblichem Hintergrund und einem Jahresverbrauch von mehr als 10.000 und weniger als 300.000 Kilowattstunden. Sie fallen damit in das "Erdgas-Sonderabkommen HdT" mit Extra-Tarifen und anderen Vertragslaufzeiten als in der Grundversorgung.

Die Kunden würden im Prinzip die Stadtwerke Bielefeld stellvertretend beauftragen, für sie an der Energiebörse Gas zu kaufen, erklärt Bauer. In den vergangenen 15 Jahren hätten die Sonderkunden von den ausgehandelten Konditionen profitiert, die sich in der Regel deutlich unter den Tarifen der Grundversorgung bewegt hätten. Selbst 2021 und 2022, als die Preise am Energiemarkt bereits enorm angestiegen seien, hätten die Sonderkunden noch sehr von den Ende 2020 ausgehandelten niedrigen Gaspreisen profitiert.

Nach Vertragsende Erhöhung des Tarifs unumgänglich Das aktuelle Sonderabkommen ist am 31. Dezember ausgelaufen. Mit der angespannten Marktsituation und den enorm gestiegenen Preisen sei eine Erhöhung dieses Tarifs unumgänglich gewesen so Bauer. Unter Berücksichtigung der beschlossenen Gaspreisbremse, die den Gaspreis für 80 Prozent des Verbrauchs auf 12 Cent deckelt, lägen die Mehrkosten im Bruttoarbeitspreis im Vergleich zur Grundversorgung im einstelligen Prozentbereich.

Wie viele der rund 60.000 Erdgaskunden der Stadtwerke Bielefeld in das Erdgas-Sonderabkommen fallen, kann Sebastian Bauer nicht sagen. "In den meisten Fällen kennen wir die Anzahl der Nutzer, Betriebe, Wohneinheiten und die Personenzahl nicht, die sich hinter einer Zählernummer verbergen."

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