Mountainbikestrecke in Oerlinghausen: Erst illegal, jetzt legal

Oerlinghausen. Dieter Kube vom Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe des Landesbetriebes Wald und Holz berichtet im November 2021 in einem Artikel dieser Zeitung von einem Gespräch, in dem &bdquo;den anwesenden Naturfreunden unzweifelhaft mitgeteilt worden sei“, dass eine Mountainbike (MTB)-Strecke im Wald nicht genehmigungsfähig sei. Doch die Naturfreunde schufen Tatsachen und begannen, eine MTB-Strecke auf ihrem Waldgrundstück am Naturfreundehaus zu bauen. &bdquo;Dass wir damit provozieren, ist uns klar“, sagte damals Gerd Weichynik, Vorsitzender der Bielefelder Naturfreunde. Die Reaktion der Behörde: 5000 Euro Bußgeld.

Doch die Naturfreunde ließen nicht locker. Sie wollten eine MTB-Strecke für Jugendliche aus Oerlinghausen und Umgebung. Sie beauftragten einen Rechtsanwalt und gingen mit der Forstbehörde und dem Kreis Lippe in die Diskussion. Und gestern verkündete Holger-Karsten Raguse, Leiter des Regionalforstamtes OWL, dass man sich mit den Naturfreunden geeinigt und auch den Kreis Lippe mit ins Boot geholt hätte. Die Strecke, die noch vor einem Jahr illegal war, ist jetzt legal. Die Gesetze haben sich allerdings nicht geändert.

Wald wird umgewidmet Doch Raguse betont: &bdquo;Wir wagen jetzt einen Sprung, denn forst- und landschaftsrechtlich dürfte es die Strecke nicht geben.“ Es gebe aber am Naturfreundehaus eine Situation, die das Ganze kontrollierbar macht. Er spricht von der Schutzfunktion, die das Regionalforstamt gegenüber dem Wald ausübt und von der Erholungsfunktion, die der Wald für die Menschen hat, die sich aber immer mehr zu einer Erlebnisfunktion im Wald wandele. &bdquo;Da befinden wir uns in einem Spannungsfeld und haben beschlossen, etwas Neues auszuprobieren“, sagt Raguse. Die Fläche, auf der die MTB-Strecke entstanden ist, wird für zunächst zwei Jahre befristet umgewidmet. Das heißt, sie ist offiziell kein Wald mehr. Man werde sehr genau hinschauen, was mit der Strecke passiert, wenn sie fertig ist.

Genau das sagte auch Ute Röder. Sie ist als Verwaltungsvorstand des Kreises Lippe auch für diesen Bereich zuständig. &bdquo;Die Strecke bietet Downhill-Fahrern die Möglichkeit, ihrem Hobby nachzugehen, und zwar auf einer dafür ausgewiesenen Strecke. Es liegt nun in ihrer Verantwortung, ob die Strecke über die Befristung von zwei Jahren hinaus bestehen bleibt, was wünschenswert wäre.“ Wie die ganze Geschichte abgelaufen ist, darüber sind weder Röder noch Weichynik glücklich. Auf die Frage, ob mit diesem Vertrag über die MTB-Strecke ein Präzedenzfall geschaffen worden ist, antwortet sie mit einem knappen &bdquo;Ja“.

Keine Blaupause für andere Gruppen Tatsächlich könnten jetzt Gruppen in anderen Gebieten Lippes auf die Idee kommen, ebenfalls eine MTB-Strecke zu bauen und das Bußgeld bei der Finanzierung gleich mit einzuplanen. Hinterher müsste es dann ebenso genehmigt werden, wie die Strecke in Oerlinghausen. &bdquo;Das wird nicht passieren“, wiegelt Raguse ab.

Als Gerd Weichynik anfängt, über die Strecke zu sprechen, wird klar, dass da immer noch Groll gegen die Stadtverwaltung und die Politik Oerlinghausens herrscht. Im Februar 2021 hätte es die ersten Gespräche mit dem Forstamt in Lage gegeben. Auch den Kommunalpolitikern von SPD, CDU und FDP hätten die Naturfreunde ihr Vorhaben erklärt. Dann sei die Kommunikation plötzlich abgerissen. Einer Einladung, das Projekt im Ausschuss für Soziales, Jugend und Sport vorzustellen, sei eine Ausladung gefolgt. &bdquo;Wir wurden als Umweltfrevler dargestellt“, sagt Weichynik. &bdquo;Wir haben uns gedemütigt gefühlt.“ Das war, nachdem sie begonnen hatten, die Strecke ohne Genehmigung zu bauen.

Von dem Runden Tisch, der sich mit dem Thema Mountainbiken in Oerlinghausen beschäftigte hätten sie aus der Zeitung erfahren. Ebenso wie von der Äußerung, dass es solch eine Strecke im Wald nie geben werde. &bdquo;Heute stehen wir hier“, sagt Weichynik. Hinter ihm ist die Strecke zu erkennen: steile Kurven und Böschungen, die als Sprungschanzen genutzt werden. Weichynik macht klar, dass es den Naturfreunden darum geht, Kindern und Jugendlichen einen vernünftigen Umgang mit der Natur zu vermitteln, bei dem der Spaß nicht zu kurz kommt.

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