Corona-Pause geht auch beim TBV Lemgo Lippe an die Substanz

Lemgo. Die Lage in Zeiten von Corona ist unübersichtlich. Täglich neue Sachverhalte stellen die Geschäftsführung des TBV Lemgo Lippe vor große Prüfungen. Jörg Zereike hatte sich auch am Mittwoch wieder per Telefon zu einem Jour-fix mit seinen Geschäftsführerkollegen aus der HBL verabredet.

Die wichtigste Frage vorweg: Ist Covid-19 bereits im TBV angekommen?

Jörg Zereike: Nein. Gegenwärtig nicht. Doch das kann sich ja täglich ändern.

Der Trainingsbetrieb ruht. Gilt das als vorgezogener Urlaub, oder haben die Spieler Trainings-Aufgaben für daheim erhalten?

Zereike: Ein Urlaub kann es ja gar nicht sein. Keiner kann derzeit in der Weltgeschichte rumreisen. Die Spieler haben die Zeit zur freien Verwendung, wobei sie sich auf Abruf bereithalten sollen. Wir möchten die schwierige Lage seriös aufarbeiten. Wenn es erst Ende April weitergehen sollte, wäre eine Woche frei auch kein Beinbruch. Wir sind flexibel und können reagieren.

Auch geschäftlich tritt man auf der Stelle...

Zereike: Es geht zunächst einmal darum, Zeit zu gewinnen. Wir hatten Anfang vergangener Woche eine Beiratssitzung. Von den Überlegungen ist inzwischen vieles wieder hinfällig. Es war eine Gesellschafterversammlung im April geplant. Ganz abgesehen vom Legendenspiel... Es bringt derzeit nichts, große Pläne zu schmieden. Genauso wenig bringt es, mögliche Dramen zu definieren. Die HBL hat den Spielbetrieb erst einmal für vier Wochen ausgesetzt, was meiner Meinung nach die einzig kluge Entscheidung ist, die man treffen konnte.

In der Szene wird von sechsstelligen Verlusten der Handball-Bundesligisten spekuliert. Der TBV hätte noch drei Heimspiele...

Zereike: Andere Klubs spielen sogar noch fünfmal vor eigenem Publikum. Es kommt immer drauf an. Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Aber niemand kann einschätzen, wie hoch die Solidarität ist, die wir hoffentlich erfahren. Nochmals: Die vierwöchige Pause ist richtig und wichtig. In der Zwischenzeit können wir in Ruhe daran arbeiten, die Kosten in den Griff zu bekommen. Vor einer Woche war von Geisterspielen die Rede, jetzt wird spekuliert, ob es überhaupt noch weitergeht. Niemand hat da aktuell eine plausible Antwort drauf.

Gehört die vorübergehende Schließung der TBV-Geschäftsstelle zum Kostensparmodell?

Zereike: Wir können keine Tickets verkaufen und müssen keine Spiele vorbereiten. Deshalb geht es darum, Resturlaube und Überstunden abzubauen. Denn irgendwann wird es ja wieder losgehen.

Bob Hanning fordert offensiv eine Unterstützung durch die Politik. Sind Kurzarbeitergeld und ein Aussetzen der Krankenkassenbeiträge eine Option?

Zereike: Natürlich überprüfen wir unterschiedliche Optionen. Auch auf höherer Ebene. Wenn man monatelang unverschuldet nicht seinem Geschäft nachgehen kann, dann ist das gravierend. Folglich wäre auch Kurzarbeit ein Instrumentarium. Zudem prüfen wir auch ein Entgegenkommen der Spieler. Oberstes Ziel ist ganz klar, die Liquidität des Vereins sicherzustellen. In der Vergangenheit haben wir beim TBV in Notsituationen immer eine große Solidarität bei Fans und Sponsoren verspürt. Darauf hoffen wir natürlich auch in der jetzigen schwierigen Situation.

Für das Final-Four wurde mit dem 27./28. Juni der letztmögliche Termin gefunden. Da am 30. Juni viele Verträge auslaufen, wäre eine Verlegung nach hinten nicht mehr möglich?

Zereike: Spieltechnisch ginge das vermutlich sogar. Doch inwieweit es Sinn machen würde, weiß ich nicht. Grundsätzlich ging es erst einmal darum, einen Termin zu blocken. Wir hoffen natürlich sehr, dass das Event auch mit vielen Zuschauern stattfinden kann.

Wenn das Final Four komplett ausfallen würde, wäre das fatal für den TBV?

Zereike: Das wäre natürlich extrem schade, schließlich haben wir alle in Lemgo 17 Jahre lang darauf hingefiebert. Fakt ist, dass Einnahmen, aber auch korrespondierende Kosten bei dem Event in Hamburg schon budgetiert sind und auf dem Spiel stehen. Wirklich fatal sind die Sorgen und Nöte, die zum Beispiel einige Einzelhändler oder kleine Unternehmen im Moment umtreibt. Die wissen teilweise nicht mal, wie sie die nächsten vier Wochen überstehen sollen.

Was passiert, wenn die Liga gar nicht mehr spielen könnte?

Zereike: Das liegt im Ermessen der spielleitenden Stelle. Ob man dann die Hinrundentabelle nimmt, alles annulliert, Geisterspiele ansetzt, die Liga aufstockt oder die Tabelle mit dem 27. Spieltag abschließt – keiner wird derzeit eine tolle Lösung präsentieren können. Und auch ich kann nicht in die Glaskugel schauen.

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