TBV zwischen Kerngeschäft und Kopfaufgabe

Lemgo. 256 Erstligaspiele stecken Andrej Kogut bereits in den Knochen. Seine Routine und überlegte Spielführung brachte der 32-jährige Spielmacher beim 26:26 in Stuttgart in Abwehr wie Angriff gewinnbringend für den TBV Lemgo Lippe ein. Am Donnerstag, um 19 Uhr, müssen Kogut & Co. ihre Reife gegen einen geradezu pubertären Gegner ausspielen. Der 28-köpfige Kader von TuSEM Essen startete mit der Erfahrung von insgesamt 77 Erstligaeinsätzen in die Saison.

So hat der TBV das 26:26 in Stuttgart verdaut. &bdquo;Das war ein sehr kräftezehrendes Spiel, in dem viele Zweikämpfe geführt wurden“, sagt Kogut, der den Start in die beiden Halbzeiten sehr gut fand. &bdquo;Doch danach haben wir viele freie Chancen ausgelassen und verpasst, das Spiel schon vorher in eine andere Richtung zu lenken.“

Das ist vom TuSEM zu erwarten. Da die Renovierung der Halle am ersten Spieltag gegen Göppingen noch nicht abgeschlossen war, fehlt Essen derzeit ein Spiel. Nach dem 23:31 in Stuttgart und dem 27:33 bei den Rhein-Neckar Löwen beeindruckte der Neuling mit einem deutlichen 33:27 gegen HBW Balingen-Weilstetten. &bdquo;Weil kaum einer von ihnen 1. Liga gespielt hat, heißt das noch lange nicht, dass sie keine Qualität haben. Man wundert sich, was für ein hohes Niveau mittlerweile in der 2. Liga herrscht“, erwartet Kogut einen Gegner &bdquo;der Blut geleckt hat und eine aggressive Abwehr stellt, gegen die wir den entscheidenden Pass spielen müssen“.

So schätzt Trainer Florian Kehrmann den Altmeister ein. &bdquo;TuSEM ist verdient aufgestiegen und zeigt das mit viel Einsatzwillen und Emotionen. Die kämpfen um jeden Ball und versuchen, auch dreckige Tore zu erzielen. Richtig gut ist ihr Tempospiel. Sie schließen viel ab und denken nicht lange nach“, erwartet der TBV-Coach &bdquo;ein knackiges Spiel“. Die Aufgabe an sein Team lautet, die Ballgewinne noch konsequenter in Tore umzuwandeln. &bdquo;Das ist ein Prozess und klappt nicht auf Anhieb. Auf zentralen Positionen haben Gedeon Guardiola, Marcel Timm oder auch Tim Suton noch nicht die nötigen Automatismen. Die müssen sich erst langsam entwickeln.“

Wie der TBV mit der fehlenden Kulisse umgeht. &bdquo;Das erste Spiel komplett ohne Zuschauer wird eine richtig schwere Kopfaufgabe. Da müssen wir jetzt selbst noch mehr Emotionen zeigen“, sagt Florian Kehrmann. Auch Andrej Kogut hat in seiner langen Laufbahn bislang nur in Trainingsspielen ohne Zuschauer gespielt. &bdquo;In Stuttgart hat es sich beim Warmmachen wie ein Geisterspiel angefühlt. Da war zunächst keine Menschenseele zu sehen. Erst kurz vor dem Anpfiff wurden die Zuschauer in die Porsche-Arena reingelassen“, so Kogut. Die bisherige Heimkulisse hat den TBV-Käptn überrascht: &bdquo;Das war unerwartet, welch einen ordentlichen Lärm 1000 Menschen machen können. Doch meine Devise lautet: Nicht auf Nebeneinflüsse schauen, die wir nicht ändern können. Wir müssen uns voll auf unser Kerngeschäft, das Handballspielen, konzentrieren.“

Virtuelle Unterstützung bei der "Nullnummer" Jetzt erwischt es auch den TBV Lemgo Lippe mit einem Geisterspiel. Der gestrige Inzidenzwert von 47,8 lag deutlich über der Wocheninzidenz von 35, weshalb das Lemgoer Ordnungsamt angesichts der aktuellen Corona-Schutzverordnung NRW keine Wahl hatte. Nicht nur sportlich, wirtschaftlich und emotional trifft das den TBV. Auch organisatorisch steht der Verein vor neuen Überlegungen. In einigen Bereichen könne zwar Personal eingespart werden. &bdquo;Doch beim Spieler- und Gästeeingang oder dem Zugang der Sky-Mitarbeiter benötigen wir schon noch Ordner“, berichtet Pressesprecherin Kerstin Diekmann. Auch Caterer Benjamin Krentz, der bereits die Beköstigung geplant hatte, trifft die kurzfristige &bdquo;Nullnummer“. Neben dem VIP-Bereich bleibt auch die Tiefgarage geschlossen. Das neue Parkhaus ist wegen der Herbstferien ohnehin geschlossen. Um das TBV-Team nicht im Stich zu lassen, hat sich Diekmann eine virtuelle Unterstützer-Aktion einfallen lassen. Noch bis heute, 13 Uhr, können TBV-Fans ein Foto mitsamt Anfeuerungsruf oder Motivationsspruch per Mail an presse@tbv-lemgo-lippe.de senden. Die Grüße werden vor dem Anpfiff auf den Videowänden in der Arena abgespielt.

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