Selbst Corona kann den TBV-Höhenflug nicht stoppen

Lemgo. Solch einen erhebenden Moment hat es in der Phoenix-Contact-Arena noch nie bei einem Handball-Bundesligaspiel gegeben. Im Überschwang des bravourösen 29:27 (14:14)-Sieges über GWD Minden ging das spanische Temperament mit den Guardiola-Brüdern durch, als sie Maxim Schalles im Stile großer Fußballtrainer wie Hansi Flick oder Jupp Heynckes dreimal hintereinander in die Höhe warfen.

Lemgos dritter Rechtsaußen, der schon bald zurück in seine nordhessische Heimat zur ESG Gensungen/Felsberg wechselt, genoss den außergewöhnlichen Moment in vollen Zügen. &bdquo;So, wie das heute gelaufen ist, hätte ich mir das nie erträumen lassen", strahlte Schalles nach vier blitzsauberen Treffern vor Glück. Vor gut zwei Jahren hatte der 21-Jährige schon mal in Flensburg getroffen. &bdquo;Doch damals habe ich zehn Minuten gespielt, heute fast die gesamte Partie", war der angehende IT-Systemkaufmann selig.

Wer fehlte und wer spielte?

Coronabedingt brachen dem TBV mit Elisson, Reimann, Zerbe und Schagen alle vier nominellen Außen weg. Ebenfalls in häuslicher Isolation befanden sich Baijens, Geis und Zecher. Dafür reaktivierte der TBV erneut Christoph Theuerkauf und griff im Kleiderschrank nach den hohen Rückennummern, die traditionell den Nachrückern vorbehalten sind. Was beim FC Bayern München Jamal Musiala (Nr. 42) oder Josip Stanisic (Nr. 44), waren beim TBV Christian Herz, Thore Oetjen und Max Hollstein – allesamt Youngster aus dem Drittliga- oder A-Jugend-Team. Doch auch GWD musste mit Pehlivan (Meniskus-OP) und Padshyvalau zwei kurzfristige Ausfälle verkraften.

Die Dramaturgie des Derbys

Beide Teams schenkten sich trotz einiger Stockfehler nichts. Der 8:12-Rückstand verlangte Lemgos Rumpfteam einiges an Willenskraft ab. Doch zur Pause stand die Partie wieder pari. Mit drei Treffern in Folge bescherte Isa Guardiola dem TBV einen perfekten Start in den zweiten Abschnitt. Und Schalles legte im Stil von Speedy Gonzales das 18:16 nach (37.). Doch GWD wehrte sich und ging seinerseits mit 19:18 und 20:19 in Front. Nach dem 22:22 (49.) entwickelte sich ein Krimi nach dem Genre &bdquo;Nordic Noir". Nach fast viermonatiger Pause gelangen Cederholm drei wichtige Treffer, während hinten Johannesson (13 Paraden) super parierte. Carlsbogård, Lemgos dritter Schwede, kannte keinen Spritsparmodus. Erst nach dem 29:27 acht Sekunden vor Schluss war sein Tank leer. &bdquo;Überragend, wie Jonathan geackert hat", war Kehrmann begeistert.

So kompensierte der TBV den Elisson-Ausfall

Über weite Teile spielte Hangstein auf Linksaußen und machte trotz vier Fehlwürfen seine Sache gut. Aber auch Theuerkauf und Kogut stellten sich auf dem linken Flügel in den Dienst der Mannschaft. Von der Marke blieb Theuerkauf zweimal eiskalt, was gegen einen ausgewiesenen Siebenmeterkiller wie Semisch nicht selbstverständlich ist.

Das sagten die Trainer

&bdquo;Einige Spieler sind über den Schmerzpunkt hinausgegangen. Wie die Mannschaft mit dieser Situation umgegangen ist, macht mich unheimlich stolz", meinte Florian Kehrmann, der ein Derby mit &bdquo;vielen emotionalen Szenen" sah. Frank Carstens war frustriert: &bdquo;Die Art und Weise hat extrem weh getan."

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