Schlaf ist für den TBV Lemgo Lippe wichtiger als Training

Lemgo. Moskau ist nicht Mossenberg. Will heißen: Reisetechnisch ist das dritte Gruppenspiel des TBV Lemgo Lippe in der European League bei Chekhovskie Medvedi (Anwurf Dienstag, 18.45 Uhr) eine echte Herausforderung. Um die Strapazen für die Mannschaft nach den beiden Bundesliga-Auswärtsspielen in der vergangenen Woche möglichst gering zu halten, verzichtet Trainer Florian Kehrmann in Russland sogar auf das obligatorische Abschlusstraining.

Lemgos Weg nach Moskau Die von Jörg Zereike schon seit Wochen vorbereitete Expedition startete am Montag um 10 Uhr. Der TBV-Geschäftsführer hatte sich zuvor bei den Rhein-Neckar Löwen schlau gemacht, die im April in Chekhov, einem Trabantenbezirk an der Peripherie der 12 Millionen Metropole, antraten. Statt den Sheremetjevo-Airport anzusteuern, hob die TBV-Crew am Montag um 16.35 Uhr von Frankfurt nach Moskau-Domodedovo ab. &bdquo;Hätten wir den Sheremetjevo-Flughafen genommen, der Luftlinie 110 Kilometer von der Halle entfernt liegt, hätten wir stundenlang mit dem Bus quer durch Moskau fahren müssen“, sagt Zereike. Vom Domodedovo-Airport sind es nur noch 50 Kilometer bis Chekhov. Durch die Zeitverschiebung verlor der TBV auf dem Hinflug zwei Stunden. Die Ankunft war Montag auf zirka 22 Uhr terminiert. Deshalb buchte Zereike ein Ibis-Hotel in Flugplatznähe. &bdquo;Es ist wichtiger, dass wir ausgeschlafen sind“, meinte der TBV-Geschäftsführer.

Viele Formalien Für 22 Personen hat der TBV ein Visum beantragt. Durch die Länderspieleinsätze von sieben Lemgoer Nationalspielern war das ein komplizierter Vorgang, denn während es in Deutschland einen Personalausweis plus einen Reisepass gibt, haben Länder wie Schweden, Niederlande, Island und Österreich nur ein Dokument. Und das benötigten die Spieler für ihre Länderspieleinsätze. Zudem waren sie kurz zuvor in der EL in Nantes im Einsatz. So musste der TBV für einige Spieler ein Blitzvisum beim Konsulat in Leipzig beantragen.

Stichwort Corona &bdquo;Eine deutsche Impfung spielt keine Rolle. Gefordert ist ein 72 Stunden alter PCR-Test“, berichtet Zereike. Obwohl sich der TBV gut vorbereitet fühlt, gibt es Unwägbarkeiten. Russland stuft die Niederlande und Schweden wegen ihrer Inzidenzwerte als Risikoländer ein, aus denen keine Einreise möglich ist. &bdquo;Wir werden sehen, ob unser Visa bei der Einreise akzeptiert wird“, ist Zereike gespannt.

So hat Chekhovskie Medvedi bislang abgeschnitten Nachdem man zur Saison 2002/2003 die Lizenz des einstigen Serienmeisters ZSKA Moskau übernahm, war Chekhov bis 2020 ein fester Bestandteil in der Champions League. Als größter Erfolg gilt die Teilnahme am ersten EHF-Final-Four-Turnier 2010. Vor der vergangenen Saison verzichtete der russische Serienmeister freiwillig auf die Königsklasse. In der European League scheiterten die von der 76-jährigen Trainerlegende Wladimir Maksimov gecoachten Russen im Viertelfinale an den Rhein-Neckar Löwen (33:32, 37:27). Aktuell läuft es bei Chekhov noch nicht richtig rund. Gegen GOG Gudme unterlagen sie 32:39 und bei Benfica Lissabon mit 35:38.

TBV-History

Im Dezember 2004 ist der TBV Lemgo Lippe schon einmal bei Eis und Schnee nach Moskau geflogen. Die Mannschaft von Trainer Volker Mudrow war weit außerhalb der russischen Metropole in einem Motel in Autobahnnähe untergebracht. Aus der aktuellen Reisegruppe war lediglich Jörg Zereike seinerzeit dabei. Und zwar als Torhüter. Mit 22 Paraden, darunter drei gehaltenen Siebenmetern, erwischte er einen Sahnetag, konnte die knappe 22:23-Niederlage aber nicht verhindern. Verletzt fehlte im Achtelfinale der Champions League seinerzeit Florian Kehrmann. Er wurde von Nachwuchsmann Rico Bonath vertreten.

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