TBV Lemgo Lippe geht 19:32 in Kiel baden

Kiel . Sie haben alles, brauchen nichts und wollen eigentlich nur noch ihre Ruhe. Doch über die Geschenke, die der TBV Lemgo Lippe am Abend des 2. Weihnachtstages großzügig auspackte, haben sich die Handballer des THW Kiel wahnsinnig gefreut. Ob mit oder ohne Schleife: Lemgos technische Fehler waren Rekordverdächtig. Mit 32:19 (16:9) nahm der Titelverteidiger kräftig Revanche für eine seiner schmerzhaftesten Niederlagen im Jahr 2021. Anfang Juni, beim Final Four, lag der THW Kiel gegen den damaligen Tabellenelften zur Pause ebenfalls mit sieben Toren (18:11) vorne, um sich im zweiten Durchgang von einem immer selbstbewusster auftrumpfenden TBV noch abkochen zu lassen. Gestern Abend geriet die abermalige Sieben-Tore-Halbzeitführung der Zebras jedoch nicht mehr in Gefahr. Im Gegenteil. Der Vorsprung wuchs und wuchs. 20:10 nach 37 Minuten, 24:12 in der 45. Minute und 28:14 in Minute 50. Während beim THW fast alles klappte, steuerte der TBV einem Debakel entgegen.

&bdquo;Schlaue Menschen werden sagen: Im Pokal ging es ja auch", spielte Trainer Florian Kehrmann auf den Pausenstand an. &bdquo;Doch der THW ist immer weiter marschiert und wir mussten einen enormen Aufwand betreiben, um uns überhaupt Chancen erarbeiten zu können."

Johannesson verhindert noch Schlimmeres

Dabei hatten die gestern Mittag um 13.30 Uhr in Lemgo gestarteten Lipper gut ins Spiel gefunden. Torhüter Peter Johannesson war nach der Trauerfeier seines Vaters direkt mit der Fähre von Göteborg nach Kiel gekommen und verhinderte mit neun Paraden noch Schlimmeres. In der fünften Minute nahm er seinem Nationalmannschaftkollegen Niklas Ekberg sogar einen Siebenmeter weg. Dennoch hatte Kiels schwedischer Rechtsaußen nach 60 Minuten mit 116 Treffern in der Torschützenliste den bis dahin allein führenden Bjarki Mar Elisson (5/3) eingeholt.

Als entscheidend bezeichnete Florian Kehrmann die Phase vor der Pause: &bdquo;Als wir dreimal frei vorm Tor verwerfen, geht das Spiel weg." Gemeint waren die Würfe von Gedeon Guardiola und Bobby Schagen, sowie ein versuchter Leger von Frederik Simak. Niklas Landin erwies sich zeitweilig als unüberwindliches Hindernis, obwohl am Ende auch &bdquo;nur" elf Paraden für den dänischen Weltmeister notiert wurden. Bisweilen wirkte es so, als würden die Lemgoer brav den zuvor eingereichten Kieler Wunschzettel abarbeiten: Schlechte Wurfauswahl, schlampige Zuspiele und jede Menge technische Fehler summierten sich zu einem uneinholbaren Rückstand. Nach dem 11:20 versuchte es Kehrmann mit der zuletzt so gut funktionierenden Sieben-gegen-sechs-Variante (40.). Doch auch die zündete nicht. Als die Kieler acht Minuten später mit 27:14 führten, ging der TBV-Coach in seiner letzten Auszeit auf das klassische Sechs-gegen-sechs zurück und schickte seine Youngster Kian Schwarzer, Michel Reitemann und Finn Zecher ins Rennen.

Die heftige Klatsche zum Jahresabschluss trug Kehrmann aber mit Fassung: &bdquo;Auch nach solch einer Abfuhr halte ich den Mantel über meine Mannschaft. Was sie in den vergangenen Monaten geleistet hat, ist einfach Wahnsinn."

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