TBV kommt im Derby unter die Räder

Lemgo. &bdquo;Malte, Malte", war immer wieder aus dem Fanblock von GDW Minden zu hören. Die Gästeanhänger feierten den Mann des Tages: Malte Semisch. Der Schlussmann des abstiegsbedrohten OWL-Rivalen des TBV Lemgo Lippe zog dem Gastgeber in der Phoenix-Contact-Arena beim 20:32 (10:18) in der Handball-Bundesliga frühzeitig den Zahn, am Ende stand er bei 23 Paraden.

Vor 3097 setzte sich GWD völlig verdient im Lipperland durch und stellte dabei frühzeitig die Weichen für den klaren Erfolg. Das Team von Trainer Florian Kehrmann musste damit zwei Tage vor dem Europapokal-Rückspiel gegen Wisla Plock eine bittere Pille schlucken.

&bdquo;Das tut weh", gab TBV-Keeper Peter Johannesson zu: &bdquo;Keiner von uns war zu 100 Prozent da, die Einstellung passte nicht." Und: &bdquo;Klar, der gegnerische Keeper macht ein super Spiel." 3097 Zuschauer und eine tolle Stimmung, wieso passt da die Einstellung nicht? &bdquo;Ich könnte jetzt Millionen Dinge sagen, eine Katastrophe, wie schlecht wir waren. Vielleicht kostet uns der Europapokal zu viel Kraft, zu viel Power", antwortete der schwedische Schlussmann. Am Dienstag sei wichtig, &bdquo;dass wir wieder unsere Sachen spielen. Heute verloren wir unser Konzept." In Polen möchten die Lipper das 28:31 aus dem Hinspiel noch drehen.

Drei frische Kräfte

Die erste Hälfte war bereits zum Vergessen: Die Lemgoer kamen überhaupt nicht in die Partie. Sie starteten mit sechs Fehlwürfen, fünfmal parierte der überragende Malte Semisch, Bjarki Mar Elisson warf den Ball an den Pfosten. Kein Wunder, dass der Vorsprung der Gäste immer weiter wuchs. Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Tim Suton stand es 2:7 (12.), und Florian Kehrmann reagierte mit einer Auszeit. Anschließend schickte er mit Lukas Hutecek, Frederik Simak und Kian Schwarzer drei frische Kräfte aufs Feld. Aber es änderte sich nichts.

Für Peter Johannesson (immerhin drei Paraden in Durchgang eins) rückte ab der 18. Minute Finn Zecher zwischen die Pfosten. Doch während Zecher ohne einen gehaltenen Ball blieb, schraubte Semisch sein Konto bis zur Pause auf 13. Kehrmann hatte es früh mit dem siebten Feldspieler (ab Minute 20) probiert, um bessere Lösungen im Angriff zu finden. Ohne Erfolg. Zur Pause stand ein 10:18 auf der Anzeigetafel. Denn: Auch die Abwehr fand keinen Zugriff.

Bereits eine Vorentscheidung? &bdquo;Frank wischte unsere Hoffnungen mit seiner frühen Auszeit (36.) beiseite. Wir hätten noch Tage spielen können, dann hätte Malte Semisch 100 Bälle gehalten. 31 Fehlwürfe sind einfach zu viel", analysierte Florian Kehrmann, dessen Team nie mehr näher als sechs Tore heran kam (13:19 und 15:21). Kehrmanns Trainer-Kollege Frank Carstens weiß um die Comeback-Qualitäten des TBV: &bdquo;Im Hinspiel bekamen wir sie zu spüren, als wir trotz eines Acht-Tore-Vorsprungs noch verloren. Deshalb habe ich den Jungs in der Kabine gesagt: Es ist wichtig, dass wir einen hohen Vorsprung halten." Seinem Team sei es immer wieder gelungen, Nadelstiche zu setzen: &bdquo;Der TBV ließ dann irgendwann die Flügel hängen, er spielt eine hervorragende Saison. Wir sind maximal stolz." Und was sagte er zu seinem Keeper? &bdquo;Ich weiß gar nicht, welchen Superlativ ich auspacken soll."

Kehrmann meinte: &bdquo;Der Torwart steht da hinten drin und ist häufig der große Faktor. In der ersten Hälfte verwerfen wir die Bälle und stellen auch keine Abwehr. Wir liegen hoch zurück, dann ist es gegen jeden Gegner schwer." Zum Abschluss gab sich der TBV-Coach kämpferisch: &bdquo;Über die tolle Stimmung freue ich mich riesig, in den nächsten Spielen geben wir etwas zurück."

Kurz und knapp TBV: Johannesson, Zecher; Hutecek (1), Elisson (3), I. Guardiola (3), Simak (1), Carlsbogard (4), Schagen, Schwarzer, Suton (3), Zerbe (4), G. Guardiola (1), Cederholm, Reitemann, Blaauw, Geis.

GWD Minden: Lichtlein, Semisch (1); Meister (7), Janke (1), Kranzmann (1), Richtzenhain (1), Zeitz, Korte (1), Jukic (4), Staar (3), Vignjevic, Urban (7/2), Grebenc (5), Darmoul (1).

Nächstes Spiel: Der TBV gastiert morgen ab 18.45 Uhr bei Wisla Plock.

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