Herbert Vogel schaut mit Demut nach vorne

Lemgo. Vor fünf Jahren hat Beiratsvorsitzender Herbert Vogel in einem LZ-Interview eine europäische Vision für den TBV Lemgo Lippe ersonnen. Mit einer Wildcard der EHF könnte das European League Abenteuer bald sogar eine zweite Auflage erfahren. Im Gespräch mit der LZ nimmt Vogel außerdem Stellung zu folgenden Themen:

Wegfall der Doppelspitze &bdquo;Es hat sich angeboten, dass Jörg Zereike nach dem Ausscheiden von Ulrich Kaltenborn im September vorerst als alleiniger Geschäftsführer fungiert. Wir haben zwei jüngere Mitarbeiter in Positionen gebracht, in denen sie sich beweisen können. Doch es ist nicht einfach, jemanden zu beerben, der das Amt fünf Jahre ausgeübt hat“, sagt Vogel. Für die Leitung Organisation und Geschäftsstelle setzte man viel Vertrauen in Andreas Sukop, &bdquo;der seine Aufgaben innovativ und mit viel Tatkraft angeht. Sehr bewährt hat er sich auch in der Zusammenarbeit mit Augustdorf im Team HandbALL, wo ebenfalls tolle Arbeit geleistet wird“. Für Steffen Tegeler als Marketing-Verantwortlicher sei es &bdquo;eine große Herausforderung, Bundesliga im Kreis Lippe weiterzuentwickeln.“ Angesichts der Corona-Folgen seien &bdquo;große Sprünge aktuell nicht zu erwarten, leichte Steigerungen aber wohl. Auch die Folgen des Ukraine-Krieges sowie die hohe Inflationsrate beeinflussen die Rahmenbedingungen, die für jedes Unternehmen herausfordernd sind.“

Saisonfazit &bdquo;Sportlich haben wir fast das Optimum erreicht. Davor kann man nur den Hut ziehen. Als ich vor drei Wochen mal beim Training vorbeischaute, war das die erste Einheit in der gesamten Saison, in der der komplette Kader an Bord war. Doch schon einen Tag später gab es die Meldung vom nächsten Ausfall. Bobby Schagen hatte sich die Rippe gebrochen. Und auch Andrej Kogut lief ja nicht rund. Wenn ich fünf Jahre zurückdenke, als wir bis zur letzten Sekunde gezittert haben, dann ist das jetzt eine ganz tolle Leistung. Mit einem super Endspurt haben wir uns ins erste Drittel geschoben. Auch im neuerlichen Final-Four-Halbfinale gegen den THW Kiel konnten wir bestehen. Und in der European League haben wir das Viertelfinale nur aufgrund einer schlechten Halbzeit im Hinspiel verpasst.

Wirtschaftliche Situation &bdquo;Wir sind schuldenfrei durch die Pandemie gekommen“, lobt Vogel die Buchführung von Jörg Zereike und hebt neben vielen Sparmaßnahmen die Gehaltverzichte von Spielern, Trainern und Geschäftsstelle hervor. &bdquo;Die Einschnitte bei uns waren größer als bei anderen Vereinen. Danken müssen wir für die staatlichen Corona-Hilfen, die alle Bundesligisten erhalten haben, die aber auch bitter nötig waren.“ Stolz ist Vogel darauf, &bdquo;dass wir keine verrückten Transfers gemacht haben. Und 80 Prozent der Verpflichtungen haben gezündet.“

Suton-Vertragsverlängerung bis 2026 &bdquo;Wir haben Glück gehabt, dass Tim Suton für eine Mischung aus Euphorie und Demut steht. Die kann er in Lemgo leben. Er kann beim TBV auf sehr gutem Niveau spielen und wird auch wieder ins Nationalteam zurückkehren.“

Blick in die Zukunft &bdquo;Wir müssen mit Demut nach vorne schauen. Es erwartet uns eine sehr herausfordernde Aufgabe, weil uns viele am Erreichten messen werden. Doch der personelle Aderlass ist groß. Ohne Corona hätten uns Carlsbogard und Elisson vermutlich schon ein Jahr früher verlassen. Auch Johannesson war eine feste Größe. Aber ich habe großes Vertrauen in die handelnden Personen, die ein neues Mannschaftsgefüge zusammenstellen müssen.“ Um sich auf Dauer im oberen Mittelfeld einzupendeln, benötige man zwei, drei hochkarätige Spieler mehr, &bdquo;umgerechnet 500.000 Euro bis 1 Million mehr“. Aktuell bleibe der Etat bei plus-minus null stehen. Die Geschäftsstelle arbeite auf einem kostengünstigen Niveau. Vogel: &bdquo;Die große Herausforderung ist es, neben den vielen treuen regionalen Unterstützern einen überregionalen Sponsor zu finden, um auf das angestrebte sportliche Niveau zu kommen. Die Plätze zwischen fünf bis acht peilen mindestens doppelt so viele Vereine an.

Lemgos Plus im Ligavergleich &bdquo;Vor fünf Jahren habe ich das auch noch anders eingeschätzt: Doch unser großes Pfund ist die Phoenix-Contact-Arena. Sie zählt zu den acht Top-Adressen in der Bundesliga. Die gesamte Infrastruktur mit Parken, Logen, Technik, An- und Abfahrt ist super. Die Halle ist damals einfach klasse geplant worden. Unsere Logensituation in Lemgo ist exzellent.“

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