Darum hat Tim Suton beim TBV Lemgo Lippe einen XXL-Vertrag bis 2030 unterschrieben

Lemgo . Im Fußball sind langfristige Arbeitsverhältnisse en vogue. Mit Erling Haaland, der bei ManCity bis 2034 verlängert hat, kann Tim Suton noch nicht mithalten. Doch seine Unterschrift bis 2030 ist für den TBV Lemgo Lippe ein starkes Signal für die Zukunft.

Was ist der XXL-Vertrag wert? Über konkrete Vertragsinhalte ist nichts bekannt. Laut Tim Suton gibt es aber keine Ausstiegsklausel: &bdquo;Ich hätte es nicht unterschrieben, wenn ich etwas anderes im Sinn hätte. Beide Seiten schenken sich gegenseitige Wertschätzung und Vertrauen. Ich weiß, dass ich zufrieden bin und auch ein paar andere Dinge in Lemgo stimmen.“

Wer hat Tim Suton beraten? Der französische Ex-Nationalspieler Francois-Xavier Houlet unterstützt den TBV-Kapitän schon seit früher Kindheit. &bdquo;Im Alter von 13, 14 Jahren habe ich mit seiner Tochter zusammen Handball gespielt. Von daher kennen wir uns.“ Houlet, der von 2007 bis 2009 auch Sportdirektor in Gummersbach war, pflegte schon mit Sutons 2016 viel zu früh verstorbenen Vater Goran ein enges Verhältnis und respektiere die Gedanken seiner Klienten. Suton: &bdquo;Er ist kein Treiber.“

Was macht den 28-jährigen Allrounder sicher, beim TBV handballerisch &bdquo;alt“ zu werden? &bdquo;Das ist schwer in Worte zu fassen. Da ist zum einen die Zufriedenheit als Spieler. Ich habe im Verein eine große Entwicklung gemacht – auch als Mensch.“ Natürlich habe er sich auch die Frage gestellt, mal die Komfortzone zu verlassen. &bdquo;Ich bin grundsätzlich offen für neue Sachen. Aber man darf nicht unterschätzen, was man sich an einem Ort aufgebaut hat. Außerdem bin ich überzeugt, dass man nicht immer wechseln muss, sondern sich auch am gleichen Ort entwickeln kann. Auch das Drumherum für die Familie mit der Stadt und den Menschen in der Region ist für mich entscheidend.“

Der Blick elf Jahre zurück: Sein erstes Bundesligaspiel für den TBV bestritt Tim Suton als 17-Jähriger unter Niels Pfannenschmidt. Suton wurde 2014 von den Rhein-Neckar Löwen ausgeliehen und wechselte wenig später fest zum TBV. &bdquo;Es ist unglaublich, was ich hier schon alles erlebt habe. Eine verrückte erste Saison, mit dem Trainerwechsel zu Flo Kehrmann. Eine verrückte zweite Saison unter meinem Vater in Lübbecke und dann im dritten Jahr die große Abstiegsgefahr mit dem TBV.“

Haben ihn die zahlreichen Grenzerfahrungen im Abstiegskampf so cool gemacht? Fünf Jahre musste er stets zittern. Doch die Drucksituationen in Saarlouis, Lübbecke und drei Jahre beim TBV möchte Suton nicht missen. &bdquo;Das würde ich auch nicht jedem jungen Spieler empfehlen. Doch es bringt einen weiter.“ In der aktuellen Situation in Lemgo bekämen junge Spieler den Raum, sich zu entfalten und Fehler machen zu dürfen. &bdquo;Doch für die Lehren aus dem Abstiegskampf bin ich dankbar. Damals habe ich mir eine gewisse Grundlockerheit angeeignet.“

Sutons Sternstunde in zehn Jahren beim TBV: 2017 stand Lemgo kurz vorm Abstieg. Mit drei Siegen am Stück kehrte kurz vor Schluss die Hoffnung zurück. &bdquo;Obwohl wir mit dem Rücken zur Wand standen, war es eine sehr schöne Zeit.“ Im entscheidenden Spiel gegen den VfL Gummersbach erzwang Tim Suton 21 Sekunden vor Schluss die Entscheidung. &bdquo;Das war zwar kein Titel, aber eine enorme Willensleistung, die ein paar Leute zusammengeschweißt hat. Der Klassenerhalt löste ein unglaubliches Glücksgefühl aus, das mehrere Tage anhielt.“

Was macht Suton aktuell so stark? Gegen Erlangen glänzte er mit einem HPI von 100. &bdquo;Wie der genau zustande kommt, ist mir noch nicht so richtig klar. Aber ich bin erfahren und zudem gerade sehr fit. Ich weiß, dass ich eine gewisse Qualität habe. Doch am meisten kommt es bei mir auf die Mannschaft an. Mit einigen spiele ich schon lange zusammen. Auch ,Flo’ ist schon sehr lange unser Trainer. So etwas zahlt sich aus. Ich spiele gerne mit Lukas Hutecek und inzwischen auch mit Niels Versteijnen zusammen. Was man sich lange erarbeitet hat, funktioniert besser, als wenn man es durch Umstellungen erreichen will.“ Entgegen komme dem TBV auch der Angriff mit vier Rückraumspielern: &bdquo;Das passt einfach zu unserem Stil und brauchte keine große Anlaufzeit.“

Kraftquelle Familie: &bdquo;Einem glücklichen Menschen fällt vieles leichter. Und ich bin sehr glücklich und zufrieden“, sagt Tim Suton, der gemeinsam mit seiner Frau Jana zwei kleine Kinder hat. Heiligabend erblickte Luka das Licht der Welt. Auch die zweieinhalbjährige Klara ist Dauergast in der Phoenix-Contact-Arena. &bdquo;Sie fragt jeden Tag nach Handball und schaut nach dem Spiel auch gerne in unserer Kabine rein.“

Und was ist mit dem DHB-Team – kommen zu den 14 Länderspielen noch weitere hinzu? Vor der WM, als der Bundestrainer diverse Absagen hinnehmen musste, habe er ein Gespräch mit Alfred Gislason geführt. &bdquo;Ich hatte nach sehr langer Zeit der Nichtnominierung Anfragen anderer Verbände und bereits konkrete Gespräche geführt. Deshalb entschied ich mich gegen eine einmalige Nachnominierung aufgrund der Verletztensituation“, erklärt Suton und ergänzt: &bdquo;Aktuell gibt es diesbezüglich nichts Konkretes zu vermelden.“

Der Blick in die Glaskugel: In fünf Jahren könnte es sein, dass auch mal ein anderer Trainer zum TBV kommt.. . &bdquo;Das muss man bei so einer langen Vertragslaufzeit mit einplanen. Ein Weggang von Florian Kehrmann wäre ein erwartbarer Schritt, denn er ist ein starker Trainer“. In solch einem Fall gehe es laut Tim Suton für den Verein darum, &bdquo;einen Nachfolger zu finden, der nicht alles umschmeißt und das System Schritt für Schritt weiterentwickelt. Doch persönlich würde ich es sehr schade finden, wenn uns ,Flo’ verlassen würde.“

Lemgoer Stimmen

&bdquo;Tim ist in Angriff und Abwehr einer unserer wichtigsten und konstantesten Eckpfeiler. So einen Spieler nun bis 2030 in unseren Reihen zu wissen, ist ein unglaublich tolles Zeichen“, freut sich Trainer Florian Kehrmann.

Bislang absolvierte Tim Suton 248 Ligaspiele für den TBV, in denen er 844 Tore erzielte. In der laufenden Spielzeit kommt er in 19 Partien mit 91 Toren und 56 Assists bereits auf 147 direkte Torbeteiligungen.

TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike spricht daher von einem Meilenstein in der Lemgoer Kaderplanung: &bdquo;Natürlich wird der TBV oft an den Titeln und großen Namen der Vergangenheit gemessen – aber Tim ist ohne Zweifel schon jetzt einer der prägendsten Spieler der Lemgoer Vereinsgeschichte. Sich in der heutigen Zeit über eine so lange Zeit an einen Verein zu binden und die Werte des TBVs jeden Tag aufs Neue vorbildlich zu leben, ist alles andere als selbstverständlich.“

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