35:32 - Ein famoser TBV Lemgo Lippe beißt die Füchse weg und wird Achter

Lemgo. Ob der TBV Lemgo Lippe jemals wieder eine Deutsche Meisterschaft feiern darf - wer weiß das schon? Doch die Stimmung könnte nicht besser sein, als am Sonntagnachmittag zwischen 16 Uhr und 17.05 Uhr. Nach einem 16:21-Pausenrückstand investierten die Schützlinge von Trainer Florian Kehrmann in der letzten Halbzeit der Saison noch einmal alles und schickten die Füchse Berlin mit 35:32 noch auf die Bretter.

Während Berlins Sportlicher Leiter Stefan Kretzschmar nach dem Schlusspfiff minutenlang ins Leere blickte, flippten die 4294 Zuschauer in der Phoenix-Contact-Arena regelrecht aus.

Konnte der Hauptstadtklub im ersten Abschnitt mit seinen beiden Weltmeistern und Olympiasiegern Mathias Gidsel (9) und Lasse Andersson (7), aber auch dem erfrischenden Nils Lichtlein (4) seine herausragende individuelle Klasse unter Beweis stellen, so pirschte sich der TBV in der zweiten Hälfte über 19:21 (35.) und 22:24 immer näher an die Füchse heran. Finn Zecher, der in der 20. Minute den diesmal glücklosen Urh Kastelic abgelöst hatte, fand minütlich besser ins Spiel und auch die Lemgoer Abwehr schnappte nun unerbittlich zu.

Schwarzers starkes Statement Kian Schwarzer, der mit sechs Treffern eine herausragende Abschiedsvorstellung ablieferte und später auch die "Humba" anstimmen durfte, zog in der 46. Minute wild entschlossen am 41-jährigen HBL-Rekordtorschützen Hans Lindberg vorbei und erzielte mit dem 27:27 den ersten Gleichstand nach dem 1:1. Noch einmal legten die Füchse durch ihren Bulldozer Mijajlo Marsenic vor. Doch nach einer Zeitstrafe gegen Tim Freihöfer schaffte der TBV endgültig den Turnaround. Jan Brosch glich zum 28:28 aus, Niels Versteijnen holte die erste Führung raus und erneut Kian Schwarzer rauschte zum 30:28 heran (53.).

Als Zecher in der 56. Minute gegen den frei werfenden Max Darj parierte, erhoben sich die Zuschauer und trieben den TBV in den verbleibenden vier Minuten zum Sieg. Gedeon Guardiola hatte auch noch ein Abschiedsgeschenk parat, als er sich zum 34:31 förmlich um seinen Gegenspieler wickelte. Es war exakt 17.04 Uhr, als die Halle nach dem 35:32 durch Versteijnen siegesgewiss skandierte: "Hier regiert der TBV!" Es passte ins Bild, dass Finn Zecher nach Ablaufen der Zeit auch noch den finalen Siebenmeter von Hans Lindberg parierte. Waren die Lipper zur Halbzeit in der Blitztabelle auf den zehnten Platz abgerutscht, so verabschiedeten sich am Ende mit einem vorzüglichen achten Platz aus ihrer 40. Erstligasaison.

Auf rasante Aktionen folgen aufwühlende Emotionen Nur wenige Minuten später verschoben sich die Prioritäten dann von rasanten Aktionen hin zu aufwühlenden Emotionen. Beginnend mit Niko Blaauw verabschiedete Hallensprecher Sascha Quisbrock nach und nach die scheidenden Spieler Kian Schwarzer, Gedeon Guardiola und Isaias Guardiola, der seine Tränen nicht halten konnte. Aus den Lautsprechern dröhnte "Eviva Espana". Aber eine Verabschiedung fehlte noch: Betreuer Andre David, der nach 24 Jahren in unterschiedlichen Verwendungen für den TBV kürzer treten möchte, wurde von den TBV-Spielern kurzerhand geschnappt und dreimal in die Luft geworfen. Eine Ehre, die weder Man-City-Lichtgestalt Pep Guardiola noch seinen beiden handballspielenden Namensvettern Isaias und Gedeon zuteil wurde.

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