Als der neue Torwart des TBV Lemgo bei der Vorstellung erst einen Wacholder trinken musste

Lemgo. Zum dritten Mal in Folge hat der TBV Lemgo Lippe in diesem Jahr das Pokal-Final-Four erreicht. Und außerdem mit dem achten Platz in der Bundesliga hervorragend abgeliefert. Doch auf das größte Interesse stieß bei den LZ-Usern die Berichterstattung über die Rückkehr der Handball-Helden, die 1983 das Entscheidungsspiel gegen den TuS Griesheim gewannen.

Martin Räber, in den 1980er Jahren nur &bdquo;Matze“ genannt und einer der Lemgoer Publikumslieblinge, spürt noch immer dieses spezielle Kribbeln, wenn er sich an den 6. Mai und die Halbzeitpause des Bundesligaspiels gegen Frisch Auf Göppingen zurückerinnert, als 21 Lemgoer Aufstiegshelden von 1983 das Feld betraten und vom Publikum minutenlang mit stehenden Ovationen gefeiert wurden. &bdquo;Grundsätzlich ist es jedes Mal ein herausragendes Gefühl für mich, wenn ich ins Lüttfeld komme. Das ist meine Halle - und immer noch mein Wohnzimmer“, sagt der 66-jährige Torhüter. Beim Abschiedsspiel von Volker Zerbe war er 2006 noch im Trikot aufgelaufen und aus den Lautsprechern dröhnte Westernhagen: &bdquo;Ich bin wieder hier, in meinem Revier.“

Das rote TBV-Trikot wird gehegt und gepflegt 17 Jahre später betrat er das Spielfeld in zivil. Sein rotes Torwarttrikot hatte er kurz zuvor beim TBV abgeliefert. Für eine Trikotwette suchte der Verein noch fieberhaft ein Dress aus der Saison 1986. “Als ich davon hörte, bin ich runter in meinen Sportkeller und habe mir die alten Mannschaftsfotos angeschaut. Anschließend habe ich mir sofort das rote Torwarttrikot von meinem Sohn Bastian zurückgeholt. Er hatte es mal im Training angehabt.“

Als Martin Räber 1979 von der TSG Altenhagen zum Regionalligisten TBV Lemgo wechselte, habe er &bdquo;nicht im Traum gedacht, dass das unter Herbert Lübking und Hotti Bredemeier so durch die Decke geht und mal in der Bundesliga endet. Plötzlich durfte ich gegen Koryphäen wie Heiner Brand oder Kurt Klühspieß, die Weltmeister von 1978, antreten. Wahnsinn.“

Erinnerungen an den Mann vom Bau Die Vorstellung der neuen Spieler erfolgte damals in der Schlossscheune in Brake. &bdquo;Zur Begrüßung musste ich mit unserem Betreuer Heinz Hahn gleich einen Wacholder trinken. Er war halt ein Mann vom Bau.“

Dass sich der TBV in die große Bundesliga-Phalanx einklinken konnte, ist für Matze Räber bis heute ein kleines Wunder. Gerne erinnert er sich noch an einen Sieg gegen den THW Kiel zurück: &bdquo;Ich halte kurz vor Schluss und Gisbert Klinger gelingt auf der anderen Seite der entscheidende Treffer.“ Die Stimmung im Lüttfeld explodierte.

Jahrelang unter den Top-7-Torhütern der Liga Gegen Frisch Auf Göppingen habe er mal den entscheidenden Siebenmeter von Jerzy Klempel pariert. Als &bdquo;großes Kino“ bezeichnet er auch eine Strafwurfsituation gegen den TuS Hofweier. &bdquo;Arno Ehret, der spätere Bundestrainer, hatte damals eine Siebenmetereffektivität von 90 Prozent. Ich gehörte zu den 5 Prozent, die mal einen von ihm halten durften“, ist Räber auch heute noch stolz, dass er mehrere Jahre in Folge in der Rangliste des deutschen Handballs zu den Top-7-Torhütern der Bundesliga zählte.

Mit 33 Jahren beendete er 1989 seine Torhüterkarriere. &bdquo;Ich hätte gerne noch ein, zwei Jahre weitergespielt, doch mein Knie zwickte bereits bedenklich. Außerdem wollte der TBV langsam mit Vormittagstraining anfangen. Aber ich wollte auch nicht meinen sicheren Job bei der Telekom kündigen.“ So wurde Fynn Holpert vom THW Kiel als Nachfolger verpflichtet. An sein letztes Spiel am 30. April 1989 gegen die SG Wallau-Massenheim erinnert ihn noch heute eine kleine Skulptur, die ihm ein Freund gebastelt hat. &bdquo;Eine 20x20 cm große Platte mit einem Foto des Lüttfeld-Hallenbodens, auf dem maßstabsgerecht ein Handballtor steht, in das seine Frau ein Netz reingebastelt hat.“

Räber als TBV-Fan beim Final Four in Köln Anschließend engagierte sich Martin Räber als Trainer in seinem Heimatverein, der heutigen TSG AH-Bielefeld. 1992 coachte er ein Jahr lang die Zweitligafrauen der HSG Herrentrup-Blomberg und nahm danach beim HC 93 Bad Salzuflen auf der Bank Platz. Der Zweitliga-Aufstieg scheiterte am grünen Tisch, weil ein Linkshänder nicht spielberechtigt war. 1997 wurde er erster Trainer des neuen TuS 97 Bielefeld-Jöllenbeck. Doch die prägendste Zeit erlebte er in Lemgo. So hat er den TBV auch als parteiischer Zuschauer zum Final-Four nach Köln begleitet - und war nach der 31:33- Halbfinalniederlage gegen den SC Magdeburg &bdquo;richtig traurig“.

Umso schöner war drei Wochen später die Rückkehr in die Phoenix-Contact-Arena. Ein Moment, den Matze Räber nie vergessen wird: &bdquo;Nach 40 Jahren mal wieder mit den anderen Mitspielern zusammen zu sein und so gefeiert zu werden, das war schon ein ganz besonderes Gefühl. Das macht was mit einem...“

Als der neue Torwart des TBV Lemgo bei der Vorstellung erst einen Wacholder trinken musste

Die LZ kennt die Hintergründe: Darum wechselt TBV-Keeper Urh Kastelic nach Zagreb

Auf einmal stürmt Möstl: Der TBV-Keeper leitet mit einer Offensivaktion die Wende ein

Buric stark - Flensburg siegt im Pokal bei Ex-Coach Machulla

Domenico Ebner zum TBV: Dieser Lemgoer Spieler gab dem Zugang Insider-Infos

Stehende Ovationen für den TBV Lemgo Lippe: THW-Kiel-Spieler wird vom „Fan“ zum Gegner

Die Hinserie ist um: Diese Note gibt Niels Versteijnen der TBV-Mannschaft

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €