Darum sieht der Dyn-Experte den TBV Lemgo Lippe im 74. West-Klassiker knapp vorne

Lemgo . Die Nachrichtenlage ist in beiden Lagern überschaubar. Vor dem 74. Bundesligaduell zwischen dem TBV Lemgo Lippe und dem VfL Gummersbach (Anwurf Freitag, 20 Uhr) schlägt daher die Stunde eines Dyn-Experten.

Sascha Staat, 44-jähriger Gründer des beliebten Handball-Podcasts &bdquo;Kreis ab", gilt nicht nur als Insider von Borussia Dortmund, sondern hat auch einen guten Draht zu den westdeutschen Handball-Flaggschiffen. Zu Gummersbacher Zweitligazeiten kommentierte der gebürtige Solinger die Live-Streams aus der Schwalbe-Arena. Für einen Podcast über Lemgos Europapokalspiel in der &bdquo;Hölle von Bitola" wurde er vom Verband Deutscher Sportjournalisten 2020 mit dem Herbert-Zimmermann-Award ausgezeichnet. In dieser Saison kommentierte Sascha Staat bereits die zwei Lemgoer Partien gegen Leipzig und den BHC. Vor dem bereits ausverkauften West-Schlager hat er den TBV und den VfL miteinander verglichen.

Tor: &bdquo;Hier sind beide Teams sehr ausgeglichen besetzt, Gummersbach etwas unter dem Durchschnitt. Daniel Rebmann blieb bislang hinter seinen Erwartungen. Beim TBV finde ich schade, dass Finn Zecher am Saisonende geht. Ligaweit bewegen sich die beiden Torhüter-Gespanne auf Augenhöhe, aber nicht im hohen Bereich."

Außen: &bdquo;Hier sehe ich einen leichten Vorteil für den TBV. Zehnder spielt wieder sehr stark und mit Zerbe und Schagen verfügt der TBV auch auf der rechten Seite über viel Klasse. Alle drei haben die EM gespielt. Gummersbach hat mit Vujovic und Blome auch starke Flügel. Und Kodrin kann auch auf Halb decken, was ein Faustpfand werden könnte. Doch insgesamt sehe ich den TBV einen Tacken vorne."

Kreis: &bdquo;Jan Brosch hat eine gute Entwicklung gemacht. Dass er sich mit über 30 Jahren noch so etablieren kann ist schon beachtlich. Leos Petrovsky kann im Sieben-gegen-Sechs die Sperren halten. Aber körperlich ist bei ihm noch einiges mehr möglich. Am Kreis finde ich den VfL besser aufgestellt. Auch durch eine andere, etwas beweglichere Art, wie bei Vidarsson. Auch Defensiv sehe ich Gummersbach auf dieser Position auf einem höheren Niveau."

Rückraum: &bdquo;Mit Köster, Pregler, Schluroff, Tskhovrebadze und Mappes ist der VfL im Aufbau gut besetzt. Jetzt kommt noch Oskarsson dazu, der bei seinem ersten Einsatz am Montag gegen Leipzig gleich sechs von sechs getroffen hat, nachdem er zuvor bei den Rhein-Neckar Löwen insgesamt nur auf vier Tore in 19 Spielen kam. Ich habe Oskarsson in der vergangenen Saison im Spiel zwischen Valur und Flensburg beobachtet. Der hat eine richtig gute Qualität. Auf der anderen Seite ist aber auch Niels Versteijnen bei der EM voll durchgestartet. Und dazu Lukas Hutecek, den ich menschlich wie sportlich überragend finde. Leider wird sein Weg auf kurz oder lang aus Lemgo wegführen, weil er einfach so gut ist. Trotz eines Tim Suton fehlt es dem TBV in der Breite. Sie müssen in jedem Spiel ans körperliche Limit gehen. Florian Kehrmann hat wenig Wechselmöglichkeiten und muss deshalb häufig aufs Sieben-gegen-Sechs umstellen. Auch wenn ich Hutecek auf einem Level mit Köster sehe – im Rückraum hat Gummersbach ein großes Plus."

Trainer: &bdquo;Die Erfahrung spricht für Florian Kehrmann, der immer wieder aus jungen, unbekannten Spielern etwas macht. Hutecek oder Carlsbogard kannte vorher keiner. Auch Versteijnen kam aus der 2. Liga. Goggi Sigurdsson ist ebenfalls ein akribischer Trainer, aber noch nicht so lange im Geschäft. Außerdem bekommt er mehr fertige Spieler gestellt."

Tipp: &bdquo;Da Lemgo Heimrecht hat, tippe ich auf plus 2 für den TBV. Aber es wird das Spiel, was es gefühlt derzeit immer gibt, wenn die Entscheidung in den letzten drei Minuten fällt."

Kehrmann fordert guten Rückzug und Struktur

Die Emotionen, die beim Heimsieg über die Rhein-Neckar Löwen über die Tribünen schwappten, hat TBV-Trainer Florian Kehrmann noch nicht vergessen – und hofft heute in der erneut ausverkauften Phoenix-Contact-Arena auf eine Fortsetzung. Denn mit dem VfL Gummersbach muss der TBV eine richtig harte Nuss knacken. Nach dem 30:29 am Montag über Leipzig stehen die Oberbergischen mit 22:20 Punkten glänzend da. In seiner Analyse warnt Kehrmann vorm blitzartigen Umschaltspiel des VfL und fordert einen sehr guten Rückzug über die vollen 60 Minuten. Vorne müsse gegen unterschiedliche Abwehrformationen sehr strukturiert angegriffen werden.

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