Spielanalyst beim TBV Lemgo Lippe: Seine Daten sind für Trainer Kehrmann ganz wichtig

Lemgo. Er ist zusammen mit Matthias Struck einer der wichtigsten Zuarbeiter für Trainer Florian Kehrmann. Alexander David gilt als universell einsetzbare Allzweckwaffe beim TBV Lemgo Lippe, für den er seit Oktober 2021 eine Anstellung als Athletiktrainer für die U15 bis U19-Teams im Nachwuchsbereich hat. Doch neben Athletik und Explosivität verfügt er noch über eine ganz andere Fachexpertise: Alexander David ist der Herr der Zahlen.

Das TBV-Gen hat er bereits mit der Muttermilch aufgesogen. Kerstin David verkaufte seit 1994 Dauerkarten und galt drei Jahrzehnte lang als Herzstück in der TBV-Geschäftsstelle. Auch Vater Andre David war als verlässlicher und loyaler Betreuer zehn Jahre lang ganz nah an der Mannschaft. Nun also der Sohnemann.

Abertausende Datensätze Alexander David steckt noch viiiel tiefer in der Bundesligamaterie drin als seine Eltern. Für das Bundesligateam arbeitet er als Spielanalyst, der abertausende unterschiedliche Datensätze zusammenführt. Sie sind das Werkzeug, um aus vielen Daten, Fakten und Spielszenen jene Muster zu suchen, um die Spieler und die Mannschaft zu verbessern.

Bei der Analyse geht es um qualitative Fragen, wie den Spielaufbau einer Mannschaft, über dahinterstehende Muster und die entsprechenden Strippenzieher. Auch Details im Abwehrverhalten oder Reaktionen und Reflexe bei Rückständen lassen sich interpretieren.

Datenpuzzle Die Daten bezieht Alexander David aus drei Kanälen. &bdquo;Über den Anbieter Sportradar erwerben wir sogenannte Eventdaten, wie Zeitstrafen oder Technische Fehler. Kinexon erhebt für jedes Spiel Positionsdaten, die anhand von Koordinaten anzeigen, wo sich die Spieler befinden. Dazu kommt noch das visuelle Videomaterial“, versucht David das komplexe, wissenschaftliche Datenpuzzle möglichst verständlich rüberzubringen.

Nach seinem Masterstudium &bdquo;Spielanalyse“ an der Deutschen Sporthochschule in Köln strebt er aktuell an der Technischen Fakultät der Universität Bielefeld eine Promotion an. Der 30-jährige Liemer hat bis vor sechs Jahren selbst noch aktiv Handball gespielt. In der Lemgoer Jugend in einer Mannschaft mit Lukas Zerbe. Anschließend bei den Youngsters in der 3. Liga und zwischendurch eineinhalb Jahre in Mennighüffen.

Gewaltige Datenmengen Die Motivation für das Scouting beschreibt er so: &bdquo;Wenn man die Eventdaten mit den Positionsdaten synchronisiert, ist das wie ein Schlüssel. Damit lassen sich dann Schlüsselmomente der Teams identifizieren, zum Beispiel in Überzahlsituationen oder um die Abstände in der Abwehr zu erkennen.“Die bewegten Datenmengen sind dabei gewaltig. Wenn er für die Nachbearbeitung eines Bundesligaspiels die Positionsdaten in eine Excel-Tabellen überträgt, ergeben sich über 1 Million Zeilen, da alle 50 Millisekunden Positionsdaten einfließen.

Kann so viel Input nicht auch irritierend sein? Alexander David nickt. &bdquo;Das ist wie in jedem anderen Lebensbereich auch: Je länger man an der Materie arbeitet und sich vertieft, desto stärker gewinnt man ein entsprechendes Gefühl. Doch am Ende des Tages muss ,Flo’ mit seiner Expertise die richtigen Schlüsse daraus ziehen.“

A-Offizieller auf der TBV-Bank Alexander David, der Daten-Forscher, agiert aber nicht nur im Verborgenen, sondern nahm in der vergangenen Saison auch einige Male die Position des A-Offiziellen auf der TBV-Bank wahr. Dabei vertrat er Co-Trainer Matthias Struck, der während des Spiels noch eine weitere flankierende Maßnahme betreut.

Live sezieren Kehrmanns Assistenten während des Spiels aus der parallel auf dem iPad laufenden Übertragung einige relevante Szenen aus der ersten Halbzeit, die dann in der Pause in der Kabine mit den Spielern visualisiert und besprochen werden. In der Phoenix-Contact-Arena gibts dafür extra einen großen Monitor; auswärts wird in der Gästekabine eine Leinwand aufgebaut. &bdquo;Ziel ist es, den Jungs ein paar Angriffs- oder Abwehrszenen zu zeigen, bei denen wir die Chance auf eine schnelle Verbesserung sehen“, sagt Alexander David. Im Gegensatz zu den gewaltigen Massendaten dauert das Spiel beim Videoscouting dann nur 30 Minuten.

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