„Schlechteste Leistung seit drei Jahren“ - Darum ist TBV-Trainer Kehrmann stinksauer

Göppingen. Kläschen war weit weg. Genau genommen 500 Kilometer. Und doch wirkte es am Sonntagnachmittag so, als ließe sich der TBV Lemgo Lippe komplett im &bdquo;Chaos Pendel" auf dem Regenstorplatz durchschütteln. Nach einer miserablen ersten Hälfte (7:14) und einer starken Aufholjagd mit dem zwischenzeitlichen 16:16 (45.) verfielen die Hansestädter bei Frisch Auf Göppingen in der Schlussphase wieder in alte Muster und begaben sich mit einer 22:29-Packung auf die Heimreise.

Nur 60 Stunden nach der bitteren 26:30-Niederlage im Württemberg-Derby beim TVB Stuttgart standen die Göppinger gegen den TBV gehörig unter Druck. Das seit diesem Sommer von fünf (!) Schweden geprägte Frisch-Auf-Team musste neben den Langzeitausfällen Ravensbergen und Sarac in dieser Woche auch noch Verletzungen von Klöve (Achillessehnenanriss) und Lasko verkraften. Aber auch die Lipper sind seit Wochen ausgedünnt.

Ungewohnte Abschlussschwäche Verloren hat der TBV die Partie bereits im ersten Abschnitt, als Wagner in der 4. Minute mit dem ersten Gästetor zum 1:1 der einzige Gleichstand gelang. Lemgo offenbarte im Abschluss riesige Probleme, spielte sich gegen die aggressive und bewegliche Abwehr der Schwaben gute Möglichkeiten heraus, verballerte diese jedoch in ungewohnter Menge. Zur Pause standen allein zwölf Fehlwürfe, häufig aus der Nahdistanz, auf dem Statistikzettel. Als sich Göppingen auf 8:4 absetzte, beantragte Trainer Florian Kehrmann seine erste Auszeit und stellte auf Sieben-gegen-Sechs um. Ein bewährtes Mittel. Allerdings schlich sich nach und nach Tibur Ivanisevic in die Lemgoer Köpfe ein. Der Frisch-Auf-Schlussmann stand zur Pause bei 50 Prozent und beendete die Partie bei 14 Paraden und einer Fangquote von 41 Prozent.

Als sich Göppingen von 9:6 (21.) auf 14:7 absetzte, legte Kehrmann 15 Sekunden vor dem Seitenwechsel die grüne Karte und faltete seine Jungs richtig zusammen. Und während in der abgedunkelten und von Tausenden Handylichtern illuminierten EWS-Arena Nadine Auer ein Adventssingen mit den 4500 Besuchern veranstaltete, schien Kehrmann in der Kabine brummend &bdquo;Morgen, Kinder, wirds was geben" angedroht zu haben.

Aufholjagd bis zum 16:16 Mit Beginn des zweiten Abschnitts nämlich begab sich der TBV auf Aufholjagd, die mit einem 10:2-Lauf und dem 16:16 (45.) gekrönt wurde. Jetzt wackelten die Göppinger, die erst drei Tage zuvor eine ähnliche Achterbahnfahrt in der Porsche-Arena erlebt hatten. Allerdings behielten sie diesmal kühlen Kopf und antworteten mit dem 20:17 (49.). Um die Göppinger Defensive um ihren permanent mit der Rute wedelnden Knecht Ruprecht, alias Ymir Örn Gislason, vor neue Aufgaben zu stellen, zog Kehrmann Versteijnen auf die Mitte und schob Wagner auf Halbrechts. Bereits ab der 24. Minute stürmte Frederik Puls auf Rechtsaußen. Doch näher als auf 20:18 kam der TBV nicht heran. Statt dessen wurde es ähnlich wie zuletzt in Flensburg und Hannover am Ende noch deutlich.

Florian Kehrmann war nach der 22:29-Niederlage, O-Ton: &bdquo;stinksauer" und sprach von &bdquo;der schlechtesten Leistung in den vergangenen drei Jahren". In der ersten Halbzeit habe man nur zehn Minuten gegengehalten und ansonsten wie das Kaninchen vor der Schlange agiert. &bdquo;Wir haben den Gegner geradezu eingeladen, das Spiel an sich zu reißen."

Kehrmann: &bdquo;Bei minus Sieben zur Halbzeit hat man normal keine Chance mehr. Die Aufholjagd hat viel Kraft gekostet, die uns hinten raus etwas gefehlt hat. Aber das passiert, wenn man sich so reinkämpfen muss – dafür haben wir aktuell den Kader nicht." Frisch Auf sei einfach präsenter gewesen, belegte der TBV-Coach die Niederlage auch mit Zahlen: &bdquo;Wir hatten 22 Fehlwürfe und sieben technische Fehler. Und obwohl Urh Kastelic nicht schlecht gehalten hat, ist auch das Torhüterduell komplett verloren gegangen."

Statistik: FA Göppingen: Ivanisevic (1), Buchele; Neudeck, ten Velde (2), Flodman (4), Goßner (n.e.), Hallbäck (5), Persson (5), Schiller (4/3),Jurmala (2), Sunnefeldt (3), Gislason, Newel, Schmidt (3).

TBV Lemgo Lippe: Kastelic, Möstl; Theilinger, Zehnder (6/4), Brosch, Simak (6), Carstensen, Suton (3), Versteijnen (1), Wagner (4), Houtepen, Faust, Puls (2), Geislers (n.e.), Petrovsky (n.e.).

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