12 Kühne-Tore: HSG Blomberg-Lippe schwebt in der European League auf Wolke sieben

Mosonmagyarovar. Als Maxi Mühlner den finalen Wurf zum 34:32 versenkte, raste auf der Gegenseite Ronny Krüger wie von der Tarantel gestochen aufs Spielfeld. Seine rasanten Drehungen und Seitwärtsschritte wirkten so, als würde der Torwarttrainer der HSG Blomberg-Lippe zum Csardas ansetzen. Doch statt des ungarischen Wirtshaustanzes wurde nach dem zweiten Sieg in der Gruppenphase der European League bei Motherson Mosonmagyarovari ein lippischer Ringelpiez mit Anfassen aufgeführt.

Vor dem Spiel: Die Anreise zum ersten Auswärtsspiel in der European League wird der HSG trotz neblig-kalten Wetters in angenehmer Erinnerung bleiben. Der Hinflug von Düsseldorf nach Wien verlief ohne Komplikationen. Vom Flughafen wurde die 25-köpfige HSG-Delegation mit dem Bus der Ungarn eineinhalb Stunden bis nach Györ gefahren, da es in der 35.000-Einwohnerstadt Mosonmagyarovar nicht genügend Hotelkapazitäten gab. Vom Formulus Hotel war es nur ein Viertelstündchen Fußweg bis in die Innenstadt von Györ. Am Abend konnte die HSG in einer nahen Halle sogar noch etwas Anschwitzen.

Bankgeheimnisse: Unklar blieb, weshalb Janos Gyurka (62) nicht die Trainerverantwortung bei den Ungarn trug. Gyurka, der von 1991 bis 1993 beim VfL Hameln in der Bundesliga spielte, verfolgte die Partie als Zuschauer. Auf der Bank hatte Ferenc Stranigg das Sagen. Auch bei der HSG gab es Veränderungen. Für den beruflich verhinderten Oliver Lippert rückte Lando Schwekendiek mit auf die Bank. Ebenfalls daheim blieb Amber Verbraeken, die sich Freitag einen Virus eingefangen hatte. &bdquo;In Absprache mit Mannschaftsarzt Dr. Patrick Dißmann haben wir entschieden, dass Amber nicht mitfliegt, um weitere Ansteckungsgefahr zu vermeiden“, erklärte Steffen Birkner.

So lief das Spiel: Die HSG Blomberg-Lippe erwischte einen Traumstart und verschaffte sich mit 4:1 (4.) schnell Respekt. Als Leaderin ging Laetitia Quist voran, die mit der ersten Aktion gleich einen Siebenmeter herausholte, anschließend in der Abwehr den Ball eroberte und die nächsten beiden Bälle selbst verwandelte. Die höchste Führung im gesamten Spiel hatte aber nicht lange Bestand. Motherson Mosonmagyarovari antwortete mit dem 4:5. Und so ging es fortan ganz eng hin und her. Einen Vorteil verschaffte sich die HSG durch ein gutes Überzahlspiel mit fünf Treffern sowie einer Angriffseffizienz von 72 Prozent. Hatten die Ungarinnen mit Linksaußen Zsofia Stranigg sowie der lebhaften Gabriella Toth (10) ihre auffälligsten Akteurinnen, so stach bei der HSG, ähnlich wie in der Vorwoche gegen Dijon, neben Laetitia Quist (7) Nieke Kühne (12) heraus. Nach dem 27:27 leitete Kühne mit einem Doppelpack auch die Wende ein (50.). Als sie wegen einer Behandlung nach dem 29:27 drei Angriffe pausieren musste, gelang Ida Hoberg ein wichtiger Treffer zum 30:27 (53.). Obwohl der eingewechselten Zoe Ludwig drei wichtige Paraden gelangen, führte Power-Handballerin Gabriella Toth die Ungarinnen noch einmal auf 33:32 heran. 24 Sekunden vor Schluss nahm Birkner seine letzte Auszeit. Gegen die defensiv bleibenden Ungarinnen setzte Quist den entscheidenden Pass auf Mühlner am Kreis ab und eröffnete den Tanzabend.

So sah es der Trainer: Steffen Birkner war regelrecht stolz über den ersten Auswärtssieg in der EL-Gruppenphase. &bdquo;Aber wir sind gleichzeitig auch total demütig, dass wir das überhaupt spielen dürfen. Wir werden gleich sicher noch das ein oder andere Liedchen anstimmen. Heute fliegen wir auf Wolke sieben. Doch morgen kehren wir auf den Boden zurück und bereiten uns auf das Mittwochspiel gegen Dortmund vor.“ Der HSG-Coach erlebte &bdquo;ein körperlich ganz intensives Spiel mit vielen Eins-gegen-Eins-Situationen. &bdquo;Am Ende haben wir uns das Glück auch erarbeitet, denn es war ein Ritt auf der Rasierklinge.“ Als Diana Dögg Magnusdottir in der 28. Minute verletzt das Feld verließ, seien ihm Bedenken gekommen. &bdquo;Doch Magnusdottir hat auf die Zähne gebissen und für Mitspielerinnen und den Verein ihre Schmerzen am Knie und Sprunggelenk verdrängt. So konnten wir in einer tollen Atmosphäre bestehen.“ Statt eines Sonderlobe für Nieke Kühne hob der HSG-Coach die geschlossene Mannschaftsleistung hervor. &bdquo;Wir sind jetzt einen Schritt weiter als noch vor eineinhalb Jahren, wo wir nicht so ruhig geblieben sind, wenn es mal nicht richtig lief. Inzwischen wirft uns so etwas nicht mehr um. Stark fand ich auch unsere beiden Kreisläuferinnen, die an unterschiedlichen Stellen ganz viel Arbeit verrichtet haben, die man häufig nicht so sieht“, stimmte Birkner ein Loblied auf Laura Rüffieux und Maxi Mühlner an.

Statistik: Motherson Mosonmagyarovari: Halter, Martins; E. Toth (2), Varga (1), Falusi-Udvardi (2), Kukely (1), Farago (2), Wolfs (3), Molnar, Lancz, Magyar, Ivancok-Soltic (3), Stranigg (8/4), G. Toth (10).

HSG Blomberg-Lippe: Veith, Ludwig; Rüffieux (3), Quist (7), Magusdottir (3), Kühne (12), Hoberg (1), Vegué (2/2), Jaron (n.e.) M. Stürenburg (n.e.), Mühlner (4), Tietjen (1), Hauf (1).

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