Eine „Choreo“ wie in der Bundesliga: So feiert der TSV Kirchheide sein Jubiläum nach

Lemgo-Kirchheide . 80 ist das neue 75, lautet in dieser Woche das Motto am Westhang. Weil das 75-jährige Jubiläum wegen der unsäglichen Corona-Pandemie ausfallen musste, feiert der TSV Kirchheide jetzt kräftig nach – mit einer Maßnahme, die 1945 noch undenkbar war.

Am Dienstagabend, vor dem B-Liga-Spiel der TSV-Reserve, wurden die Spieler und Zuschauer wie in der Fußball-Bundesliga begrüßt. Mit Pyrotechnik und einer aufwendig gestalteten Jubiläums-Choreografie, die von engagierten Vereinsmitgliedern in Handarbeit vorbereitet wurde. Die Überraschung ist über 200 Quadratmeter groß und wird auch am Donnerstag, um 19 Uhr, vorm A-Liga-Spiel gegen den TSV Schötmar noch einmal am Ballfangzaun entrollt. Finanziert wurde das für einen lippischen Dorfverein außergewöhnliche Projekt laut Markus Bobe durch ein Crowdfunding, sprich reichlich Spenden. Der Pressesprecher verspricht: &bdquo;So etwas sieht man nicht alle Tage. Es wird gigantisch.“

Ein Blick in die Annalen zeigt, dass die Gründerväter im Oktober 1945 ganz andere Themen bewältigen mussten. Denn Bürgermeister Deppendorf erteilte die Genehmigung für die Vereinsgründung nur unter diversen Auflagen. So musste wöchentlich das vornehmlich aus Fußball und Turnen bestehende Sportprogramm übermittelt werden. Kirchheide agierte zunächst in einer Gemeinschaft mit den Nachbardörfern Matorf und Brüntorf und nutzte den Sportplatz Bredaerbruch. Doch dieser Platz wurden den Bürgern zu Hütezwecken für die vorhandenen Tiere zur Verfügung gestellt.

Auf der Suche nach einer Alternative wurden die Sportler an der Vlothoer Straße, vor den Toren Kirchheides, fündig. Der 1951 eingeweihte Sportplatz &bdquo;Alte Mergelkuhle“ erhielt schon bald Legendenstatus. Wurde im Juli 1952 mit über 300 Fuß- und Handballern aus dem lippischen Norden der &bdquo;Tag der Rasenspieler“ gefeiert, so verabschiedete sich das zarte Grün aufgrund der speziellen Bodenbeschaffenheit schnell. Eine Grasnarbe war nur partiell vorhanden, Oberhand gewann die rote Schlacke. &bdquo;Es gab quasi nur zwei Möglichkeiten: entweder staubtrockene Betonpiste oder schlammiger Morast“, berichtet Markus Bobe.

Während die Mergelkuhle Anfang der 1990er Jahre vom Bogensportverein Freischütz in Beschlag genommen wurde, kamen die TSV-Fußballer 1992 in den Genuss eines feinen Kunstrasens. Vorübergehend mussten die Umkleiden in der Turnhalle oder im alten Sporthaus oberhalb der Mergelkuhle genutzt werden. Doch mit dem dank viel Eigenleistung errichteten Sporthaus konnte ab 1997 stolz vom Westhang als neuer Heimat des TSV Kirchheide gesprochen werden.

Dass im Lemgoer Norden Nachhaltigkeit groß geschrieben wird, verdeutlichen auch zwei weitere Fakten. Werner Gröne verschrieb sich früh der Nachwuchsarbeit in der Fußballabteilung, die seine Nachfolger wie Andreas Winter, Armin Wiebesiek oder aktuell Sergej Zibart erfolgreich fortsetzten. So kann der 670 Mitglieder starke Dorfverein heute eigenständig zwei Seniorenteams in der A- und B-Liga ins Rennen schicken.

Ohnehin zählen Kontinuität und Verlässlichkeit zum Markenkern des TSV Kirchheide. Seit 1958 gab es in 67 Jahren lediglich fünf unterschiedliche Vorsitzende. Drei davon wird Markus Bobe am Freitag im Anschluss an den Kommers interviewen: den aktuellen Vorsitzenden Dirk Hartwig sowie seine Vorgänger Thomas Emminghaus und Günter Bobe, der 15 Jahre den TSV führte. Die stellvertretende Vorsitzende Gabi Nietzel beleuchtet den Verein aus der Sicht der Frau.

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