Denkwürdiges Finish vom TBV Lemgo Lippe mit roter Karte, Siebenmeterreflex und „Dreckstor“

Hamburg. Für solche Handballspiele wurde das Wort &bdquo;Verrückt“ erfunden. Der TBV Lemgo Lippe lag Freitagabend beim HSV Hamburg in der 46. Minute bereits mit sechs Toren im Hintertreffen. Kein einziges Mal hatte er das Momentum, sprich eine Führung, auf seiner Seite. Und nichts deutete beim 24:30 noch auf ein positives Ende hin. Wie die Kehrmann-Schützlinge 14 Minuten später mit 35:35 doch noch einem Punkt aus der Sporthalle in Winterhude mitnahmen, war nach dem wilden Finish kaum zu erklären.

&bdquo;Irgendwie haben wirs geschafft“, stammelte Constantin Möstl am Dyn-Mikrofon, und sollte erklären, wie er 23 Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter von Casper Mortensen parierte. Kurz zuvor hatte Frederik Simak mit seinem vierten Treffer den 34:35-Anschluss geschafft. Es standen noch eineinhalb Minuten auf der Uhr und der Wahnsinn begann. 49 Sekunden vor Schluss drückte HSV-Trainer Torsten Jansen ein letztes Mal den Buzzer und vier Sekunden später sah der schon nach 22 Minuten mit zwei Zeitstrafen vorbelastete Joël Willecke nach einem Foul an Jakob Lassen die rote Karte. Den nächsten Hamburger Angriffsversuch unterband Tim Suton mit einem Foul gegen Nicolaj Jörgensen, welches die Unparteiischen Hurst/Krag minutenlang per Videobeweis auf Disqualifikation überprüften. Sie beließen es bei einem harten Foul, gaben aber Siebenmeter für den HSV. Es verblieben 23 Sekunden, als sich Casper Mortensen, der zuvor acht von acht Würfen verwandelt hatte, den Ball schnappte. Doch reaktionsschnell riss Constantin Möstl die Arme hoch und parierte. &bdquo;So konnte ich meine Leistung irgendwie wettmachen“, sagte der TBV-Keeper, der insgesamt nur auf vier Paraden kam. Möstl: &bdquo;Ich wollte schon jubeln, doch dann merkte ich, dass wir ja noch zurücklagen. Und dann hat ,Huti’ ja noch so ein Dreckstor gemacht.“

Hutecek rettet den Punkt Eiskalt war Lukas Hutecek durch die Hamburger Deckung gerauscht und hatte zehn Sekunden vor Schluss das 35:35 erzielt – der erste Gleichstand nach dem 10:10. Doch richtig jubeln durften die Lipper erst, als die langen Krakenarme von Niels Versteijnen den finalen Knaller von Jakob Lassen entscheidend neben das Lemgoer Tor abfälschten.

Selbst Florian Kehrmann war nach dem Krimi geflasht: &bdquo;Man hat gesehen, wie geil dieser Sport ist. Wie unberechenbar – und was alles möglich ist.“ Hamburg habe es lange Zeit vorzüglich gespielt. Torhüter Mohamed El-Tayar machte den Lemgoer mit neun Paraden lange das Leben schwer. Auch dem HSV-Rückraum mit den beiden Maschinen Jakob Lassen und Moritz Sauter, der mit 13 Treffern, 4 Assists und einer Wurfquote von 93 Prozent einen Sahnetag erwischte, war nicht beizukommen. Zumal den Lemgoern mit den verletzten Hendrik Wagner und Adam Nyfjäll hinten wie vorne wichtige Alternativen fehlten.

Bis zum 19:21 (38.) lag der TBV noch im Rennen. &bdquo;Die folgenden acht Minuten kosten uns dann eigentlich was Zählbares. Wenn man in der 46. Minute mit sechs Toren hinten liegt, dann wirds sehr schwer“, schilderte Kehrmann die Schlussphase. Und kam auch nicht um das Wort des Tages umhin: &bdquo;Irgendwie... – haben wir es geschafft, wieder eine gute Abwehr zu stellen. Vorne hat uns das Sieben-gegen-Sechs auch mit zwei Kreisläufern geholfen. Aber nur eins von hundert Spielen geht so aus. Normalerweise schnuppert man dran, aber verliert dann mit zwei Toren. Ich bin echt stolz, dass wir noch einen Punkt geholt haben, auch wenn der HSV zwei Punkte mehr verdient gehabt hätte.“

Statistik HSV Hamburg: El-Tayar, Haug; Gadza (n.e.), Magaard (1), Norlyk, Kofler, Lassen (5), Jörgensen (4/1), Weller (1), Geenen (n.e.), Botta (n.e.), Levermann (n.e.), Andersen (3/1), Sauter (13), Mortensen (8/1).

TBV Lemgo Lippe: Möstl, Kastelic; Hutecek (6), Theilinger (1), Zehnder (4/4), Simak (4), Schagen (3), Leve Carstensen (3), Suton (6), Willecke (5), Versteijnen (3), Bröhl (n.e.), Meeno Carstensen (n.e.).

Denkwürdiges Finish vom TBV Lemgo Lippe mit roter Karte, Siebenmeterreflex und „Dreckstor“

Enttäuschte Gesichter beim TBV: In Hamburg war mehr drin

Doppelter Turniersieg: TBV Lemgo Lippe räumt beim Spielo-Cup richtig ab

Tricksereien beim Dänen-Dreier: TBV Lemgo Lippe verblüfft mit personellen Überraschungen

So meisterte der TBV Lemgo Lippe den Härtetest beim Wartburg-Cup

Rot für Hutecek: Bitteres Ende für TBV Lemgo Lippe beim 29:30 im Freitagskrimi in Hannover

Ein großer TBV-Tag: Lemgo feiert 31:25 gegen den VfL Gummersbach und zwei Zusagen bis 2028