Erfrischend offen: Bundesliga-Schiri Florian Exner referiert in Lage

Lage. Die Aula des Gymnasiums am Werreanger in Lage ist bestens gefüllt gewesen, als Bundesliga-Schiedsrichter Dr. Florian Exner (34) Einblicke in seine Tätigkeit gab. Gespannt verfolgten bei der Schulung des FuL-Kreises Detmold auch viele junge Schiedsrichterkollegen das Referat des Rechtsanwaltes aus Münster. Exner hinterließ einen außerordentlich sympathischen Eindruck, die Basis durfte ihn mit Fragen löchern, Exner antwortete offen und ehrlich.

Bernhard Engelke (72) vom TuS Kachtenhausen ist seit 30 Jahren Schiedsrichter: &bdquo;Der enge Kontakt zu den Assistenten hat mich beeindruckt. Ein toller Vortrag von Florian. Es ist Wahnsinn, unter was für einem Stress die Bundesliga-Schiedsrichter stehen.“ Die Referees in der Eliteklasse kommunizieren durchgehend mit ihren Kollegen an den Seitenlinien, den Videoassistenten hören sie nur, wenn dieser sich einschaltet. Exner: &bdquo;Die Kommunikation ist wild und hektisch.“

&bdquo;Es ist schon großer Mist...“ Udo Schlingmann, Vorsitzender des Detmolder Kreisschiedsrichter-Ausschusses: &bdquo;Es ist schon großer Mist, dass der Schiedsrichter Punktabzüge für seine Leistung bekommt, wenn der Video-Assistent ihn raus bittet. Am Ende geht es ja um die richtige Entscheidung.“ Ansonsten habe Schlingmann &bdquo;das eigentlich alles gekannt“, stricht aber heraus: &bdquo;Dass die Gespanne immer einen Tag vorher anreisen müssen, ist schon interessant.“ Dies gilt übrigens unabhängig davon, wie weit die Fahrt ist. Exner: &bdquo;In Osnabrück oder in Bielefeld bin ich ja ganz schnell, trotzdem muss ich einen Tag vorher da sein, auch wenn der Anstoß erst spät am Abend ist.“

Bei der Planung bekommt er Unterstützung vom DFB-Reisebüro, von seiner Ansetzung für eine Begegnung erfährt Florian Exner zehn Tage vorher: &bdquo;Wir dürfen auch Fliegen, nach München ergibt das für mich beispielsweise Sinn.“ Für die Vorbereitung werde jegliches Videomaterial über die Mannschaften zur Verfügung gestellt. Der Spieltag sei dann &bdquo;eigentlich Routine“. 2:15 Stunden vor Anpfiff komme er am Stadion an, es werde unter anderem die Technik getestet. Dazu gehöre nun auch das Public Announcement: &bdquo;Bisher musste ich das nicht machen, aber das wird sicher auch für mich kommen.“ Beim Public Announcement erklären die Schiedsrichter per Stadiondurchsage ihre Entscheidung.

&bdquo;Blind gepfiffen“ Für seinen Vortrag hatte Exner Videomaterial vom Spiel des HSV gegen Heidenheim (2:1) mitgebracht, das er am Wochenende pfiff. Ein Handspiel habe er &bdquo;blind gepfiffen“, als der Assistent ihn darauf hingewiesen hatte: &bdquo;Ich habe dem Spieler gesagt, dass ich es gesehen habe, aber es war nicht wirklich so.“

Und was hält er vom Videobeweis? Zu Beginn habe er auch &bdquo;zu den Fußball-Romantikern“ gehört, &bdquo;aber mittlerweile brauchen wir ihn“. Wenn er rausgeschickt werde, nerve ihn das natürlich: &bdquo;Du machst dir Gedanken, weißt, dass die Note nun in den Keller geht. Ich versuche, das zu verdrängen, denn du willst ja die richtige Entscheidung. Danach spreche ich immer erstmal wenig mit den Kollegen. Es beschäftigt mich halt.“Und wie schafft es ein Schiedsrichter nach ganz oben? &bdquo;Du brauchst Glück, ganz viel Glück. Bei meinem Sprung aus Liga zwei in Liga eins hatte ich eine super Saison. Wenn du dran bleibst, kann es klappen.“

Ehrungen Seit 45 Jahren ist Klaus Meier (TSV Sabbenhausen) Schiedsrichter, seit 40 Jahren: Hartmut Tegeler (SF Oesterholz-K.), seit 30 Jahren: Bernhard Engelke (TuS Kachtenhausen), Thorsten Pölert (SuS Pivitsheide), Rudolf Gallmann (BSV Heidenoldendorf), Bernd Aschhoff-Becker (Fortuna Schlangen), seit 25 Jahren: Rolf Gkarelas (Post-TSV Detmold), Herbert Indenbirken (TSV Elbrinxen). Als Schiri des Jahres zeichneten die Detmolder Justin Bardhan (RSV Hörste) aus. Jungschiedsrichterin des Jahres ist Carolin Silva Wagenbach (TuS Eichholz-R.).

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