„Rennen wie die Bekloppten“: Nächste Herkules-Aufgabe für TBV Lemgo Lippe zu Kläschen

Lemgo. Abfangjäger und achtfacher Vollstrecker. Hendrik Wagner war beim sensationellen Auswärtscoup des TBV Lemgo Lippe in der Max-Schmeling-Halle kaum zu bremsen. Vor der nächsten Herkulesaufgabe, am Donnerstag, um 19 Uhr, gegen die SG Flensburg-Handewitt, ist ein kleiner Berlin-Rückblick erlaubt: &bdquo;Es war einfach ein sehr schönes Gefühl. Wir wissen, dass wir gegen Spitzenteams zuhause fast immer mithalten können. Aber solch ein Auswärtssieg beim Meister ist etwas Besonderes. Das sieht man ja allein schon an der Geschichte, wo der letzte Sieg in Berlin 16 Jahre zurück lag.“

So verlief die Rückfahrt aus Berlin: &bdquo;Ähnlich wie aus Erlangen. Die Jungs haben fünf Stunden lang gesungen“, berichtete Florian Kehrmann von ausgelassener Stimmung im Partybus. Eine bestimmte Musikrichtung ließ sich für den TBV-Trainer nicht ausmachen: &bdquo;Das ging kreuz und quer. Von Schlager über Pop bis hin zu Balladen – teilweise hörte es sich richtig nach einem Gesangschor an“, so Kehrmann. Für fast jeden Spieler gäbe es ein spezielles Lied: &bdquo;Die Jungs sind dabei sehr kreativ – ähnlich wie auf dem Spielfeld.“ Laut Hendrik Wagner beweist Bobby Schagen bei der Musikauswahl sehr viel Gefühl: &bdquo;DJ Bobby macht das richtig gut.“ Wagner selbst hat den Schlachtruf &bdquo;TBV – geht wie Sau“ salonfähig gemacht. &bdquo;Ein guter Kumpel aus Wetzlar, der in der Zweiten spielt und aus dem östlichen Teil Deutschlands stammt, hat ihn mit seinem lustigen Dialekt aufgebracht“, so Wagner.

So ist die SG Flensburg-Handewitt drauf: Wettbewerbsübergreifend haben die Nordlichter in 22 Partien seit dem Sommer erst eine einzige Niederlage kassiert: daheim mit 31:35 gegen den SC Magdeburg. Am Dienstagabend feierte die SG in der European League gegen Bidasoa Irun mit 38:35 im sechsten Gruppenspiel den sechsten Sieg. Überragend war Torhüter Kevin Möller (19 Paraden), der vor seinem Wechsel nach Dänemark zu GOG sein vermeintlich letztes Spiel in der Phoenix-Contact-Arena bestreitet. &bdquo;Die Abwehr gibt ihm auch viele einfache Bälle“, hat sich Florian Kehrmann die Vorarbeiten von Johannes Golla und Blaz Blagotinsek genau angeschaut. Gegen Irun fiel dem TBV-Coach auch die dominante Spielweise von Niklas Kirkelökke (7) auf. Bewusst geschont wurden am Dienstag Emil Jakobsen (Schulter) und Lukas Jörgensen (Rücken), die aber am Mittwochnachmittag im Bus Richtung Lipperland saßen. Erleichtert zeigte sich nach dem Irun-Spiel Simon Pytlick, dass die wochenlangen Spekulationen über seine Zukunft nun ein Ende haben. Pytlick, der erst im April seinen Vertrag bei der SG bis 2030 verlängerte, zog nun eine Ausstiegsklausel, um ab 2027 bei den Füchsen Berlin anzuheuern. Mit Welthandballer Mathias Gidsel und Trainer Nickolej Krickau treffen dann drei enge Weggefährten aus gemeinsamen GOG-Tagen wieder aufeinander. Als die SG-Spieler nach dem Irun-Spiel ihre Ehrenrunde absolvierten, rollten die Flensburger Fans ein Banner mit der Botschaft: &bdquo;Niemand ist größer als der Verein“ aus und sangen: &bdquo;Flensburg ist viel schöner als Berlin“.

Das erwartet Hendrik Wagner vom Kläschen-Spiel: Während es für Florian Kehrmann entscheidend ist, dass die Zuschauer &bdquo;die Halle schon beim Warmmachen und von der ersten Minute anzünden“, blickte Hendrik Wagner Mittwoch auf die Parallelen und Unterschiede gegenüber dem Berlin-Spiel. &bdquo;Ähnlich ist das Tempospiel. Auch die Flensburger rennen wie die Bekloppten nach vorne. Der Unterschied zu den Füchsen liegt im Rückraum. Da können wir gegen Flensburg mehr Würfe aus der Distanz erwarten. Alle Spieler haben eine hohe Qualität und sie feuern aus allen Lagen.“

&bdquo;Flo“ im WM-Fieber &bdquo;Kehrmann schnuppert an der Champions League“, heißt es im Online-Portal der Springer-Presse. Realität ist, dass der TBV-Coach am Dienstag sogar WM-Luft geatmet hat. Als einer von 7122 Zuschauern verfolgte er in der Dortmunder Westfalenhalle den 36:26-Sieg der DHB-Frauen gegen Färöer. &bdquo;Da sieht man, wie klein die Handball-Familie ist. Weil parallel ein Treffen der Jugend-Koordinatoren und ein Mastercoach-Lehrgang stattfand, konnte ich mich mit vielen Kollegen austauschen.“ In der Pause schwärmte er bei einem Streaminganbieter von der Frauen-WM: &bdquo;Wir in Lemgo sind totale Fans, wir haben das Eröffnungsspiel in der Kabine gesehen und daraus eine Kabinenparty gemacht. Meine Männer finden das richtig cool, wie unsere Frauen das im Turnier machen.“

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