Nach Carlsbogards Ausgleich gibt es beim TBV Lemgo Lippe kein Halten

Lemgo . Solche Kracherspiele hätten eigentlich Zuschauer verdient: Dank einer erheblichen Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit rang Handball-Bundesligist TBV Lemgo Lippe in der fast menschenleeren Phoenix-Contact-Arena dem bärenstarken Tabellenfünften Frisch Auf Göppingen einen Punkt ab. In letzter Sekunde – und dabei gab es in Sachen Dramatik keine Steigerung mehr – besorgte der über links durchgebrochene Jonathan Carlsbogard mit einem Wurf ins lange Eck den 26:26-Endstand, nachdem die Lipper beim 9:15 zur Halbzeit schon wie der sichere Verlierer ausgesehen hatten.

&bdquo;Das war ein Punkt der Moral", strahlte TBV-Coach Florian Kehrmann ob des Willens seiner Mannschaft, das Ruder nach dem verpatzten Auftritt in Durchgang eins noch einmal herumzureißen und den Punkt zu ergattern. Denn zunächst hatte es bitter ausgesehen für die Hausherren. Weder der Angriff erreichte sein Limit, noch die Abwehr. Gegen den bekannt starken FA-Rückraum hatte sich Kehrmann zu einer etwas offensiveren Variante der 6:0-Abwehr entschlossen.

Zur Halbzeit droht ein Debakel Doch die Konsequenz gegen den überragenden Tim Kneule oder das Wunderkind Sebastian Heymann blieb zum Leidwesen der TBV-Anhänger im Ansatz stecken. Vorne unterliefen zahlreiche Ballverluste und es gebrach an der nötigen Entschlossenheit im Abschluss. FA-Keeper Daniel Rebmann fischte so manchen gut gemeinten, aber nicht entsprechend präzisen Angriff weg. Ballgewinne nutzte Göppingen oft über den brutal abschließenden Nationalspieler Marcel Schiller, der auf Linksaußen angesiedelt ist.

Beim 6:11 sieben Minuten vor der Halbzeit (9:15) drohte ein Debakel, obwohl Kehrmann zwischenzeitlich Lukas Zerbe in der 5:1-Abwehr vorgezogen agieren ließ. &bdquo;Diese Maßnahme hat vielleicht auch ein klein wenig dazu beigetragen, dass wir langsam wieder rangekommen sind", so Kehrmann später. Zuvor war es in der Kabine &bdquo;richtig laut" geworden. Die Frage stellte sich: Soll sich Lemgo weiter im emotionslosen Trancezustand seinem Schicksal ergeben und die Niederlage widerstandslos hinnehmen? Die klare Antwort der Mannschaft hieß: Nein. &bdquo;Ich habe meinen Jungs gesagt, dass sie sich Zeit lassen sollen, eher Schritt um Schritt den Abstand verkleinern", so Kehrmann.

Lemgo rafft sich auf Und siehste. Der ruhige Rat verfing, weil die vielen kleinen Fehler aus den ersten 30 Minuten weitestgehend wegfielen und die Frisch-Auf-Jungs zunehmend Nachlässigkeiten einstreuten. Plötzlich hieß es 18:18 (46.), weil sich auch TBV-Keeper Peter Johannesson in die Partie arbeitete und hielt wie ein Teufel. Doch die Aufholjagd kostete Kraft. Frisch Auf erinnerte sich seines Namens und ließ durch Kneule und Heymann sowie Schiller seine Energie wieder aufblitzen, zog auf 25:21 (55.) davon. Doch anstatt das Ding locker zu Ende zu bringen, ging der Schuss nach hinten los, weil sich Lemgo zu einer sensationellen Energieleistung aufraffte, die nach dem 23:26 (58.) durch Cederholm und zweimal Carlsbogard glücklich, aber verdient zum 26:26 führte.

&bdquo;Eigentlich waren wir schon so gut wie tot. Aber wir haben alles gesehen, was Handball ausmacht", so Kehrmann, während sich sein FA-Pendant Hartmut Mayerhoffer grämte: &bdquo;Wie kann ich zufrieden sein? Wir haben einen Punkt verloren." Die Zuschauer jedenfalls hätten beide Teams mit Applaus verabschiedet.

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