Die Bettwanzen-Plage in Paris beunruhigt inzwischen Menschen in ganz Europa. Einwohner und Touristen hatten in den sozialen Medien Fotos und Videos von Begegnungen mit den lästigen Plagegeistern geteilt, der französische Gesundheitsminister berief sogar ein Krisentreffen ein. Wie man sich am besten vor Bettwanzen schützt, wie oft sie in Deutschland vorkommen und was zu tun ist, wenn sie sich in der Wohnung eingenistet haben – das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wo kommen die Bettwanzen plötzlich her?
Bettwanzen sind weltweit verbreitet und können in Hotels, Bahnen, Bussen und auch Kinos vorkommen. Springen oder Fliegen können die kleinen Tiere nicht, doch durch Mauerritzen oder Bücher aus Leihbibliotheken können sie von einer Wohnung in die andere gelangen.
Ursprünglich kommen die kleinen Insekten aus Asien und dem Mittleren Osten. Inzwischen sind sie aber hauptsächlich in Europa und Nordamerika verbreitet. In Deutschland sind Bettwanzen bisher selten, tauchen aber vermehrt in Reisegepäckstücken auf. Insektenforscher sagen, dass sich die Wanzen bei warmem Wetter ausbreiten. In diesem Jahr scheint ein neuer Höhepunkt erreicht zu sein.
Woran erkenne ich Bettwanzen?
Bettwanzen sind etwa vier bis sechs Millimeter groß und haben eine rostrote bis dunkelbraune Farbe. Ihre Beine und Antennen wirken hingegen eher gelblich. Ihr Körper ist flach und sie sind besonders gute Kletterer. Ob ein Bett befallen ist, erkennt man meistens an kleinen Blutspuren und Kotflecken, die die Wanzen hinterlassen. Ihre Bisse sind meist daran zu erkennen, dass sie eine regelrechte Straße bilden, bis sie die richtige Stelle gefunden haben.
Wie gefährlich sind Bettwanzen?
Generell ist der Biss einer Bettwanze mit einem Insektenstich vergleichbar. Die Tiere saugen Blut und geben dabei ein gerinnungshemmendesSekret ab, das starken Juckreiz verursacht. Das Kratzen kann zu Entzündungen an den Einstichstellen führen. Bei häufigen Stichen können allergischen Reaktionen auftreten. Bettwanzen können auch Krankheiten übertragen. Bisher wurden 28 verschiedene Erreger in Bettwanzen nachgewiesen, darunter auch das Hepatitis B-, das Hepatitis C- und das HI-Virus. Gesichert gelten sie als Überträger des Q-Fiebers. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Belege für eine Übertragung von anderen Krankheiten wie Hepatitis B, Hepatitis C und HIV.
Wie kann man sich vor Bettwanzen schützen?
Wer in einem Hotel übernachtet, sollte die Matratzen überprüfen, empfiehlt Bärbel Holl, 1. Vorsitzende des Vereins zur Förderung ökologischer Schädlingsbekämpfung. Sollte im Bett oder in den Laken Ungeziefer sein, rät die Expertin dazu, das Zimmer zu wechseln.
Generell sei es ratsam, schmutzige Wäsche in einer Dusche oder einer Badewanne auszupacken und gründlich auszuschütteln, dann seien die Bettwanzen gut zu sehen. Betroffene Textilien sollten bei 60 Grad in der Waschmaschine gewaschen werden. Jede Ritze vom Koffer sollte gründlich untersucht werden.
Ein weiterer Tipp von Holl: Es gibt spezielle Bettlaken gegen Bettwanzen, die Reisende über das Bett spannen können. Diese Laken sind so glatt, dass Bettwanzen darin keinen Halt finden und abrutschen.
Was tun, wenn sich Bettwanzen in der Wohnung eingenistet haben?
Wer aus dem Urlaub zurückkehrt und den Verdacht hat, Bettwanzen im Gepäck zu haben, sollte den Koffer zu Hause nicht auspacken und sich an einen Schädlingsbekämpfer wenden. Wenn sich das Ungeziefer bereits in den eigenen vier Wänden eingenistet hat, empfehlen Experten ebenfalls einen professionellen Schädlingsbekämpfer. Wirksame Hausmittel gegen Bettwanzen gibt es nicht und gegen herkömmliche Pestizide sind die kleinen Tiere resistent.
Besonders wirkungsvoll ist die thermische Behandlung, bei der Bettwanzen bei Temperaturen über 45 Grad Celsius nach 30 Minuten absterben. Die Kosten für eine professionelle Schädlingsbekämpfung müssen Betroffene allerdings selber zahlen.
Ist die Aufregung um Bettwanzen berechtigt?
Die Schädlingsbekämpfer in Deutschland sehen trotz der Sorgen in Frankreich keinen Grund zur Panik. „Dieser Hype, der da gerade in Frankreich läuft, ist für uns alle ziemlich unverständlich“, sagte Kai Scheffler, Vorstandsmitglied des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands. Zwar seien Bettwanzen mehr geworden, bestätigte Scheffler, der einen eigenen Betrieb in Paderborn führt.
Das habe allerdings damit zu tun, dass Menschen nach der Corona-Pandemie wieder mehr reisen und aufmerksamer geworden seien. Weder beim Verband noch bei seinem Betrieb könne er mehr Anfragen von Privatleuten feststellen, sagte Scheffler.
Der Vorsitzende des hessischen Landesverbands der Schädlingsbekämpfer, Björn Kleinlogel, berichtete in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hingegen von einer erhöhten Zahl an Aufträgen. "Die Bettwanzen sind auf dem Vormarsch", sagte er.