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Kakao mit Schuss: Rassismus-Debatte wegen Getränkename „Lumumba“

Derzeit wird die heiße Schokolade mit Rum wieder an vielen Buden auf dem Weihnachtsmarkt angeboten. Eine Grünen-Politikerin kritisiert nun die Namensgebung und löst eine Rassismusdebatte aus.

Pauline Maus

Besonders in der Weihnachtszeit ist der heiße Kakao mit Rum beliebt. Der Name "Lumumba" ist jedoch umstritten. - © Symbolbild: Pixabay
Besonders in der Weihnachtszeit ist der heiße Kakao mit Rum beliebt. Der Name "Lumumba" ist jedoch umstritten. (© Symbolbild: Pixabay)

Sie ist ein echter Klassiker auf dem Weihnachtsmarkt: die heiße Schokolade mit Rum. Doch dass das Heißgetränk vielerorts unter dem Namen „Lumumba“ verkauft wird, sorgte nun für eine hitzige Debatte im Netz.

Die Historikerin und ehemalige Grünen-Stadträtin in Bautzen, Annalena Schmidt, findet den Getränkenamen rassistisch. Das machte sie in einem Posting auf der Plattform X, vormals Twitter, am Samstag deutlich. Sie schrieb: „Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt ’Kakao mit Schuss’ nach ihm!“

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Im Netz entbrannte daraufhin eine hitzige Debatte um das Heißgetränk. In den mehr als 2.500 Kommentaren gehen die Meinungen zu dem Thema deutlich auseinander. Während sich einige Nutzerinnen und Nutzer bei Schmidt für den Hinweis bedanken, geht das Posting anderen zu weit.

„Lumumba“ hat historischen Hintergrund

Ein X-User schreibt: „Wenn ich richtig verstanden habe, wurde das Getränk zu Ehren von Lumumba nach ihm benannt. Was ist daran rassistisch?“ - Tatsächlich ist das Getränk nach dem ersten Premierminister der Republik Kongo nach Erlangen der Unabhängigkeit, Patrice Émery Lumumba, benannt. 1962 wurde er von einem Erschießungskommando der Provinz Katanga erschossen.

Doch wann genau und warum die heiße Schokolade mit Rum nach Lumumba benannt wurde, bleibt unklar. Die Grünen-Politikerin vermutet einen rassistischen Hintergrund und möchte aufklären. So auch das „Katapult“-Magazin in einem Artikel über den Unabhängigkeitskämpfer.

Viele andere X-User zitieren einen Spirituosen-Blog, der zu dem Getränk schreibt: „Schon 1960 trank man daher im Kongo ’Lumumba’. Nicht überliefert ist allerdings, warum man das Getränk nach dem Politiker benannt hat, darüber lässt sich nur spekulieren.“ Als eine mögliche Erklärung wird herangezogen, dass Zuckerrohr und Kakao die klassischen Kolonialwaren darstellten und man Lumumba ehren wollte.

Kakao mit Rum hat viele Namen

Nach ihrem Posting und dem darauf folgenden Shitstorm in den Kommentaren äußert sich Annalena Schmidt gegenüber der „Bild“-Zeitung zu dem Thema: „In einer Zeit, in der die Gesellschaft sensibler mit Rassismus umgeht, wollte ich die Menschen erreichen, die gar nicht wissen, dass das Kakao-Getränk mit Schuss nach einem schwarzen Menschen benannt ist.“

Weiter sagt die Historikerin: „Der historische Hintergrund ist ja bei vielen in Vergessenheit geraten. Ob man das Getränk deswegen umbenennen sollte, weiß ich nicht. Das ist wie bei Mohrenkopf oder Zigeunersoße – da haben die Hersteller ja auch reagiert, weil sie vielleicht weniger davon verkaufen, wenn sie rassistische Stereotype bedienen.“

Wer den möglicherweise rassistischen Namen einfach umgehen möchte, hat mehrere Optionen. Die heiße Schokolade mit Rum wird in Norddeutschland zum Beispiel unter dem Namen „Tote Tante“ verkauft. An der Weihnachtsmarktbude kann auch einfach einen Kakao mit einem Schuss Rum und nach Geschmack einem Sahnehäubchen bestellt werden.

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