Was haben Island, Lettland, Kolumbien und Costa Rica gemeinsam? Sie alle sind bei dem Glasfaserausbau weiter als Deutschland. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hatten Stand März 2023 nur zwei von 40 gelisteten Ländern einen niedrigeren Anteil an Glasfaseranschlüssen: Belgien und Griechenland.
Trotzdem heißt es vonseiten des Landes NRW, dass der Ausbau auf einem „sehr hohen Niveau“ sei. Vielleicht im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt. Im OECD-Ranking wäre Nordrhein-Westfalen immer noch auf Platz 27.
Hinzu kommt: Der Ausbau alleine reicht nicht aus. Denn bei den veröffentlichen Zahlen geht es nur um theoretisch nutzbare Anschlüsse und nicht um Haushalte, die tatsächlich das schnellere Internet nutzen. Und ob sich viele Bürger darauf einlassen, ist fraglich.
Marktkampf mit teilweise unfairen Mitteln
Aktuell scheint eine Goldgräberstimmung bei den Telekommunikationsunternehmen vorzuherrschen. Fast 50 Unternehmen kämpfen um den Markt – und nicht immer mit fairen Mitteln.
Laut der Verbraucherzentrale NRW versuchen viele Glasfaseranbieter per Vertreter Kunden an der Tür zu überrumpeln. Hinzu kommt, dass der Ausbau nicht nur langsam vorangeht, sondern dass in der Vergangenheit Missstände auf den Baustellen offengelegt wurden und der Zoll einschreiten musste. Ausbeutung ist, wie mehrere Beispiele aus dem Kreis Herford zeigen, kein Einzelfall.
Bevor die Landesregierung also von „Rekordzuwächsen“ und einem „sehr hohen Niveau“ im Digitalbereich spricht, sollte sie prüfen, ob der Ausbau und der Verkauf der Glasfaseranschlüsse ordnungsgemäß abläuft. Und vor allem: Was der Standard im Ausland ist.