„Kommen um grünen Wasserstoff nicht herum“: Was Unternehmen in OWL hemmt

Bielefeld. Bielefeldern dürften die Wasserstoff-Busse, die auf den Straßen der Leineweberstadt unterwegs sind, allein wegen ihres anderen Aussehens aufgefallen sein. Wer durch den Kreis Paderborn fährt, kommt nicht umhin, die vielen Windkraftanlagen zu bemerken, und weiß vielleicht, dass in Lichtenau aus dieser grünen Energie Wasserstoff erzeugt werden soll. Unternehmen Weidmüller hat im Sommer zur Woche des Wasserstoffs nach Detmold in den Kreis Lippe eingeladen.

Projekte, die sich mit der nachhaltigen Energiezukunft der Region beschäftigen, gibt es einige. Aber der grüne Wasserstoff verliert aktuell seine Fürsprecher. Welche Akteure gibt es in Ostwestfalen-Lippe, wo steht die Region und was muss getan werden? Eine Übersicht.

&bdquo;Viele Unternehmen zögern aktuell noch, in Wasserstofftechnologien zu investieren“, sagt Stefan Herrig. Er ist der Leiter der Leitstelle H2.NRW. Sie wurde Anfang 2024 unter dem Dach der Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate gegründet. Als Gründe für die Hemmungen bei Investitionen nennt er politische Unsicherheiten, infrastrukturelle Fragen und Kosten. &bdquo;Wenn wir bis 2045 klimaneutral sein wollen und dabei wichtige Industriestandorte in NRW, Deutschland und der EU erhalten möchten, ist eine funktionierende Wasserstoffwirtschaft essenziell“, sagt Herrig.

Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff und das Ziel Zentral sei der Einsatz vor allem in der Industrie, &bdquo;insbesondere, wenn eine direkte Nutzung von erneuerbaren Energien nicht möglich oder wirtschaftlich ist. Außerdem wird Wasserstoff auch in der Energiewirtschaft als Speicher für Strom aus erneuerbaren Energien-Anlagen eine wichtige Rolle spielen. Zudem gibt es auch in der Mobilität wichtige Anwendungsfelder. Laut NRW-Wirtschaftsministerium kann durch Wasserstoff &bdquo;ein Viertel der aktuellen CO?-Emissionen in Nordrhein-Westfalen eingespart werden“.

<div data-app="dpa-addons" data-embed-type="iframe-dyn" data-format="webgrafik" data-src="https://embed.dpa-addons.com/items/webgrafik/aktuell/2019_09_25/wasserstoff/cont/index.html?pathSrc=aktuell/2019_09_25/wasserstoff/cont&nameCSS=style_1_1.css&versionScript=2.2&customer=redaktionsgemeinschaft-ostwestfaelisch-lippischer-verlage-gmbh-co-kg" data-path="aktuell/2019_09_25/wasserstoff/cont" data-title="Grafik der dpa: Quiz"> Das Wasserstoffnetzwerk in OWL In Ostwestfalen-Lippe soll das Thema Wasserstoffenergie und die Vernetzung von Unternehmen jetzt durch die Reaktivierung des Wasserstoffnetzwerkes Hy Drive vorangetrieben werden. Alle sechs Kreise und die Stadt Bielefeld sind Teil des Netzwerks. Ziel ist es, in dem Bereich eine führende Rolle einzunehmen, sagt Dennis Hetmann, Mobilitätsmanager im Kreis Lippe.

Hervorgegangen im Jahr 2021 aus einem Förderprojekt, zielt es jetzt darauf ab, eine bessere Projektübersicht über die ganze Region zu erlangen und diese durch Synergieeffekte zu stärken. &bdquo;Einige Projekte sind weiter, wie der Schlafende Riese, andere sind noch ganz am Anfang“, sagt Hetmann.

Die Wasserstoff-Produzenten in Lichtenau Das Projekt &bdquo;Schlafender Riese“ in Lichtenau im Kreis Paderborn soll bis 2027 eine Elektrolyseanlage in Betrieb nehmen und so eine Grundversorgung der Region mit Wasserstoff sicherstellen. Über ein Kernnetz soll er sogar für die Industrie in ganz Deutschland nutzbar sein. Hierfür investieren Netzbetreiber Westfalen Weser, Stadt und Stadtwerke Lichtenau 29,2 Millionen Euro.

&bdquo;Die Industrie muss bereit sein, ihre Anlagen anzupassen“, betont Christian Debowicz von Westfalen Weser. &bdquo;Die Energiewende ist alternativlos. Es muss mehr und schneller passieren.“ Auch in das bereits bestehende Gasnetz sollen zehn Prozent Wasserstoff beigemischt werden. &bdquo;Dafür ist keine technische Umrüstung nötig, bei Privathaushalten sind Kostenexplosionen also auszuschließen.“

Die Wasserstoff-Nutzer in Bielefeld Ein Unternehmen, das bereits sehr sichtbar auf Wasserstoff setzen, ist Mobiel. Die Bielefelder Verkehrsbetriebe schickten bereits 2022 vier Busse auf die Straßen, die mit reinem Wasserstoff unterwegs waren. 2025 folgten &bdquo;Brennstoffbusse der neuen Generation“, erklärte das Unternehmen bei der Vorführung der Busse.

Die 25 bestellten Fahrzeuge können sowohl mit Wasserstoff als auch mit Strom fahren. Rund 18,7 Millionen Euro – davon 8,7 Millionen Bundesfördermittel – hat Mobiel in die Busse investiert.

Die Wasserstoff-Zulieferer in Detmold Zulieferer für die Wasserstoffindustrie ist Weidmüller. Das Detmolder Unternehmen produziert elektronische Verbindungstechnik und gehört in seiner Branche zu den Weltmarktführern. Auch im Bereich Wasserstoff ist das Unternehmen aktiv und bietet zum Beispiel Lösungen für die Digitalisierung und das Monitoring von Wasserstoffanlagen an.

Damit will es &bdquo;die Prozessindustrie bei der Entwicklung und dem Aufbau nachhaltiger Lösungen für die Wasserstoffproduktion“ unterstützen. &bdquo;Die Akteure, mit denen wir zu tun haben, sind von grünem Wasserstoff überzeugt“, sagt Yvonne Becker, Projektmanagerin im Bereich erneuerbare Energien bei Weidmüller. &bdquo;Die Sinnhaftigkeit ist allen bewusst, aber der Aufwand ist enorm.“ Auch sie hat bei ihren Kunden allerdings bemerkt, dass die politische und wirtschaftliche Situation als schwierig angesehen wird. &bdquo;Es braucht eine stabile Politik, die die Umstellung unterstützt“, fordert sie. Eine Infrastruktur müsse aufgebaut werden, Investitionssicherheiten gegeben und Gelder zur Verfügung gestellt werden.

Die Forderungen an die Politik Darum unterstreichen auch Christian Debowicz und Stefan Herrig die Notwendigkeit klarer politischer Rahmenbedingungen und die Fortführung von Förderinstrumenten, um Unternehmen die Investitionen in die Wasserstofftechnologie zu erleichtern.

&bdquo;Gerade größere Projekte können eine Sogwirkung entwickeln, von der alle vom Anlagenbauer bis zur Industrie profitieren. Wichtig ist, für Vorreiterprojekte jetzt auch eine Nachfrage und damit einen Markt zu schaffen. Was vor diesem Hintergrund immer wieder diskutiert wird, sind grüne Leitmärkte“, sagt Herrig. &bdquo;Also dass man zum Beispiel bei öffentlichen Bauprojekten vorschreibt, dass grüner Stahl, grüner Zement oder grünes Glas eingesetzt werden müssen. Das ist ein hochinteressantes Instrument, um das Problem der noch mangelnden Wirtschaftlichkeit zu lösen.“

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