Gut Rothensiek: Horn-Bad Meinberger Hotel wechselt den Besitzer

Horn-Bad Meinberg . 16 Jahre lang hat Kunigunde Rakers das Gut Rothensiek geführt. Mit dem Jahreswechsel hat sie ihr Landhotel geschlossen. Der Betrieb auf dem alten Rittergut soll aber weiter gehen. Der neue Besitzer will renovieren, ausbauen, feilt an einem Konzept, und will sich dafür Zeit lassen – bis zu drei Jahre.

Dass Rakers aufhört, ist nicht nur Corona geschuldet. Auch der Mangel an qualifiziertem Personal und zunehmende Bürokratie mit ihren Vorschriften und Abgaben haben ihr zugesetzt. Nachdem der Hotelbetrieb im vergangenen Jahr großenteils still stand, Kredite aber trotzdem zu bezahlen waren, hat die 66-Jährige die Reißleine gezogen. &bdquo;Es war eine schöne Zeit, und es hat mir Spaß gemacht, auch wenn ich den Betrieb nach dem Tod meines Mannes alleine führen musste", resümiert sie im Gespräch mit der LZ. &bdquo;Aber nun ist es genug. Ich will jetzt einfach meine Ruhe und mich meinen kreativen Neigungen widmen."

Es war eher Zufall, dass das Ehepaar Rakers damals Gut Rothensiek kaufte. Eigentlich suchten sie nur eine passende Bleibe für sich und ihr Pony. Doch das Gut habe eine eigenartige Anziehungskraft auf sie ausgeübt – als wenn es sich seine neuen Besitzer selber sucht. Die Rakers gingen das Wagnis ein, und die gelernte Innenarchitektin kümmerte sich fortan um den Hotel- und Gastronomiebetrieb, während ihr Mann sich seinen Unternehmungen in der Reisebranche widmete.

&bdquo;Man muss das hier behutsam weiter entwickeln" Mit dem Personal hatte Kunigunde Rakers in letzter Zeit nicht viel Fortune. Genug Mitarbeiter zu finden, vor allem gute, ist schwer, weiß sie. Mit einigen Köchen habe sie Pech gehabt, einer habe sie sogar im Weihnachtsgeschäft sitzen lassen, erzählt sie. Rakers übernahm selbst das Regiment in der Küche, schloss das Restaurant und beschränkte sich auf Halbpension für die Hotelgäste – das war gut zu überschauen und zu kalkulieren.

Doch mit Corona blieben die Hotelgäste aus, Events wie Hochzeitsmessen, Hochzeiten, Familientreffen und andere Feiern im &bdquo;Kälberstall" fehlten, insbesondere das wichtige Geschäft zum Jahresende. Auch die Hilfen des Bundes nutzten ihr nichts. Der Entschluss, zu verkaufen, bevor ihr nichts mehr bleibt, stand fest.

Aber nicht um jeden Preis. Ihr war daran gelegen, Gut Rothensiek in gute Hände zu übergeben. &bdquo;Man muss das hier behutsam weiter entwickeln, das habe ich auch gemacht." Sie entschied sich für eine Familie aus Detmold, deren Vorstellungen sie überzeugte. Zwar hätte sie einen höheren Preis erzielen können – von Investoren, die das Rittergut nicht zu schätzen wissen und es vermutlich platt gemacht hätten, wie sie mutmaßt. &bdquo;Da hatte ich kein gutes Gefühl."

Die neuen Herren auf Gut Rothensiek möchten noch ungenannt bleiben. Ihr Projektmanager Philipp Weigandt kann sich rund drei Jahre Zeit lassen, um das Anwesen zu renovieren, ein Konzept zu erarbeiten und umzusetzen. &bdquo;Wir sind derzeit noch in der Findungsphase und testen die Möglichkeiten, die sich hier bieten", sagte er im Gespräch mit der LZ. Das Gut solle auf jeden Fall ein Hotel- und Gastronomiebetrieb bleiben – und sich durch Familienfreundlichkeit auszeichnen. Die Scheune soll zur Eventhalle werden, der Schwimmteich restauriert werden.

&bdquo;Ich werde die weitere Entwicklung gespannt verfolgen" Weigandt plant eine Streuobstwiese und einen Gemüsegarten für die Küche. Für Kinder soll es einen Bewegungsparcours geben, vielleicht auch eine Art kleinen Streichelzoo. Und er möchte auch Jugend- und Sozialprojekte auf das Gut holen: Wiegandt ist selber Ringer-Trainer und betreut eine Ringer- sowie eine Callesthenics-Community. &bdquo;Es gibt ja nicht viele Plätze, die für Kinder und Jugendliche attraktiv sind."

Gut Rothensiek soll sich mit den umliegenden Sehenswürdigkeiten vernetzen und Gästen so einen Mehrwert bieten. Die Lage mitten in der Natur und dennoch nahe an einer guten Bahn- und Busanbindung sei auch für Besucher ideal, die nicht mit dem Auto anreisen könnten oder wollten. All dies und weitere Ideen will Philipp Wiegand in ein Konzept gießen, das im Sommer stehen soll.

&bdquo;Ich werde die weitere Entwicklung gespannt von Horn aus verfolgen", sagt Kunigunde Rakers. Dort will sie sich niederlassen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. &bdquo;Ich möchte Romane schreiben, malen, Plastiken erschaffen. Ich habe viele Interessen, denen ich nun ungezwungen nachgehen kann", sagt sie. &bdquo;Das ist ein völlig neuer Lebensabschnitt – ich freue mich drauf."

Mehr als 500 Jahre Geschichte 1481 erhielt der Müller Hermann Trumpe vom lippischen Grafen Bernhard VII. die Ländereien um das heutige Gut Rothensiek (damals Rodensiek) als Lehnsgut . Die wohlwollende Geste mag ihren Grund darin haben, dass Ilseke Trumpe, vermutlich die Schwester des Hermann Trumpe, mindestens elf uneheliche Kinder mit dem Grafen hatte.

1574 kaufte der gräfliche Sekretär Johann von Rinteln das Gut. Viele Erbschaftsstreitigkeiten sind aktenkundig, schließlich lebten mehrere Besitzer eines Anteils am Gut auf dem Hof, die sich nicht grün waren. Ab 1671 kaufte Adam Heinrich Kotzenberg (er wurde 1674 vom Kaiser geadelt) nach und nach das Gut auf und baute Wehranlagen. Das sogenannte &bdquo;Vorwerk" steht heute unter Denkmalschutz.

Nach mehreren Besitzerwechseln kaufte Emil Volland 1882 Gut Rothensiek. Es wurde 1982 für Urlauber umgewandelt, seit 2003 als Hotel genutzt. Unter dem Titel &bdquo;Der Fluch der Witwe Engelbrecht" hat Karl-August Volland die rund 500-jährige Geschichte des Gutes niedergeschrieben, das geschichtsinteressierten Gästen als Lektüre zur Verfügung stand.

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