Oerlinghausen. Die Nachricht kam am Mittwochmorgen vollkommen überraschend. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen informierte die Verwaltung der Bergstadt, dass diese mit Fördergeldern in Höhe von 2,813 Millionen Euro rechnen könne. Das wird Bürgermeister Dirk Becker freuen, wenn er in der kommenden Woche aus dem Urlaub zurückkehrt. Erst vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass der Kreis Lippe 6,2 Millionen Euro in der Bergstadt investiert und die Klimaerlebniswelt baut.
Noch vor drei Wochen wurde die Förderung ausgeschlossen
„Noch vor drei Wochen hieß es aus Düsseldorf, dass das Freibad in diesem Jahr nicht gefördert werden würde", sagt Thomas Reimeier, Verwaltungsleiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Gesamtsumme werde aufgeteilt auf zwei Projekte, erklärte Reimeier weiter. Mit 640.000 Euro wird die Anlage des Abenteuerspielplatzes und Schulhofes an der neuen Grundschule in der Südstadt gefördert, die übrigen 2,17 Millionen Euro sind für die Sanierung des Freibades gedacht. „Das entspricht einer Förderung von 60 Prozent je Projekt", sagt Reimeier. Für den Spielplatz sind Gesamtkosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro veranschlagt worden, für die Sanierung des Freibades betragen die Kosten 3,6 Millionen Euro. Lediglich für den Spielplatz hatte die Landesregierung eine Förderung in Aussicht gestellt. Jetzt kann an beiden Projekten weitergearbeitet werden.

Zwar freut sich Reimeier sehr über die Neuigkeit, doch es gibt einen winzigen Haken an der Sache. „Aber der ist eigentlich nur formaler Art", sagt Reimeier. „Die Förderung erfolgt vorbehaltlich des Inkrafttretens der Verwaltungsvereinbarungen Städtebauförderung 2021 nach Gegenzeichnung aller 16 Bundesländer", heißt es in dem Schreiben des Ministeriums.

Wie es nun weitergeht, müsse mit den verschiedenen Abteilungen abgestimmt werden, sagt der Verwaltungsleiter, denn es wären eben alle von dieser Nachricht überrascht worden. Auch Peter Synowski, Geschäftsführer der Stadtwerke, hatte bis dato noch nichts über den Geldsegen erfahren. „Wir freuen uns natürlich über die Zuwendung, denn wir stehen weiterhin voll hinter dem Freibad", sagt er. Jetzt müsse weiter geplant werden, denn bisher habe es nur eine Entwurfsplanung gegeben. Und später, wenn das Projekt von der Politik endgültig abgesegnet sei, müsse man auch noch die Handwerker finden. „Und das ist in Coronazeiten ein kleines Glücksspiel", sagt Synowski.

Die Planung, die zuletzt parteiübergreifend Anklang in der Politik gefunden hat, sie drei Becken vor. An das Schwimmerbecken angeschlossen ist die etwas tiefere Sprunggrube. Nordöstlich davon können sich Nichtschwimmer in einem quadratischen Becken tummeln und südöstlich davon wiederum ist das Planschbecken für die Kleinsten geplant.
Im Vergleich zur aktuellen Situation müssen sich vor allem die Schwimmer umstellen. Ihnen stehen nicht mehr 50 Meter lange Bahnen zur Verfügung. Die sind auf 25 Meter gekürzt worden. „Eine Voraussetzung, sich überhaupt um eine Förderung zu bemühen, war die Verringerung der enorm großen Wasserfläche", sagt Reimeier. Das Freibad müsse durch die Sanierung energetisch optimiert werden.
Die Diskussion, ob das Freibad saniert werden solle, ist schon Jahre alt. Grundsätzlich aber wollte das Bad jeder erhalten. Doch die Mängel wurden immer offensichtlicher: Es gibt durch Undichtigkeiten große Wasserverluste, die unter nicht unerheblichem Kostenaufwand ersetzt werden. Zudem, sagt Reimeier, sei die Technik inzwischen so veraltet, dass die Techniker befürchten, dass, wenn ein größerer Schaden eintrete, das Freibad von heute auf morgen komplett geschlossen werden müsste, weil es einfach keine Ersatzteile für die Maschinen gebe.
Das Freibad soll möglichst wenig geschlossen werden
Reimeier geht davon aus, dass es in dieser Badesaison noch nichts wird mit der Sanierung. „Erst einmal muss die Ausführungsplanung stehen und von der Politik goutiert werden. Dann können die einzelnen Gewerke ausgeschrieben werden. Zudem soll die Sanierung weitestgehend außerhalb der Badesaison erfolgen. Das Bad soll möglichst wenig geschlossen werden", sagt Reimeier.
Zeit genug hat die Verwaltung. Reimeier rechnet damit, dass der Förderbescheid Ende Mai ergehen wird. Dann ist das Geld bis Ende 2024 abrufbereit und steht in Teilbeträgen auf Abruf zur Verfügung.
Mit dem Städtebauförderprogramm werden in diesem Jahr 294 Projekte mit 368 Millionen Euro gefördert. Davon trägt das Land 195 Millionen Euro, der Bund 171 Millionen Euro und die EU zwei Millionen Euro.