Detmold. Das Genre in der Ausstellung „angesichts“ der Detmolder Galerie Mellies ist schnell auszumachen: Es ist realistische Malerei, die die junge Leipziger Malerin Karlotta Susanna Pöschko mit einem zeitgemäßen Stempel versehen hat.
„Karlotta Susanna Pöschko versucht Realismus mehr zu erzählen als ihn abzugrenzen. Bei ihr ist es keine lähmende Stille, mit der man die Bilder in Ehrfurcht betrachtet. Bei ihr verschwimmt dieser Trennungsstrich“, schreibt die Galerie in der Einladung.
Personen ohne Unebenheiten
Pöschko male Personen ohne Unebenheiten, ohne Textur, ohne Stirnfalten oder Grübchen. Dabei setze sie ihre Leerstellen sehr genau, mache die Gesichter dadurch leserlich und poliere sie mit diesem einen gewissen ungeformten Etwas auf, das man nie greifen oder festmachen können werde.
„Dabei ist die malerische Reduktion von Karlotta Susanna Pöschko nie Knappheit. Die Auslassungen nie flach, nie trist. Eher friedvoll schlicht und sanft. Es sind mehr Gefühlsäußerungen statt Gemälde und insofern auch tief humanistisch“, schreibt die Galerie.
Und genau da blitzt nach Ansicht von Galeristin Sabine Mellies Pöschkos Klasse auf: „Im Weglassen von zu viel Genauigkeit, in der Unaufgeregtheit ihre Kompositionen. Im Verdichten der Details. Bis die flächigen Gesichter wie Gefäße sind - ohne Ablenkung - die wir zu füllen haben, Innenbildern gleich. Es sind gesichtgewordene Flächen, mit denen man in einer Art Gespräch einzutauchen beginnt, die, voll Sorgfalt perfekt im Bild positioniert, unbedingt Augenkontakt mit uns suchen, als klammerten sie sich daran.“
Literarische Bilder
Was man in der Ausstellung „angesichts“ zu sehen bekomme, sei das Gegenteil eines malerischen Overloads. Eher seien die Bilder literarisch, polar, klar und lauernd. „Karlotta Susanna Pöschko malt das Persönliche unbedeutend und fast artig und macht es dadurch groß und großartig. Ihre Bilder atmen farblich ebendiese ausgetüftelte unverdrossene Rückwärtsgewandtheit vergangener Stilepochen und ein stückweit auch ihre Bedeutsamkeit, durch die sie in ihren assoziativ erzählten Bildern hindurchstrolcht“, erklärt Mellies.
In den Portraits von Karlotta Susanna Pöschko schwele und husche etwas mit beredtem Schweigen über die Gesichter. Mellies nennt es „einen kaum wahrnehmbaren, mikroskopisch kleinen Schauder, der das eigentliche Vergnügen der Bilder so ausmacht. Aus einer aus dem Mischen nur weniger Farbenkomponenten entstandener fast vergilbten Farbwelt entsteht bei Karlotta Susanna Pöschko eine neudefinierte sehr kluge und malerisch sehr durchdachte Frischzellenkur. Und zugleich eine kunsthistorisch fein unterlegte Umkodierung, mit einer sehr modernen Ausgewogenheit und Tiefe.“
Die Ausstellung ist bis zum 9. November zu sehen. Besichtigungen sind nach Vereinbarung per Tel. 0157 57328444, E-Mail: hallo@galerie-mellies.de möglich.