Nicht nur Überzeugungstäter am Impfbus in Augustdorf

Augustdorf. Die Glocken der katholischen Kirche läuten. Es ist 12 Uhr. Der Dauerregen hat soeben aufgehört. Der Impfbus des Kreises Lippe öffnet seine Türen. An diesem Dienstag macht er Station in Augustdorf, auch am folgenden Tag steht er auf dem ehemaligen Bundeswehrparkplatz an der Pivitsheider Straße. Eine Ausnahme, denn eigentlich werden seit Beginn des Monats keine mobilen Impfaktionen mehr angeboten. Doch weil die Gemeinde in den vergangenen Wochen mit besonders hohen Inzidenzwerten zu kämpfen hatte ( die LZ berichtete ), ist der Bus erneut vorgefahren.

Gleich zu Beginn sind einige Menschen gekommen, um sich impfen zu lassen. Nicht nur Augustdorfer sind darunter, obwohl diese das eigentliche Ziel des Angebots sind. Einer von ihnen ist Alexander Trautmann. Der Lagenser bekommt an diesem Tag seine erste Impfung. &bdquo;Nicht aus Überzeugung", wie er sagt. &bdquo;Mir bleibt ja nichts anderes übrig. Man wird sonst an den Pranger gestellt." Auch auf der Arbeit fühle sich der junge Mann in die Ecke gedrängt und auf eine Stufe mit Querdenkern gestellt. Dabei begründe sich seine Skepsis aus den fehlenden Langzeitstudien zu den Impfstoffen.

Impfungen nicht immer aus Überzeugung Auch eine Detmolderin im mittleren Alter, die namentlich nicht genannt werden möchte, ist skeptisch. So wirklich wisse sie selbst gar nicht, warum sie an diesem Tag überhaupt zum Impfen gegangen sei. Dabei gehöre sie sogar zur Risikogruppe und hätte sich schon längst impfen lassen können.

Vor zwei Wochen habe sie sich schließlich dafür entschieden, aber bei ihrem Hausarzt erst in weiter Ferne einen Termin bekommen können. Weil sie aber bald ins Ausland verreisen wolle, wolle sie vorher zumindest einen Piks hinter sich bringen. Der Arzt habe sie dann an das Impfbus-Angebot verwiesen. Vor zusätzlichen Reisekosten durch PCR-Tests schützt die unvollständige Impfung sie allerdings nicht.

Hausärzte voll - Der Impfbus hilft aus Die Augustdorferin Maria Vogt zeigt sich verunsichert. Im April war die ältere Frau an Corona erkrankt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts gilt sie sechs Monate lang als genesen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt nach dieser Zeit eine einmalige Impfung. So habe es auch ihr Arzt empfohlen, obwohl sie noch über eine ausreichende Zahl von Antikörpern im Blut verfüge. Das habe ein Test bestätigt.

Auch Viola Kias und ihr Sohn haben die Infektion bereits hinter sich – fast die gesamte Familie war im April dieses Jahres ebenfalls erkrankt. Eigentlich wollten die Lemgoer sich ihre zweite Impfung bei ihrem Hausarzt geben lassen. Doch: &bdquo;Die Praxen sind total überlaufen. Wir hätten erst Ende Oktober einen Termin bekommen." Das hätte allerdings länger als das übliche Intervall von drei bis sechs Wochen zwischen zwei Biontech-Impfungen gedauert. Daher haben sie sich am Dienstag auf den Weg nach Augustdorf gemacht. Die Mutter würde sich wünschen, dass es noch weitere solcher Impfbus-Termine gäbe.

Dolmetscher helfen gerne Mit dabei sind auch Dolmetscher. Einer von ihnen ist Hussein Hammo, der schon bei mehreren mobilen Impfaktionen und im Impfzentrum im Einsatz war. Er übersetzt aus dem Arabischen und Kurdischen und hatte nicht damit gerechnet, noch einmal mit dem Impfbus hier zu sein. &bdquo;Beim letzten Mal in Augustdorf war nicht so viel los. Wir konnten nur ganz wenige überzeugen", sagt er und muss einem Mann helfen, der seine Unterlagen nicht dabei hat.

Später kommt eine Familie, der er beim Ausfüllen der Fragebögen für die medizinische Beurteilung hilft. Auch Isa Tumani, der sich bei der Flüchtlingshilfe engagiert, ist wieder vor Ort, hilft ehrenamtlich bei notwendigen Übersetzungen ins Türkische oder Arabische.

Lautsprecherdurchsagen machen auf Impfbus aufmerksam Nach etwa 45 Minuten ebbt der erste Zulauf ab. &bdquo;Das ist ganz normal, zur Nachmittagszeit kommen wieder mehr Menschen", sagt Gabriele Heinowski. Die medizinische Fachangestellte war zuletzt in Bad Salzuflen mit dem Impfbus unterwegs. Auch dort sei das Angebot &bdquo;gut angenommen" worden.

Damit sich noch mehr Menschen in der Gemeinde dafür entscheiden, sich impfen zu lassen, fährt Rene Toenneßen von der Verwaltung den ganzen Tag mit Lautsprecherdurchsagen auf verschiedenen Sprachen – Rumänisch, Bulgarisch, Arabisch, Deutsch, Polnisch, Russisch und Türkisch – durchs Dorf. Weil er gleichzeitig Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist, kann er deren Fahrzeug dafür verwenden, das über eine entsprechende Anlage verfügt.

91 Impfungen verabreicht Bürgermeister Thomas Katzer ist ebenfalls vor Ort. Er freut sich über den Zulauf zu Beginn der Aktion und bedankt sich für die Unterstützung des Kreises Lippe, der die Impfhaltestelle überhaupt erst ermöglicht habe.

Insgesamt sind nach Angaben der Pressestelle des Kreises am Dienstag 91 Impfungen verabreicht worden. Bei den vorherigen Terminen waren es noch rund 140 Impfungen, die der Kreis damals als &bdquo;durchschnittlich" wertete.

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