Augustdorfer Jugendsiedlung Heidehaus eröffnet kleine Schulstation

Augustdorf. Ein liebevolles Elternhaus, das einem Kind das notwendige Urvertrauen seit der Geburt vermittelt, ist zwar die Regel. Doch es gibt auch Kinder, die erleben Unsicherheit, Gewalt, Missbrauch - und werden so seelisch schwer geschädigt. Solche Kinder und Jugendlichen nimmt die Jugendsiedlung Heidehaus im Dachsweg auf. Für sie hat die Einrichtung für betreutes Wohnen nun eine kleine Schule eingerichtet.

&bdquo;Gerade in den letzten Jahren bekommen wir Schüler, die zwei, drei Jahre gar nicht in die Schule gegangen sind“, resümiert Heimleiter Sven Weber. Der Bedarf für solche Plätze in Jugendhilfeeinrichtungen steige stetig. Im Heidehaus gibt es seit den 80er-Jahren eine besondere Schulklasse, die Neuankömmlinge zunächst besuchen, um zu schauen, in welcher Schule sie künftig am besten aufgehoben sein werden.

Außenstandort mit zwei Lehrkräften Bei der Schulstation handelt es sich um einen Außenstandort der Fürstin-Pauline-Schule in Detmold, wie der Heimleiter erläutert. Die Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung stellt dafür zwei Lehrer ab. Voraussetzung dafür war eine Kooperationsvereinbarung mit dem Kreis Lippe und dem Kreisjugendamt.

Das Erdgeschoss des ehemaligen Seminarhauses wurde dafür umgebaut. In den zwei Klassenzimmern ist Platz für insgesamt zwölf junge Menschen, die beim Lernen von zwei Lehrern und zwei Sozialpädagogen begleitet werden. Im Aufenthaltsbereich steht bereits ein Tischkicker, und auch ein kleines Lehrerzimmer gibt es, wofür die Möbel zwar bestellt, aber noch nicht da sind.

Für die Mini-Schule gelten die gleichen baulichen Vorgaben wie für größere Einrichtungen. So können die Klassenzimmer - ist die Tür einmal geschlossen - aus Sicherheitsgründen nicht von außen geöffnet werden. Eine weitere Vorgabe war ein Fenster in den Klassenzimmertüren, durch die man jeden drinnen sehen kann. Auch Brandschutzauflagen mussten erfüllt werden.

Verhaltensauffälligkeiten Die Schule werden auch Schüler besuchen, die von der Fürstin-Pauline-Schule kommen, weil sie höheren Hilfebedarf haben. Sie alle haben Verhaltensauffälligkeiten, schildert Sven Weber. Können sich beispielsweise nicht gut konzentrieren und in größeren Gruppen angemessen verhalten und auch mal aggressiv werden.

Die Schüler haben ein problematisches Elternhaus und/oder sind bereits in Heimen gewesen. Manche leiden unter Depressionen, haben Mobbing in früheren Schulen erlebt. In anderen Einrichtungen habe das Konzept möglicherweise nicht gepasst, meint der Heimleiter. Oder die Schüler konnten nicht bleiben werden, weil sie körperlich massiv übergriffig waren.

&bdquo;Sie sind überall gescheitert und trauen sich nichts mehr zu“, erklärt Sven Weber. In Augustdorf gibt man ihnen eine neue Chance. &bdquo;Die Kollegen halten einfach länger durch“, so der Leiter. In der Mini-Schule bekommen sie wenig Druck und besondere Zuwendung. Ihr Selbstwertgefühl soll so gesteigert werden, damit sie Prüfungen bestehen und einen Schulabschluss machen. Anschließend können die jungen Menschen im Heidehaus auch eine Ausbildung absolvieren, wenn sie möchten: beispielsweise als Tischler, Maler oder Gärtner.

In der Jugendeinrichtung leben derzeit 70 junge Menschen im Alter von zwölf bis 23 Jahren.

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