Bega-Bad und Hallenbad Lohfeld kommen bald in neue Hände

Bad Salzuflen . Der &bdquo;Konzern Stadt" steht vor einer bedeutenden Umstrukturierung. Die Stadtwerke sollen im kommenden Jahr die Bäderbetriebe von ihrer Mutter übernehmen. Dazu ist es erforderlich, dass der kommunale Energieversorger, selbst eine 100-prozentige Tochter der Stadt, das Hallenbad Lohfeld und das Bega-Bad kauft. Auch eine Übernahme des Bäderpersonals ist geplant. Dem Paket muss der Rat noch zustimmen.

Die Übernahme Hintergrund der Übernahme sind laut Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzenden Eduard Böger (SPD) vor allem zwei Punkte: Steuerersparnis und eine bessere Personalausstattung für die Bäder. Das Finanzamt Detmold hat dem steuerlichen Querverbund nach längerer Prüfung inzwischen unter Auflagen verbindlich zugestimmt. Demnach kann die Stadt zusammen mit ihren Töchtern nach heutigen Kennzahlen künftig jährlich zwischen 200.000 und 300.000 Euro sparen, indem die Verluste aus den Bädern steuerlich mit den Gewinnen der Stadtwerke verrechnet werden.

Dazu spricht Böger davon, dass das Personal für Hallenbad und Bega-Bad aufgestockt werden muss. Seit der Saison 2018 findet im einzigen Bad Salzufler Freibad kein Frühschwimmen mehr statt. In den vergangenen Sommerferien musste die moderne Anlage wegen Personalmangels an drei heißen Tagen sogar komplett geschlossen werden, was überregional Schlagzeilen machte. Die Stadt versucht seit längerem händeringend, weiteres Personal zu finden – bisher ohne Erfolg , auch, weil der Markt für Schwimmmeister leer gefegt ist. Eduard Böger kann sich vorstellen, dass sich die Stadtwerke bei dem Problem etwas leichter tun, da sie &bdquo;als Wirtschaftsbetrieb kreativer als eine Behörde" seien. Dazu sei der Stadtwerke-Tarif leicht attraktiver als der der Stadt.

Keine Nachteile für Mitarbeiter Das bestätigt Stadtwerke-Geschäftsführer Volker Stammer. Aktuell sind 15 Mitarbeiter (darunter acht im Schwimmbetrieb) für die städtischen Bäder tätig. &bdquo;Unser Ziel ist es, mit allen Beteiligten eine einvernehmliche Lösung herzustellen", so Stammer. Durch die Personalüberleitung zu den Stadtwerken entstünden den Mitarbeitern &bdquo;keine Nachteile", sagt der Geschäftsführer. Und: &bdquo;Wir wollen darüber hinaus Perspektiven bieten."

Zu den Auflagen des Finanzamts für den steuerlichen Querverbund gehört neben dem Kauf der städtischen Bäder – Böger: &bdquo;Nur eine Übernahme des Betriebs reicht nicht" – eine wirtschaftliche Verbindung zwischen den Stadtwerken und ihrer neuen Sparte. Hierfür ist ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) geplant, das Strom und Wärme für das Hallenbad und das Bega-Bad liefert. Diese &bdquo;wirtschaftliche Brücke" hält Aufsichtsratsvorsitzender Böger für &bdquo;ökologisch sinnvoll"- auch im Sinne der Selbstversorgung der Stadt mit Energie. Laut Stadtwerke-Geschäftsführer Stammer wird das neue BHKW in der Energieversorgungszentrale im Schul- und Sportzentrum Lohfeld installiert – neben dem großen Heizkraftwerk, das sich dort seit 1998 befindet und das jetzt modernisiert worden ist. Die Neu-Investition gibt Stammer mit rund 250.000 Euro an.

Kein Einnahmezuwachs Böger stellt klar, dass die Stadtwerke durch die Übernahme der Bäder &bdquo;keinen Einnahmezuwachs erzielen". &bdquo;Aber der Aufsichtsrat sieht sich in der Pflicht, die Defizite der Bäder mit den Einnahmen der Stadtwerke zu verrechnen. Normalerweise reißt sich niemand darum, das ist eine Dienstleistung für die Mutter." Mittelfristig geht Böger davon aus, dass sich die Wirtschaftlichkeit auch im Bäderbetrieb verbessert. Schließlich hätten es die Stadtwerke auch geschafft, dass die Parkhäuser ohne Defizit betrieben werden. Vor gut zehn Jahren, unter städtischer Regie, betrug das Minus dort noch 300.000 bis 400.000 Euro jährlich. &bdquo;Und auch der Stadtbus würde ohne rabattierte Tickets mit einer schwarzen Null fahren", so Böger. Was die Stadtwerke für das Hallenbad Lohfeld (erbaut 1974) und das Bega-Bad (als Flussbadeanstalt 1883 eröffnet, Neubau mit Edelstahlbecken Ende der 1990er Jahre) zahlen müssen, muss von einem Gutachter bewertet werden. Eine Summe steht deswegen noch nicht fest.

Laut Aussage von Volker Stammer gehen die Stadtwerke die neue Aufgabe &bdquo;Bäderbetriebe" sehr motiviert an. &bdquo;Wir wollen etwas daraus machen und nicht nur verwalten", sagt er. &bdquo;Die Möglichkeiten hierzu haben wir." Doch zuerst muss der Rat dem Paket zustimmen. Das soll im Dezember geschehen. Sagt die Politik ja, würden die Bäder zum 1. Januar an die Stadtwerke verkauft, der Betrieb soll zum 1. März in neue Hände übergehen.

"Verlockende Aussichten" Ein Zwischenruf von Thomas Reineke

Öffentliche Bäder unter Regie örtlicher Stadtwerke sind keine Bad Salzufler Erfindung. In Lemgo (Eau-Le), Detmold (Aqualip), Herford (unter anderem H2O) oder Bielefeld (unter anderem Ishara) wird seit vielen Jahren unter dem Dach des kommunalen Energieversorgers geplanscht und geschwommen – mit Erfolg. Die Gewinne der hiesigen Stadtwerke (aktuell rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr) mit den Verlusten der beiden Bäder (rund eine Million Euro) zu verrechnen und damit Steuern zu sparen, entlastet zudem den städtischen Haushalt.

Bad Salzuflen könnte so Jahr für Jahr eine sechsstellige Summe sparen. Dazu haben die Stadtwerke deutlich mehr Möglichkeiten in Sachen Kundenwerbung und -orientierung, Marketing und ideenreichen Aktionen. Und auch die Aussicht, durch einen besseren Tarif und interessantere Aufstiegsperspektiven dringend benötigtes Fachpersonal nach Bad Salzuflen zu locken, ist angesichts der Dauermisere in Bezug auf die Öffnungszeiten von Bega-Bad und Hallenbad sehr verlockend. Also alles bestens? Fast.

Die Frage steht im Raum, was die Stadtwerke neben Energie- und Wasserversorgung, dem Stadtbus, den Parkhäusern und jetzt den Bädern in Zukunft noch stemmen müssen. Irgendwann ist die Grenze erreicht.

Bega-Bad und Hallenbad Lohfeld kommen bald in neue Hände

Bad Salzuflen: Eduard Böger blickt nach Abschied als Stadtwerke-Aufsichtsrat zurück

Deshalb investieren die Stadtwerke Bad Salzuflen eine Rekordsumme in die Zukunft

Erste Azubi-Social-Days in Bad Salzuflen sind ein voller Erfolg

So soll Energie in Bad Salzuflen grüner werden

Schwertransporte bringen Transformatoren für neues Umspannwerk in Bad Salzuflen

Deshalb bauen Stadtwerke und Tierheim in Bad Salzuflen gleichzeitig

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €