Die Zukunft der Salzufler Britensiedlung wird greifbar

Bad Salzuflen . Die ehemalige Britensiedlung an der Königsberger Straße soll ihren Charakter auch in Zukunft erhalten. Dieses Ziel verfolgt die Stadt mit der Aufstellung des ersten Bebauungsplans für das rund 3,5 Hektar große Areal westlich der Walhallastraße. In unmittelbarer Nähe zum Rathaus soll bezahlbarer Wohnraum mit hohem Grünanteil entstehen. Nutzer sollen insbesondere junge Familien, aber auch andere Menschen mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sein.

Die Vorgeschichte Am 2. Dezember 2015 wurde der letzte britische Soldat in Herford feierlich verabschiedet. Zuletzt waren noch rund 850 britische Soldaten in der Nachbarstadt in drei Kasernen stationiert. Die 56 Reihen- und Doppelhäuser in zweigeschossiger Bauweise sowie zwei Einfamilienhäuser der Bad Salzufler Britensiedlung sind 2014 und 2015 von den Streitkräften an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben worden. Kurz darauf brachte die Stadt auf dem Höhepunkt der jüngsten Flüchtlingswelle bis zu 300 Menschen in dem Quartier provisorisch unter. Ein Quartiersmanagement wurde eingerichtet. Heute leben rund um die Königsberger Straße noch rund 180 Flüchtlinge. Die meisten ehemaligen Häuser für britische Offiziere stehen leer. Das soll sich aber zügig ändern.

Teilkauf Jahrelang hatte die Große Koalition aus CDU und SPD im Stadtrat vor, dass die Stadt die komplette Britensiedlung kauft. Im vergangenen Herbst erfolgte jedoch die Kehrtwende. Nach dem Aus der Großen Koalition wegen eines Streits um die Fortsetzung des Umbaus des Schulzentrums Aspe im vergangenen Mai fühlte sich die Union nicht mehr an die Vereinbarung mit der SPD gebunden und setzte mit einer Ratsmehrheit durch, dass die Stadt ihr Vorkaufsrecht für die Siedlung nicht in Anspruch nimmt. Eine erneute, wenn auch kleinere Kehrtwende, folgte im Dezember.

Die Stadt will jetzt doch Teile der Britensiedlung erwerben – und zwar die gemeinschaftlich genutzten Immobilien wie das Gebäude für das Quartiersmanagement und das Nachbarschaftszentrum, den Spielplatz, die Straßen und sonstigen Verkehrswege oder das Bodendenkmal einer ehemaligen Landwehr. Hierfür sind 1,7 Millionen Euro in den städtischen Haushaltsplan für 2020 eingestellt worden. Zum Vergleich: Für den Gesamtkauf der Siedlung hatte die Stadt mit 10 Millionen Euro kalkuliert.

Der kassierte Bebauungsplan Die Stadt hatte bereits 1982 versucht, die Wohnsiedlung Königsberger Straße als Bestandteil des Bebauungsplans &bdquo;Breslauer Straße/Heidestraße" zu überplanen. Damals, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, wurde sie jedoch von der Bezirksregierung zurückgepfiffen. Die Flächen der Britensiedlung mussten aus dem Bebauungsplan wieder herausgenommen werden. Die Begründung: Das Areal unterliege nicht der &bdquo;deutschen Hoheitsgewalt" und damit auch nicht der Planungshoheit der Stadt Bad Salzuflen.

Der neue Bebauungsplan Er trägt den Namen Nr. 0135 &bdquo;Siedlung Königsberger Straße". Die Stadt will die vorhandene Bebauungs- und Siedlungsstruktur mit viel Grün sichern. Dazu ist eine &bdquo;maßvolle Nachverdichtung" geplant. So könnte auf dem Areal zweier großer Garagenhöfe künftig sozial geförderter Wohnraum entstehen. Wenn sich denn hierfür ein Investor wie zum Beispiel eine Wohnungsbaugenossenschaft findet – was angesichts aktueller finanzieller Rahmenbedingungen im Wohnungsbau allerdings zumindest fraglich ist. Ferner will die Stadt den vorhandenen Spielplatz sichern, der sich für Kinder bis zu einem Alter von zwölf Jahren eignet.

Die nahe Zukunft Die BImA hat der Stadt zugesagt, dass sie mittelfristig weiter Flüchtlinge in der ehemaligen Britensiedlung unterbringen darf – und das nach wie vor mietzinsfrei. Auf alle Zeiten wird das jedoch nicht möglich sein. Somit ist die Stadt gefordert, Unterbringungsmöglichkeiten an anderer Stelle in Bad Salzuflen zu schaffen. Auf ein Abebben des Flüchtlingsstroms zu setzen, dürfte keine realistische Option sein.

Günstig vermieten Die BImA hat ferner angekündigt, dass sie die weiteren Häuser in dem Viertel zügig auf den Markt bringen will. Dahinter steckt unter anderem der Wille der Bundesregierung, etwas gegen den knapper werdenden Wohnraum zu tun. Die Vermarktung soll ohne vorherige Renovierung der Immobilien erfolgen. Was in der Folge günstigere Preise bedeutet. Die BImA legt nach eigenen Angaben Wert auf &bdquo;moderate Mieten", die sich am ortsüblichen Niveau orientieren, wie es auf der Homepage der Bundesanstalt zu den Konversionsflächen in Ostwestfalen-Lippe heißt.

Konkrete Angebote gibt es dort jedoch noch nicht – weder für Bad Salzuflen noch für die noch größeren, in 2020 frei werdenden britischen Wohnviertel im östlichen Teil von Bielefeld.

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