Bielefelderin kauft Ex-Offiziersvilla – und muss sie braun streichen

Bielefeld. Toplage, große Gärten, Charme der 1950er-Jahre und in die Jahre gekommene Bausubstanz: Nach und nach bringt die Bundesanstalt für Immobilienaufgabe (BImA) - wie mehrfach berichtet - die insgesamt 22 Einfamilien- oder 16 Doppelhäuser, die ehemaligen Offiziersvillen der britischen Streitkräfte, im Musikerviertel auf den Markt. Helga Gerster ist die Erste, die jetzt eines der Häuser an der Joseph-Hayn-Straße saniert - unter teils fragwürdigen Auflagen der Stadt.

Die hat, nachdem die ersten beiden Objekte an der Wilhelm-Raabe-Straße gegen Höchstgebot verkauft und abgerissen wurden, den Straßenzug aus dem Baujahr 1956 unter Schutz gestellt. Für einige gilt eine Erhaltungs- beziehungsweise Gestaltungssatzung, für andere Denkmalschutz. &bdquo;Und die macht die Sanierung zu einer besonderen Herausforderung“, sagt Gerster. Die Auflagen des Bielefelder Denkmalamtes seien anspruchsvoll, &bdquo;und auch nicht alle sinnvoll und nachvollziehbar“, sagt auch ihr Projektleiter Andreas Janko.

Grün, braun, rotviolett, gelb: Farbvorgaben für Bielefelder Britenhäuser Für eine möglichst energieeffiziente Sanierung seien 14 oder 16 Zentimeter sinnvoll - und auch Standard. &bdquo;Das würde auch nur etwa sechs Prozent mehr kosten, aber deutlich mehr an Einsparungen bringen“, sagt der Diplom-Ingenieur, der für Gerster ein umfangreiches Sanierungskonzept mit verschiedenen Maßnahmen erstellt hat. Die Dämmung des Daches sowie der Einbau neuer Holzfenster und Türen gehören dazu. Ziel sei es, KfW55-Standard zu erreichen.

Grün, braun, rotviolett oder gelb: &bdquo;Wer will sein Haus heute denn bitte so streichen?“, fragt Gerster. Aber auch die Farbe sei entsprechend den ursprünglichen Plänen des Duisburger Architekten Hans-Peter Poelzig (1906-1981), der die Häuser seinerzeit entworfen hat, genau von der Behörde vorgegeben - für jedes einzelne Haus. &bdquo;Meines muss braun werden“, berichtet die Bauherrin. Aber es sei verständlich, dass das Gesamtbild erhalten bleiben soll. Und &bdquo;im Großen und Ganzen klappt die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt gut“.

Die Dämmung der Fassade habe sie erst einmal zurückgestellt. Die BImA klage gegen die Satzung. &bdquo;Ich warte mal ab, was sich in der nächsten Zeit tut“, ergänzt Gerster. Trotz aller Schwierigkeiten gebe es aber auch erfreuliche Aspekte: &bdquo;Unter dem grasgrünen Teppichboden kam im Wohnzimmer wunderschönes Fischgräteichenparkett zum Vorschein“, berichtet die 76-Jährige. Auch die Holztreppe mit Geländer im für die 1950er-Jahre typischen Stil bleibt erhalten. Die Aufarbeitung lohne sich. Ebenso die der eingebauten Wandschränke. Sie seien von hochwertiger, handwerklicher Qualität.

Fördergelder von Stadt Bielefeld für Dachdämmung Ansonsten wird alles auf den neusten Stand gebracht: neben Dach, Fenstern und Türen auch Elektrik, Heizungs- und Wasserleitungen. 140 Quadratmeter Wohnfläche, zuzüglich Platz im Dachgeschoss: &bdquo;Den Grundriss passen wir ein wenig an die aktuellen Bedürfnisse an“, sagt Janko. Die Bäder seien früh sehr klein gewesen. Dafür werden jetzt im Erd- und Obergeschoss zwei kleine Schlafzimmer umgenutzt.

Für die Kernsanierung nimmt Gerster &bdquo;viel Geld in die Hand“. &bdquo;Aber es gibt auch einige Fördermittel, die man nutzen kann“, berichtet Janko. Zum Beispiel 3.000 Euro von der Stadt für die Dämmung des Daches mit nachhaltigen Baustoffen. So bläst Dachdeckermeister Henrik Sonnenberg Holzweichfaser in die Hohlräume der Zwischensparren. &bdquo;Das ist ökologisch, supereffizient und zudem auch noch sehr günstig“, sagt er. Zudem gebe es vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bis zu 12.000 Euro, auch für die Energieberatung, ergänzt Gerster.

Sie habe nach dem Tod ihres Lebensgefährten das gemeinsame, große Landhaus in Osnabrück verkauft und ist zurück nach Bielefeld gezogen, berichtet Gerster. Hier wohnt auch ihre Tochter. Über ihr Hobby, das Kartenspielen, habe sie schnell neue Kontakte gefunden. Im neuen Haus gönnt sie sich ein extra Bridgezimmer. Im Januar startet die Sanierung. &bdquo;Wenn alles zeitlich wie geplant klappt, ziehe ich im August ein“, sagt Helga Gerster. Auch auf die Richtung Abendsonne ausgerichtete, neue Terrasse freue sie sich dann schon sehr.

Weitere Britenhäuser in Bielefeld kommen ins Angebot

Nachdem Ende vergangenen Jahres und Anfang dieses Jahres insgesamt vier Häuser verkauft wurden, hat die BImA in den vergangenen Wochen fünf weitere ehemalige Offiziershäuser im Musikerviertel auf dem offenen Immobilienmarkt angeboten. &bdquo;Die Resonanz auf das Bieterverfahren war groß, was sich auch in der Anzahl der eingegangenen Gebote widerspiegelt“, heißt es auf Nachfrage dazu. Die Verkaufsverhandlungen seien aber noch nicht abgeschlossen. Noch bis zum 7. Mai besteht die Möglichkeit, auf das Objekt Joseph-Haydn-Straße 2 zu bieten.

Voraussichtlich im Sommer sollen weitere Häuser im Musikerviertel auf den Markt kommen. Für die Reihenhäuser an der Kölner Straße in Brackwede seien die verkaufsvorbereitenden Maßnahmen noch nicht abgeschlossen, weshalb sich die Marktanbietung verzögert. Zum Umgang mit der Erhaltungs- und Gestaltungssatzung will die BImA &bdquo;zum jetzigen Zeitpunkt keine weitergehenden Auskünfte erteilen, sondern weiterhin den Dialog mit der Stadt Bielefeld führen“.

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Sanierung einer Offiziersvilla im Musikerviertel

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