Diese Frau leitet jetzt das Salzufler Reha-Zentrum

Bad Salzuflen. Selbst im größten Stress bleibt Dr. Ellen Dreier ganz entspannt. &bdquo;Ist denn jemand in Lebensgefahr?", fragt sie dann häufig. Fällt die Antwort negativ aus, ist so weit erst mal alles in Ordnung. Diese Gelassenheit hat Ellen Dreier durch ihre Tätigkeit im Rettungsdienst über Jahre perfektioniert. Seit Oktober 2019 ist sie neue Ärztliche Direktorin des Reha-Zentrums der Deutschen Rentenversicherung mit den Kliniken Lipperland und dem Haus Am Lietholz. Und ihre Gelassenheit, die will sie auch auf ihre Mitarbeiter übertragen.

Ellen Dreier ist eine zierliche Frau – schwarze Jacke, schwarzen Rock, schwarze Stiefel. Dazu trägt sie einen knallroten Rollkragenpullover samt auffälliger Kette, das Haar ist zu einem seitlichen Zopf geflochten. Sie wirkt jung geblieben – ihr Alter will sie allerdings nicht verraten. Dafür aber ihren beruflichen Werdegang: Sie stammt aus Bad Pyrmont, ihre Eltern leben heute in Lippe. Studiert hat sie in Münster, später ist sie am Klinikum Lippe in der Anästhesie, der Intensivmedizin und im Rettungsdienst tätig. Durch die Arbeit mit Schmerzpatienten faszinieren sie die psychosomatischen Fächer immer mehr – sie entschließt sich, eine Facharztausbildung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zu machen und sich der Rehamedizin zuzuwenden. Nach ihrer Station an der Median-Klinik in Bad Oeynhausen ist Ellen Dreier nun in Bad Salzuflen tätig.

Die Wände erstrahlen in kräftigem Türkis Das Reha-Zentrum war ihr bereits vorher ein Begriff: Sie hatte schon an zahlreichen Symposien vor Ort teilgenommen und auch ihren Vorgänger, Dr. Dieter Olbrich, kennengelernt. Ganz gezielt hatte sie zudem nach freien Stellen in Zentren der Deutschen Rentenversicherung gesucht. &bdquo;Und mich riesig gefreut, als die Zusage kam", sagt sie und lacht.

Ihr Büro in der Klinik Lipperland ist inzwischen frisch renoviert. Die Wände erstrahlen in kräftigem Türkis, die weißen Regale sind noch größtenteils leer, es riecht nach neuen Möbeln. Die Renovierung musste einfach sein, nachdem sich ihr Vorgänger Dieter Olbrich 2019 nach gut 18 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hatte. &bdquo;Man soll schließlich auch die Veränderung sehen. Und dass jetzt eine Frau die Leitung inne hat", sagt Ellen Dreier.

Mehr als 210 Mitarbeiter hat sie nun an ihrer Seite – der Kontakt zu jedem einzelnen von ihnen ist ihr besonders wichtig. In ihren ersten Tagen hat Ellen Dreier daher auch erst einmal sämtliche Abteilungen besucht. &bdquo;Ich lege Wert auf eine offene Kommunikation. Ich möchte die Menschen hier kennenlernen, sie ins Boot holen und wissen, welche Bedürfnisse und welche Wünsche sie an mich haben." Besonders bei einem Zentrum mit zwei Kliniken sei es wichtig, überall Präsenz zu zeigen. &bdquo;Ich will versuchen, eine Brücke zwischen unsere beiden Häuser zu schlagen", sagt sie.

&bdquo;Die moderne Reha ist viel mehr als nur ein stationärer Aufenthalt" Erst dann könne sich das Zentrum auch in Zukunft weiterentwickeln und offen für Innovationen sein. Vorgenommen hat sie sich dafür so einiges. &bdquo;Denn die moderne Reha ist viel mehr als nur ein stationärer Aufenthalt. Stattdessen können wir schon vor und auch nach der Behandlung als Fachklinik viel für die Patienten tun." Wie ihr Vorgänger will daher auch Ellen Dreier ihren Schwerpunkt unter anderem auf Prävention und Nachsorge legen. Dafür greift die Klinik zum einen auf das Präventionsprogramm &bdquo;Gesundheitsförderung durch Selbstregulation und individuelle Zielanalyse (GUSI) und zum anderen auf die online-gestützte Nachsorge mit dem Programm &bdquo;DE-RENA" zurück, die psychosomatische Reha-Patienten auch nach ihrem Klinikaufenthalt betreut. Beide Themen sollen in der Region noch stärker verankert werden. &bdquo;Wir haben hier so viele Unternehmen. Die Region sollte sich für unsere Angebote vor Ort öffnen", wünscht sie sich. Konkret: Arbeitgeber sollten schon frühzeitig bemerken, falls ein Mitarbeiter etwa eine Tendenz zum Burnout hat und dafür hiesige Angebote auf dem Schirm haben. &bdquo;Das gilt auch für jüngere Leute, die aufgrund psychischer Probleme immer häufiger in die Reha kommen."

Stress hat sogar Ellen Dreier, die mit Mann und Sohn in Bielefeld lebt, manchmal – das bleibt trotz ihres gelassenen Wesens nicht aus. Dafür hat sie allerdings ein ganz eigenes Rezept: Fußballgucken, Skifahren, Laufen, Radeln, Boulespielen – privat ist Ellen Dreier sportlich unterwegs. Und auch schon mal auf der Alm anzutreffen, um Arminia anzufeuern. &bdquo;Da fiebere ich richtig mit und kann schon mal temperamentvoller reagieren", sagt sie. Ganz anders als im Berufsleben: &bdquo;Ich gehe immer wertschätzend mit anderen um." Das gelte auch für die Patienten – einen freundlichen Gruß gibt es auch beim Gang über den Flur für jeden einzelnen. &bdquo;Ich genieße den Kontakt und will präsent sein", sagt sie.

Eine Schönheitskur gibt es im Übrigen nicht nur für ihr eigenes Büro. Auch das Reha-Zentrum insgesamt ist mit Hilfe eines neuen Farb- und Lichtkonzeptes umgestaltet worden. Parallel wird in der Kooperation am Standort mit der Salzetalklinik auch die Küche komplett neu gebaut, bis Ende des Frühjahres soll dieses Großprojekt fertiggestellt sein. &bdquo;Wir wollen neue Konzepte entwickeln und mit der Zeit gehen", sagt Ellen Dreier. Damit ihre Patienten vielleicht genau das erzählen, was sie schon nach wenigen Monaten sagen kann: &bdquo;Ich fühle mich hier pudelwohl."

2 Standorte, 210 Mitarbeiter Das Reha-Zentrum der Deutschen Rentenversicherung besteht aus den Kliniken Lipperland mit 166 Betten und 6 teilstationären Plätzen und dem benachbarten Haus Am Lietholz mit 168 Betten und 15 teilstationären Plätzen. Pro Jahr kommen zwischen 2000 und 2500 Patienten in die Reha-Klinik Am Lietholz, die sich auf Orthopädie spezialisiert hat, und gut 1600 bis 1800 Patienten in die Klinik Lipperland, in der es hauptsächlich um psychosomatische Erkrankungen geht. Insgesamt sind an beiden Standorten mehr als 210 Mitarbeiter in allen Bereichen beschäftigt. Pro Jahr gehen bei der Deutschen Rentenversicherung Bund laut der Ärztlichen Direktorin des Reha-Zentrums Bad Salzuflen, Dr. Ellen Dreier, bis zu 1,5 Millionen Reha-Anträge ein, gut 1 Million wird genehmigt. Die Patienten werden dann in einer Klinik der Deutschen Rentenversicherung oder bei einem privaten Träger behandelt.

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