Ordnungsamt verhindert „Gabenbrücke" in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen. &bdquo;Die Gabenbrücke ist geöffnet" postet Katharina Rohde (38) noch am Dienstag auf Facebook. Zu sehen ist die kleine Brücke über die Salze neben dem &bdquo;Café Herzhaft" an der Langen Straße, an der einige gut gefüllte Plastiktüten baumeln. Nur einen Tag später sind die Tüten schon wieder Geschichte – das Ordnungsamt hat sie abgenommen und ihr zurückgebracht. Für Katharina Rohde ist das allerdings kein Grund, jetzt klein beizugeben.

Im Internet liest sie vergangene Woche zum ersten Mal von sogenannten &bdquo;Gabenbrücken" oder &bdquo;Gabenzäunen", die inzwischen in verschiedenen deutschen Städten aufgestellt werden. An ihnen baumeln Plastiktüten, die mit haltbaren Lebensmitteln, Obst, Gemüse oder Hygieneprodukten gefüllt werden. Wer möchte, kann eine solche Tüte füllen und aufhängen, Bedürftige können sich dann daran bedienen und die Lebensmittel mit nach Hause nehmen. &bdquo;Das Angebot ist niedrigschwellig und gerade auch jetzt für Menschen gedacht, die eventuell erst durch die Corona-Krise in Not geraten sind, und sich vielleicht auch nicht trauen, um Hilfe zu bitten", sagt Katharina Rohde. Sie wisse zudem gerade auch in Bad Salzuflen von älteren Menschen, die nicht so viel zum Leben hätten. Die könnten gerade jetzt, wo Tafeln und andere Angebote geschlossen hätten, vor einem großen Problem stehen.

"In Herford und Bielefeld funktioniert es ja auch" Noch am Freitag informiert sie sich beim Ordnungsamt, ob sie auch in Bad Salzuflen ein solches Angebot ins Leben rufen dürfe. Dürfe sie aufgrund der Hygienevorschriften nicht, heißt es da – Katharina Rohde will es darauf ankommen lassen und hängt am Dienstag trotzdem die ersten drei Tüten an die Brücke. &bdquo;In Herford oder Bielefeld funktioniert es ja auch – dort toleriert das Ordnungsamt die Aktion", meint sie. In einem Zeitungsbericht über die &bdquo;Gabenbrücke" in Herford heißt es beispielsweise: &bdquo;Das Ordnungsamt habe nichts dagegen." Und auch in Lage ist erst gestern ein &bdquo;Gabenzaun" eingeweiht worden – auf öffentlicher Fläche, in der Nähe des Rathauses, mit Einwilligung des Ordnungsamtes.

Das Salzufler Ordnungsamt bewertet die Situation allerdings ein wenig anders, wie Fachdienstleiter Ulrich Treitz erklärt. &bdquo;Das ist ja lieb gemeint, ist aber ein starkes ordnungsrechtliches Vergehen", sagt er. Zum einen gebe es die sogenannte &bdquo;Corona-Schutzverordnung", zum anderen einen Ministeriumserlass vom 31. März, der die freie Auslegung von Lebensmitteln nicht gestatte. Die Bedenken: Mit dem Coronavirus infizierte Menschen fassen die Tüten und die Produkte an, andere stecken sich dadurch an und das Virus breitet sich aus. &bdquo;Die Gefahr ist gegeben, da können wir kein Auge zudrücken", sagt Ulrich Treitz.Von dieser Argumentation ist Katharina Rohde mehr als enttäuscht. Sie kann nicht nachvollziehen, weshalb das Ganze dann in anderen Städten funktioniert. Aufgeben will sie aber trotzdem nicht, schließlich hat sie schon einige Menschen um sich geschart, die ebenfalls mithelfen und spenden möchten. Daher ist sie nun auf der Suche nach einem privaten Grundstück nahe der Innenstadt, auf dem entweder bereits ein Zaun steht oder einer aufgestellt werden könnte. &bdquo;Dann machen wir auf jeden Fall weiter", sagt sie.

Meinung: "Paragrafenreiter" Ein Zwischenruf von Alexandra Schaller

Hamburg, Herford, Lage – überall entstehen &bdquo;Gabenzäune" oder &bdquo;Gabenbrücken", die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen. Überall? Nein, in Bad Salzuflen stellt sich die Verwaltung quer. Wieder mal kommt der menschliche Aspekt zu kurz, engagierte Bürger werden sich selbst überlassen, Paragrafen stehen über allem. Unterstützung, Verständnis? Fehlanzeige. Dabei erfordern gerade Zeiten wie diese unbürokratisches Handeln. Übrigens: In Lage hat der Bürgermeister selbst den Standort für den &bdquo;Gabenzaun" vorgeschlagen...

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