Vier Pferde sterben nach Herpesinfektion auf Reiterhof in Bad Salzuflen

Bad Salzuflen/Grastrup-Hölsen. Ein Ausbruch des &bdquo;Equinen Herpesvirus" (EHV) im Stall ist der Alptraum jedes Pferdebesitzers und Reitanlagenbetreibers. Für Familie Meyer zu Hölsen und ihre Einsteller ist dieser Alptraum jedoch Wirklichkeit geworden.

Es beginnt Mitte Mai, als ein Pensionspferd des Reitstalls mit neurologischen Symptomen in die Tierklinik gebracht wird. Einen Tag später muss das Pferd eingeschläfert werden. Es gibt verschiedene Vermutungen für die Todesursache, jedoch keine klaren Ergebnisse, so erzählen es die Hofbetreiber Albrecht, Uta und Sohn Alexander Meyer zu Hölsen. An eine mögliche Herpes-Infektion denkt zu diesem Zeitpunkt noch niemand.

Umfangreiche Hygienemaßnahmen Zwei Tage später erkrankt ein weiteres Pferd, es wird mit Fieber und neurologischen Ausfällen ebenfalls in die Tierklinik gebracht. Nach Rücksprache mit der Tierklinik seien umgehend umfangreiche Hygienemaßnahmen eingeleitet und der gesamte Stall unter Quarantäne gestellt worden, berichten die Hofbetreiber.

Auf Empfehlung der Veterinäre wird zudem bei allen Pferden regelmäßig Fieber gemessen. Zeitgleich wird ein weiteres erkranktes Pferd in die Tierklinik gebracht. Vier Tage später erhärtet sich der traurige Verdacht: Die erkrankten Pferde sind mit den &bdquo;Equinen Herpes-Viren" EHV-1, EHV-4 und EHV-5 infiziert. Im sozialen Netzwerk informiert Familie Meyer zu Hölsen nun die Öffentlichkeit über den Ausbruch der Pferdeseuche und erntet schwere Vorwürfe und Kritik.

Doch was ist Herpes beim Pferd und wie erkennt man es? Der Veterinär Dr. Hans-Jost Treude aus Lemgo betreut seit 1986 die Vierbeiner der Reitanlage und erklärt es so: &bdquo;Pferdeherpes ist eine hoch ansteckende Viruserkrankung, die durch Tröpfcheninfektion übertragen wird und bei etwa 90 Prozent der Pferde latent schlummert. Da die Viren sich in den Nervenzellen einnisten, erreicht das Immunsystem sie nicht, um sie eliminieren zu können."

Fieberhafte Atmswegerkrankungen

Zu den Symptomen gehören fieberhafte Atemwegserkrankungen, wässriger Nasen- und Augenausfluss sowie Husten. Das Virus kann zudem das Nervensystem schädigen sowie Lähmungserscheinungen und Koordinationsstörungen verursachen. Die Inkubationszeit liegt bei drei bis sechs, manchmal auch zehn Tagen. &bdquo;Die Herpesviren selbst kann man leider nicht bekämpfen, was diese Krankheit so tückisch macht", sagt der Tierarzt. Die Behandlung erfolge daher lediglich mit fiebersenkenden Schmerzmitteln. Man könne lediglich versuchen, das Immunsystem des Pferdes zu stärken und abwarten. Die zermürbende Zeit zwischen Bangen und Hoffen hat Pferdebesitzerin Christel Gottschling bereits hinter sich. Glücklich führt sie ihren Oldenburger &bdquo;Lover Boy", der nach zweiwöchigem Klinikaufenthalt die Virusinfektion überstanden hat, zurück in die Box. Bis gestern sind auf dem Hof keine Neuinfektionen hinzu gekommen. Wenngleich trotz frühzeitiger Umsetzung der Hygienemaßnahmen die Bilanz aufgrund der Todesfälle niederschmetternd ist. &bdquo;Das ist sehr tragisch und für die Pferdebesitzer ein wahrer Alptraum", sagt Tierarzt Treude und rät – wie auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung und die ständige Impfkommission für Pferde – dringend zum Impfen der Tiere.

Tiere tragen Virus in sich Das &bdquo;Equine Herpesvirus" ist ein hochansteckendes Virus, das etwa 90 Prozent aller Pferde in ihrem Organismus tragen. Die Erreger nisten sich in den Lymph- und Nervenzellen des Pferdes ein, wo sie für das Immunsystem praktisch unsichtbar sind. Häufig kommt es allerdings trotz Ansteckung zu keinem Krankheitsausbruch. Kommt ein infiziertes Pferd jedoch in eine Stresssituation, kann dies den Ausbruch der Erkrankung hervorrufen.

Eine Infektion mit dem Virus ist jederzeit möglich und von Alter und Rasse des Pferdes unabhängig. Eine Übertragung auf Mensch und Hund ist jedoch nicht möglich. Herpes ist zudem keine meldepflichtige Erkrankung, das Veterinäramt muss daher nicht informiert werden. Es existieren verschiedene Impfstoffe, die allerdings keinen vollständigen Schutz gegen die Herpeserkrankung bieten. Sie dienen vorrangig dazu, die Ausscheidung der Erreger zu reduzieren und so zumindest den Infektionsdruck für andere Pferde zu mindern.

"Vorwürfe sind keine gute Basis" Ein Kommentar von Heidi Stork

Die Symptome einer Herpeserkrankung beim Pferd sind sehr unspezifisch und werden auch von Fachleuten nicht immer sofort erkannt, denn nicht hinter jedem fieberhaften Infekt verbirgt sich ein ansteckendes Virus.

Gewissheit bringt erst eine Blut- oder Sekretprobe, deren Ergebnis in der Regel erst nach einigen Tagen vorliegt. Die bereits nach drei Tagen eingeleiteten prophylaktischen Quarantäne- und Hygienemaßnahmen konnten auf dem Salzufler Hof Meyer zu Hölsen zwar eine Ausbreitung auf weitere Stallgebäude verhindern. Dennoch hatte die Wucht, mit der das Virus wütete, verheerende Ausmaße.

Vier Pferde, darunter eins der Familie Meyer zu Hölsen, haben die Viruserkrankung nicht überlebt. Der Schock darüber ist in jedem Winkel der weitläufigen Reitanlage deutlich zu spüren. Viele Halter haben zu ihren Tieren eine intensive Beziehung, teilen den Alltag, Erlebnisse und Gefühle mit ihnen. Da ist die Frage durchaus verständlich, ob man den Tod der Tiere hätte verhindern können und wer letztlich die Verantwortung dafür trägt.

Doch seinen Gefühlen wie Wut, Ohnmacht und Trauer in den sozialen Netzwerken Luft zu machen, ist da sicherlich nicht der richtige Weg. Vorwürfe und Schuldzuweisungen sind keine gute Basis zwischen Pferdebesitzer und Stallinhaber, wenn es um die gewissenhafte, auf Ehrlichkeit und Vertrauen basierende Betreuung der geliebten Vierbeiner geht.

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