Durchwachsene Tourismussaison: Die Kurstadt zieht eine erste Bilanz

Bad Salzuflen . Es ist ein ungewöhnliches Jahr für die Kurstadt gewesen – die Corona-Pandemie hat vieles durcheinandergeworfen und eine normale Saison kaum möglich gemacht. Die Verantwortlichen in der Tourismus-Branche vor Ort blicken daher mit gemischten Gefühlen zurück und nach vorn. Ein Überblick.

Besucher : Bislang liegen dem Staatsbad die Übernachtungszahlen bis Ende August vor – demnach waren bis dahin rund 355.000 Übernachtungen in Bad Salzuflen zu verzeichnen. Im Vorjahreszeitraum waren es mehr als 560.000. Wie hoch am Ende der Ausfall, etwa bei den Kurbeiträgen, ausfällt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, heißt es auf Anfrage. Die neue &bdquo;SalzuflenCard“ für Tagesgäste habe immerhin eine positive Resonanz erzeugt. Den Kurpark haben seit Anfang Mai bis Ende Oktober mehr als 19.000 Gäste mit einer Tageskarte besucht, hinzu kamen Übernachtungsgäste und Einwohner. &bdquo;Corona hat uns gezeigt, wie wichtig unsere Digitalisierungsangebote sind“, schreibt das Staatsbad. Etwa durch das neue Zutrittssystem zum Kurpark und zur Wandelhalle sei eine kontaktlose Organisation, Steuerung und Kontrolle der Besucherströme möglich. Der Kurpark bleibt auch über die Wintermonate bis auf Weiteres von 9 bis 18 Uhr geöffnet, wer eine gültige &bdquo;SalzuflenCard“ hat, kommt sogar bis 22 Uhr hinein.

Hoteliers : Der zurückliegenden Saison etwas Positives abzugewinnen, fällt Michael Sasse, Vorsitzender des Salzufler Vereins Kur und Touristik und Inhaber des Kurpark-Hauses an der Parkstraße, nicht leicht. Immerhin: Nach dem harten Lockdown im Frühjahr seien zumindest die Monate August und September und sogar noch der Oktoberanfang ganz gut gelaufen. &bdquo;Die Menschen hatten Lust auf Urlaub, das war zu spüren“, sagt Sasse. Da sei fast wieder ein klein wenig Normalität aufgekommen. Auch wenn die Ausfälle vom Frühjahr natürlich nicht mehr aufgeholt werden können. &bdquo;Bei mir bedeutet das dieses Jahr einen Ausfall von gut 25 Prozent“, sagt er.

Noch härter treffe es aber all diejenigen, die das gesamte Jahr über – anders wie er – auch auf Geschäftsreisende und etwa große Messen angewiesen seien. Und: Auch der Ausfall des &bdquo;Weihnachtstraums“ werde in der Stadt zu spüren sein. Immerhin: Die Gäste hätten sich in Salzuflen wohl gefühlt, will Sasse beobachtet haben. &bdquo;Anfangs waren viele skeptisch, ob die Einschränkungen entweder zu extrem oder zu lasch sind. Am Ende haben sich hier aber alle sicher gefühlt“, sagt er. Letztendlich hoffe er nicht nur für seine Hotelier-Kollegen, sondern auch für die Salzufler Einzelhändler darauf, dass im kommenden Jahr – trotz sicher noch vorhandener Einschränkungen – ein bisschen Normalität aufkomme. &bdquo;Ich bin da grundsätzlich optimistisch“, sagt Sasse.

Paulinchen-Bahn : Pünktlich zum 31. Oktober hat sich die Paulinchen-Bahn mit ihrer letzten Fahrt in den Winterschlaf verabschiedet. Auch für Investor Günter Osterholz, der die Bahn vor mehr als einem Jahr gemeinsam mit Fahrer Dieter Sudek übernommen hat, ist es eine schwierige Saison gewesen. Nach dem Lockdown im Frühjahr ging das Paulinchen erst zu Pfingsten wieder auf Tour, für alle Fahrgäste galt Maskenpflicht. Auch wenn es ein paar wenige gab, die das nicht akzeptieren wollten: Der Großteil sei vernünftig gewesen und habe sich an die Vorgaben gehalten, sagt Osterholz. Im Sommer fand er noch sehr deutliche Worte für die Situation der Bahn: &bdquo;Streng genommen stehen wir wirtschaftlich vor dem Aus.“

Inzwischen, ein paar Monate später, ist er zwar immer noch nicht zufrieden mit der gelaufenen Saison. Aber: Immerhin sei die Bahn ohne Verlust, allerdings auch ohne Gewinn durch die Saison gekommen. &bdquo;Eigentlich ein unhaltbarer Zustand“, sagt er. Schließlich sei es für ihn bereits die zweite Saison ohne Gewinn. Aufgeben will er trotzdem noch nicht. &bdquo;Wir haben so viele positive Rückmeldung von Gästen bekommen und hören immer wieder, dass die Bahn einfach zur Stadt gehört.“ Daher habe er sich entschieden, &bdquo;Paulinchen“ noch eine Chance zu geben. &bdquo;Wir versuchen es nächstes Jahr noch einmal.“ Geplant ist der Start in die neue Saison vorerst für den 1. März.

Wandelhalle : Mit der Besucherzahl der völlig neu gestalteten Wandelhalle ist das Staatsbad nach eigenen Aussagen zufrieden – insgesamt wurden seit Eröffnung von Ende Mai bis Ende Oktober fast 80.000 Gäste gezählt. Und das, obwohl mit &bdquo;angezogener Handbremse“ gefahren werden musste, weil etwa die Anzahl der gleichzeitig anwesenden Menschen in der Halle durch die Corona-Vorgaben begrenzt worden sind.

Erlebnis-Gradierwerk: Bis zu 30.000 Besucher besuchen im Schnitt pro Jahr das Erlebnis-Gradierwerk. Doch in diesem Jahr blieben die Türen aufgrund von Corona komplett geschlossen. Nach wie vor stehen allerdings die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten aus. Die sollen laut Pressestelle der Stadt nun aber noch in diesem Monat starten. &bdquo;Baubeginn mit Einrüstung des Gradierwerks und Baustelleneinrichtung ist für Ende November geplant“, heißt es. Alle Gewerke seien ausgeschrieben und zum Teil auch beauftragt. Bis zum Start der neuen Kursaison im nächsten Frühjahr soll alles fertig sein. 680.000 Euro sind dafür veranschlagt. Die Arbeiten hätten eigentlich bereits 2019 ausgeführt werden sollen, da die Ergebnisse der ersten Ausschreibungsrunde jedoch über dem Budget lagen, musste erneut ausgeschrieben werden, erklärt die Stadt. Wie berichtet, muss unter anderem die Holzkonstruktion im Inneren saniert sowie die oberste Ebene erneuert und abgedichtet werden.

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