Neuer Vorsitzender im Umweltzentrum: „Wir müssen wieder Leben reinbekommen“

Bad Salzuflen. Die 1000 sind das erklärte Ziel. So viele Mitglieder sollen es im Trägerverein des Umweltzentrums Heerser Mühle (UWZ) bis zum kommenden Jahr bestenfalls werden – dann wird das 35-jährige Bestehen der Einrichtung gefeiert. Ausgerufen hat das ehrgeizige Ziel der Leiter der Heerser Mühle, Ulrich Kaminsky. Und seit Kurzem hat er jemanden an seiner Seite, der ihn dabei tatkräftig unterstützen möchte: Ulrich Niebuhr (47) ist der neue Vorsitzende des Trägervereins mit aktuell 860 Mitgliedern.

Geschäftiges Treiben im UWZ Zum Treffen lädt Niebuhr ins Umweltzentrum ein, das inzwischen wieder ganz normal geöffnet hat, die Mitarbeiter sind an diesem Morgen mit Grünpflege- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Beim Gang über das Gelände ist schon von weitem das Geplauder einer Kindergartengruppe im &bdquo;Grünen Klassenzimmer" zu hören. Niebuhr ist froh, dass diese Angebote endlich wieder möglich sind – schließlich ist durch Corona so ziemlich alles an Umweltbildungsangeboten zum Erliegen gekommen.

&bdquo;Wir müssen nach Corona wieder das erreichen, was wir schon vorher geschafft haben", sagt er. Da gehörten Angebote für Kinder genauso dazu wie Umweltbildung für Erwachsene. Aber die Angebote dürfen gerne noch mehr werden: &bdquo;Wir haben hier sogar Yogakurse", sagt Niebuhr. Und auch Kneipp-Kurse hält er für denkbar – schließlich füge sich das Gelände doch optimal in den Gesundheitsstandort Bad Salzuflen ein und könnte ein fester Bestandteil davon werden. &bdquo;Hier ist alles möglich."

Wunsch nach finanzieller Unterstützung Das hat auch die Stadt erkannt und will das UWZ künftig noch stärker in ihr touristisches Portfolio einbinden. &bdquo;Natürlich ist das hier auch was für Touristen", meint Ulrich Niebuhr. Was er sich aber noch viel mehr von der Stadt wünscht, ist finanzielle Unterstützung. &bdquo;Wenn wir wieder komplett in den städtischen Haushalt aufgenommen würden, würde uns das viel mehr finanzielle Sicherheit geben."

Aktuell kümmern sich zum Großteil Ehrenamtliche um das Gelände des UWZ. &bdquo;Ohne sie würde das hier nicht funktionieren." Am Ende könnte die engere Unterstützung durch die Stadt eine Win-Win-Situation für alle sein, glaubt Niebuhr. &bdquo;Denn auch die Stadt könnte die Räume auf dem Gelände für kleinere Versammlungen oder die Naturbühne für kulturelle Veranstaltungen nutzen."

B239n als Problem Allerdings nur, bis doch noch die B 239n gebaut wird – ob und wann der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen wird, von dem dann auch das Umweltzentrum betroffen wäre, steht aktuell zwar noch in den Sternen. &bdquo;Doch dann wäre das Gelände verloren", sagt Ulrich Niebuhr und lässt den Blick schweifen. Ein solches Großprojekt für vier Minuten Zeitersparnis, das sei einfach nicht mehr zeitgemäß – nicht umsonst engagiert sich Niebuhr auch in der Bürgerinitiative gegen den Ausbau der B 239.

Auch um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, will er künftig noch mehr Menschen auf das Gelände des Umweltzentrums locken. Und: Um Mitglieder zu gewinnen. &bdquo;Denn von ihnen leben wir", sagt er. Jeder könne helfen, mit seinem Beitrag das UWZ und dessen Erhalt zu unterstützen. &bdquo;Darauf wollen wir noch mehr hiesige und überregionale Vereine aufmerksam machen", sagt Niebuhr. &bdquo;Wir müssen hier wieder Leben reinbekommen."

Gelände soll offen bleiben Leben ist an diesem Tag an einigen Ecken, nur an der Badestelle an der Werre ist es heute ausnahmsweise ganz ruhig. Immer wieder gibt es hier im Sommer Probleme, weil wild gebadet wird, auch Vandalismus ist im UWZ ein Thema. &bdquo;Trotzdem soll das Gelände offen bleiben", sagt Ulrich Niebuhr. Man müsse vielmehr mit den Leuten sprechen, die hier trotz Verbots baden, ihren Müll in die Büsche werfen oder Hundekot liegen lassen. &bdquo;Wir müssen ihnen einen respektvollen Umgang mit der Natur beibringen", sagt er.

Er selbst will sich jetzt erst einmal in die Vereinsarbeit hineinfuchsen – schließlich unterstützt der Trägerverein nicht nur die Tätigkeiten auf dem Gelände der Heerser Mühle, sondern organisiert auch eigene Veranstaltungen oder unterstützt andere dabei. Was Ulrich Niebuhr liegt: Organisieren, Gespräche führen, Leute zusammenbringen. &bdquo;Ich hoffe, noch ein paar Mitglieder gewinnen zu können", sagt er.

Er wolle an die gute Arbeit seines Vorgängers, Dr. Peter Bausch, anknüpfen. Der habe mit seinem Vorstandsteam unglaublich viel auf die Beine gestellt. &bdquo;Und ich muss das Rad ja auch nicht neu erfinden", sagt Niebuhr. Was ihm bei seiner neuen Aufgabe am Wichtigsten ist? Er brennt einfach für diesen offenen Ort im Grünen. &bdquo;Es ist wichtig, dass der erhalten bleibt."

Vorsitzender im Heimatverein Werl-Aspe und im UWZ

Aufgewachsen ist Ulrich Niebuhr auf dem Hof der Familie in Werl. &bdquo;Als Kind habe ich schon immer in der Landwirtschaft mitgearbeitet", sagt er. Nach dem Abitur ging es für ihn erst einmal nach Cottbus, dort hat er sein Studium zum Ingenieur für Umwelt- und Verfahrenstechnik absolviert, anschließend arbeitete er bei Bosch in Stuttgart. Als er 2007 den Hof seiner Eltern erbt, kehrt er nach Hause zurück.

Heute ist Niebuhr 47 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von neun und zwölf Jahren. Seit sechs Jahren kümmert er sich ausschließlich um Familie, Haushalt und Hof – und hat inzwischen das Ehrenamt wieder für sich entdeckt. Erfahrung darin hat er bereits in seiner Zeit in Cottbus gesammelt. Damals hat er die ersten länderweiten Semestertickets für Berlin und Brandenburg mitentwickelt, erzählt er.

Seit Kurzem ist er nun sowohl als Vorsitzender im Heimatverein Werl-Aspe als auch als Vorsitzender im Trägerverein des Umweltzentrums (UWZ) aktiv. &bdquo;Für mich war klar, dass eines nicht ohne das andere geht", sagt er. Auf den Posten im UWZ hat ihn Leiter Ulrich Kaminsky angesprochen. Für Niebuhr passte das einfach: &bdquo;Ich komme aus der Landwirtschaft und habe auch auf der Arbeit immer mit Umweltthemen zu tun gehabt", sagt er.

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