So will die Kurstadt den Radverkehr stärken

Bad Salzuflen. Seit mehr als einem Jahr ist Sebastian Baving Radverkehrsbeauftragter der Stadt. Was hat er in der Zwischenzeit erreicht? In einem gemeinsamen Gespräch mit dem Technischen Beigeordneten Bernd Zimmermann geht es um seine Aufgaben und Ziele sowie ein konkretes Maßnahmenpaket zur Förderung des Radverkehrs in Bad Salzuflen, das im Ausschuss für Klima, Umwelt und Verkehr am Dienstag, 30. November (17 Uhr, Netzwerk, Uferstraße) vorgestellt wird.

Sebastian Baving ist 32 Jahre alt und lebt in Halle (Westfalen). In Aachen hat er angewandte Geografie, Verkehrswesen und Raumplanung studiert und in einem dortigen Planungsbüro unter anderem an Projekten für den Rad- und Fußgängerverkehr mitgewirkt. Da er wieder zurück in die hiesige Region wollte, bewarb er sich auf die Stelle in Bad Salzuflen und ist seit dem 1. September 2020 offiziell Radverkehrsbeauftragter der Stadt.

Auch privat steigt Baving regelmäßig aufs Rad und ist mit seinem Mountainbike gerne im Teutoburger Wald unterwegs, erzählt er. Während der Arbeitszeit steht ihm zudem sein Dienst-Pedelec zur Verfügung. &bdquo;Es ist wichtig, bei dieser Tätigkeit auch selbst die Perspektive des Radverkehrs einzunehmen und nicht nur hinter dem Schreibtisch zu sitzen."

Aufgabenbereich ist zweigeteilt

Ursprünglich war angedacht, dass sich Baving die Hälfte seiner Arbeitszeit dem Radverkehr, und die andere Hälfte der Digitalisierung des Radwege- und Straßenkatasters widmet. Die Realität sieht allerdings ein wenig anders aus, gibt Baving zu. &bdquo;Der Radverkehr ist das dringendere Thema und nimmt deutlich mehr Zeit in Anspruch", sagt er. Nichtsdestotrotz sei das Thema Straßenkataster wichtig. Die Software soll nämlich eine Übersicht über die Zustände der Salzufler Straßen – und damit auch der Radwege – geben und eine Grundlage für deren Unterhaltungsmanagement darstellen.

Nach seinem Einstieg im vergangenen Jahr hat sich Sebastian Baving erst einmal eine Übersicht über die Stadt und bereits vorhandene Konzepte verschafft. Fazit: Man hängt ein wenig hinterher. &bdquo;Aber die Stadt hat viel Potenzial", sagt Baving.

Dass man im Bereich Radverkehr Nachholbedarf hat, das bestätigte auch der Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, der 2020 veröffentlicht wurde. Darin holte sich Bad Salzuflen eine glatte 4 als Schulnote und liegt damit hinter Lage, Detmold (beide 3,8) und dem Spitzenreiter Lemgo (3,5). Allerdings: &bdquo;Insgesamt liegen wir im Bundesdurchschnitt", sagt Baving. Zufrieden sein könne man damit aber natürlich trotzdem nicht, der Radverkehr brauche einen höheren Stellenwert. &bdquo;Da müssen wir ran."

Anbindung ist ein Problem

Ein großes Problem sieht Sebastian Baving etwa bei der Anbindung von Wüsten an die Kernstadt – was auch von den Anwohnern immer wieder beklagt wird. Allerdings: Die Stadt habe hier kaum Handhabe, da es sich bei dem Stück der Beetstraße, die in die Wüstener und anschließend in die Salzufler Straße übergeht, um eine Landesstraße handle. Man stehe aber im regelmäßigen Kontakt mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW.

&bdquo;Man kennt dort die Situation. Uns wurde zugesagt, dass sich um den Radverkehr an der Stelle gekümmert wird, sobald dieses Teilstück saniert wird", sagt Baving. Wann das der Fall ist, bleibt offen. Allerdings: Es wird wohl erst nach der geplanten Sanierung der Ortsdurchfahrt Wüsten und damit frühestens in ein paar Jahren soweit sein.

Aber auch eine andere Anbindung hat Priorität: Die der Kurstadt in Richtung Bielefeld. Hierauf wolle man etwa im Zuge des regionalen Radverkehrskonzeptes, das auf Grundlage des Projektes &bdquo;Radnetz OWL" überarbeitet werden soll, seinen Fokus legen.

Maßnahmenpaket ist geplant

Für die Kurstadt hat die Stadt inzwischen verschiedene Maßnahmen erarbeitet, die in den kommenden Jahren in Angriff genommen werden sollen. Diese werden in einem Programm zusammengefasst, das als Vorbereitung für ein eigentliches Radwegekonzept dient. Umgesetzt werden sollen die kurz- und langfristigen Maßnahmen, zu denen unter anderem auch eine stärkere Öffentlichkeitsarbeit gehört, bis 2023.

Rund 100.000 Euro aus dem städtischen Säckel stehen für dringend notwendige Erneuerungen von Fahrbahndecken auf den Salzufler Radwegen allein im kommenden Jahr zur Verfügung. Allerdings werden diese Projekte die Stadt wohl noch eine ganze Weile beschäftigen und erst nach und nach abgearbeitet werden können, sagt Sebastian Baving.

Besonders nötig habe es seiner Ansicht nach beispielsweise der Radweg, der parallel zur Ostwestfalenstraße auf Höhe der Liemer Straße in Richtung Lemgo verläuft. Aber auch häufig genutzte Verbindungen etwa von der Kernstadt in Richtung Knetterheide oder Schötmar seien sanierungsbedürftig. &bdquo;Es gibt da zahlreiche Beispiele", sagt Baving. Begonnen hatte man zuletzt mit dem Geh- und Radweg &bdquo;Am Bahndamm" (wir berichteten).

Weitere 50.000 Euro stehen im Haushaltsjahr 2023 für Fahrradabstellanlagen, Ladeschließfächer für Pedelecs und Reparaturstationen zur Verfügung. Ziel ist es, damit die Nutzung des Fahrrads attraktiver zu machen. &bdquo;Denn das Mobilitätsverhalten ändert sich nur, wenn man es den Menschen angenehmer macht, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen", sagt Bernd Zimmermann. Dabei müssten auch die Schnittstellen zum Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) stärker in den Fokus rücken. Für den Bahnhof Sylbach ist etwa bereits im kommenden Jahr eine gesicherte Radabstellanlage angedacht. Auch eine Reparaturstation wäre dort denkbar. Am Bahnhof Salzuflen wird zudem in den kommenden Jahren eine Mobilstation entstehen.

Viele Radfahrer fühlen sich auf der Fahrbahn unsicher – dabei müssten sie das statistisch gesehen eigentlich gar nicht, sagt Sebastian Baving. &bdquo;Das ist eher ein subjektives Gefühl", weiß er um dieses kontrovers diskutierte Thema. Größtes Unfallpotenzial entstehe immer beim Abbiegen. &bdquo;Hier wiegt sich der Radler auf dem Radweg häufig in falscher Sicherheit", sagt er. Wer auf der Fahrbahn unterwegs sei, werde von Autofahrern nämlich viel eher wahrgenommen.

Baving möchte daher die duale Führung in Bad Salzuflen ausbauen. Bei jedem Radweg in der Stadt wird in diesem Zuge die Benutzungspflicht überprüft und gegebenenfalls aufgehoben – 25.000 Euro stehen dafür 2022 zur Verfügung. Heißt: Die Radfahrer könnten dann selbst entscheiden, ob sie auf dem Radweg oder der Straße fahren möchten. &bdquo;Den Radfahrern entstehen dadurch keine Nachteile", sagt Baving. So auch auf der Rudolph-Brandes-Allee, bei der aufgrund der zu geringen Straßenbreite weder ein separater Radweg noch eine Markierung für Radler machbar gewesen sei.

Zur Unfallprävention machen Markierungen Sinn, da sie die Aufmerksamkeit gerade an Kreuzungen und Einmündungen stärker auf den Radverkehr richten, heißt es in der Verwaltungsvorlage. An städtischen Haupt- und Verbindungsstraßen könnte sich Sebastian Baving rote Markierungselemente vorstellen, in Tempo-30-Zonen machten sogenannte Haifischzähne an stark frequentierten Kreuzungen Sinn. Baving denkt hierbei unter anderem an die Oerlinghauser Straße oder den Elkenbreder Weg. 15.000 Euro stehen für die Umsetzung in 2022 zur Verfügung.

Die Umlaufsperre im Bereich &bdquo;An den Gleisen" in Schötmar, über die wir bereits mehrfach berichteten, ist nur ein Beispiel für Hindernisse, die Radlern in der Stadt begegnen. 5000 Euro werden in 2022 veranschlagt, um sämtliche Sperren im Stadtgebiet auf den korrekten Einbau hin zu prüfen, eventuell anzupassen oder besser zu markieren. Gute Nachrichten gibt es derweil für Schötmar: Laut Sebastian Baving ist ein Teil der dort installierten Umlaufsperre inzwischen entfernt worden. Nun wird geprüft, ob ein Element ausreicht, damit die Radler ihr Tempo hier drosseln.

Die genannten Maßnahmen sind Grundlage für ein Radwegekonzept, das ein externes Büro erstellt und von Sebastian Baving begleitet werden wird. Über dieses Konzept und eine damit einhergehende Bürgerbeteiligung sollen weitere Maßnahmen entwickelt und anschließend Fördermittel für die Umsetzung abgerufen werden. 50.000 Euro stehen für die Konzepterstellung bereit, im kommenden Jahr soll es damit dann losgehen. Sebastian Baving rechnet damit, dass dieser Prozess einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

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