Sorge um Pferde im Matsch in Wüsten: Geht es den Tieren gut?

Bad Salzuflen-Wüsten. &bdquo;Traurig" und &bdquo;bedrückend" – so beschreibt ein Salzufler Ehepaar, das namentlich nicht genannt werden möchte, den Anblick der Pferde, die in einem Paddock des Reit- und Erlebnishofes Gut Steinbeck in Wüsten untergebracht sind. Die Tiere stünden unter freiem Himmel tief im Matsch.

Immer wieder sei die Situation den beiden in den vergangenen Wochen ins Auge gefallen, wenn sie beim Walken oder Spazierengehen an der Stelle vorbeigekommen sind. &bdquo;Wir sind Laien und wissen nicht, ob das so in Ordnung ist. Aber es kommt uns nicht ganz koscher vor", sagt der Leser. Die LZ hat nachgehakt.

Melanie Meiners hat den Reiterhof im Mai 2020 übernommen. Sie betreut hier aktuell 22 Pferde, gibt Kindern und Erwachsenen Reitunterricht. Und sie ist hörbar enttäuscht, dass sich die Leser mit ihren Ängsten und Fragen nicht direkt an sie gewandt haben. Denn die Pferdewirtschaftsmeisterin kann Entwarnung geben: Den Tieren gehe es gut, sagt sie.

Regen ist das Problem

Das Problem sei, dass es seit gut drei Monaten fast durchgehend regne. Dementsprechend seien die Bodengegebenheiten. Doch ihre Pferde, die müssten nun einmal Auslauf bekommen, so fordern es auch die von Land und Bund vorgegebenen Haltungsvorschriften. &bdquo;Ein Pferd sollte am Tag mehrere Stunden freien Auslauf haben und darf nicht nur in eine Box gesperrt werden", erklärt Meiners.

Nun könnte sie die Tiere einerseits auf die grünen Weideflächen lassen. Doch diese wären innerhalb weniger Tage genauso zertrampelt und matschig – daher gelte es die Flächen auch für die Sommerzeit zu schonen. Dazu ist über die Wintermonate besonders viel Fruktan, ein Zuckermolekül, im Gras enthalten. Sobald die Pferde dies über das Gras aufnehmen, könnten sie gesundheitliche Schäden davontragen.

"Es ist nur Matsch"

Daher bliebe nur die Option, die Tiere ins besagte Paddock zu lassen. Fünf bis sechs Stunden halten sich die Tiere hier täglich auf, haben Futter und Wasser. &bdquo;Auch wenn es nicht schön aussieht: Es ist nur Matsch", betont Meiners. Sobald die Pferde zurück in den Stall kommen, werden sie geputzt, und es wird ihnen der Schlamm von den Füßen gewaschen, bevor es an den täglichen Ausritt geht.

Theoretisch könne es durchaus zu Problemen kommen: Wenn beispielsweise Fäkalien im Matsch landen. Die könnten über kurz oder lang die Haut der Tiere angreifen. Um das zu verhindern, würden aber einmal pro Woche mit einem Traktor alle Pferdeäpfel eingesammelt.

Bis zum kommenden Winter wird alles befestigt

Fakt ist: Eigentlich wollte Melanie Meiners das Paddock bereits im Oktober befestigen lassen – das sei allerdings nicht mal eben so gemacht, die Arbeiten mit Aufwand verbunden und nicht gerade günstig. Am Ende hätten ihr Zeit und Geld aber einfach nicht in die Karten gespielt. &bdquo;Auch weil die Schlechtwetterperiode so früh begann", sagt sie.

Zudem habe sie mit einem 20-jährigen Investitionsstau auf dem Gut zu kämpfen, Baustellen gebe es gerade überall. Zunächst seien die Ställe erneuert worden, aktuell ist die Reithalle an der Reihe. Dennoch verspricht sie, das Paddock in jedem Fall bis zur kommenden Schlechtwetterperiode herzurichten. Sorgen um ihre Pferde müsse sich bis dahin aber niemand machen.

Veterinäramt des Kreis gibt ebenfalls Entwarnung - doch es gibt auch Ausnahmen

Das Veterinäramt des Kreises bekommt im Winter viele Hinweise wie den der LZ-Leser. Man nehme diese sehr ernst, heißt es auf Nachfrage. "Meist zeigt sich aber, dass sich zwar Außenstehende Sorgen um die Tiere machen, die Situation vor Ort aber in Ordnun gist."

Generell sei es im Winter schwierig, die notwendige Bewegung von Pferden zu gewährleisten, schließlich bräuchten die Tiere täglich drei bis vier Stunden Auslauf. Auf die Weide können sie aufgrund des Fruktans im Gras nur bedingt, so bleibt oft nur ein Paddock. Durch Wetter und Bewegung der Tiere entsteht Matsch. Aber: &bdquo;Solange sich Schlammmenge und -tiefe im Rahmen halten und das Tier ordentlich gesäubert wird, bevor es in den Stall kommt, gibt es nichts zu beanstanden." Gesundheitliche Schäden seien nicht zu befürchten.

Entzündungen bei mangelnder Hygiene

Anders sehe es aus, wenn sich die Tiere nicht mehr richtig bewegen können, weil sie versinken oder sich die Hufe festsaugen. Kommt eine schlechte, unhygienische Haltung hinzu, könnten Entzündungen entstehen. "Zudem sollten die Tiere nicht auf stark zerfurchte Flächen gestellt werden, wenn der Boden gefroren ist. Hier besteht Verletzungsgefahr", warnt das Kreis-Veterinäramt.

Die Flächen könnten etwa durch Gitter oder andere stabilisierende Maßnahmen optimiert werden. "Eine andere Möglichkeit ist, dass der Pferdehalter mit dem Tier zu einer Reithalle fährt oder ausreitet - wie es auf Gut Steinbeck laut Inhaberin Melanie Meiners auch passiert. Doch der Kreis betont auch, dass gerade die "einfache Bewegung", die das Pferd selbstständig auf der Fläche vornimmt, wichtig sei.

Die Bewegung der Pferde außerhalb eines Stalles sei generell ein hohes tierschutzrechtliches Gut. &bdquo;Daher gilt es immer abzuwägen, ab wann ein Pferd nicht mehr in den Außenbereich kann."

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