Bad Salzuflerin hat ein Herz für American Staffordshire

Bad Salzuflen. Geht man nach dem Landeshundegesetz gilt &bdquo;Maja" als gefährlicher Hund, ebenso ihr Artgenosse &bdquo;Junior". Wenn man die beiden American-Staffordshire- Terrier bei Simone Hähne in der Wohnung erlebt, hat man aber nicht unbedingt den Eindruck, dass man sich vor den Tieren in Acht nehmen muss.

&bdquo;,Maja will immer kuscheln und ,Junior ist eher der skeptische Typ", sagt die 41-Jährige. Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat sie vor gut fünf Jahren den Verein &bdquo;Interessengemeinschaft Listenhunde OWL" gegründet, der Vorurteile gegenüber den landläufig als Kampfhunden bezeichneten Tiere abbauen will (siehe Kasten). In den falschen Händen seien die Hunde allerdings nicht ganz unbedenklich, sagt sie.

"NRW ist sehr strikt" Ihren ersten sogenannten Listenhund nahm sie vor gut 20 Jahren auf, im Jahr 2003 war das. Der Pitbull-ähnliche Hund aus dem Freundeskreis stand kurz davor, zurück ins Tierheim gegeben zu werden, da er sich mit einem anderen Hund, der in der selben Familie lebte, nicht vertrug. &bdquo;Ich kannte das Tier bereits und habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, dass er zu mir konnte", berichtet Hähne.

Ganz einfach ist es in NRW nicht, einen Listenhund zu halten. Im Jahr 2001 erließ der Bundestag das &bdquo;Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland". Vorausgegangen war dem ein tödlicher Angriff auf ein Kind in Hamburg. Die Tiere gehörten einem Halter, der vorbestraft war. Seitdem gab es einige Klagen gegen das Gesetz, heute gelten in den Bundesländern teils recht unterschiedliche Regelungen. &bdquo;NRW ist sehr strikt", sagt Hähne. Unter Paragraf 3, gefährliche Hunde, sind im Landeshundegesetz unter anderem Pitbull und American Staffordshire aufgelistet.

Polizeiliches Führungszeugnis

Um einen dieser Hunde halten zu dürfen, müssen die Halter unter anderem ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis nachweisen und beim Veterinäramt einen Sachkundenachweis ablegen, dass sie in der Lage sind, einen solchen Hund zu führen.

Zudem kommt das Ordnungsamt vorbei und guckt sich Haus oder Wohnung des Halters an. &bdquo;Die Wohnung muss ausbruchssicher sein", sagt Hähne. Zudem ist ein Haftpflichtversicherung für die Hunde verpflichtend. &bdquo;Man muss schon bereit sein, Zeit und Geld zu investieren, wenn man einen Listenhund halten will", stellt sie fest. Sie selbst hat es nicht bereut. Ein Tattoo auf ihrem Unterarm erinnert an ihren ersten Hund &bdquo;Jenna", der 2016 verstarb. Schon kurze Zeit später holte sie &bdquo;Maja" und &bdquo;Junior" zu sich. Beide stammen wie auch bereits &bdquo;Jenna" aus dem Tierschutz. Anders gehe es auch nicht, sagt Hähne. &bdquo;Das Züchten der Tiere ist in NRW verboten, und Tiere von privater Hand aus anderen Bundesländern oder dem Ausland dürfen nicht eingeführt werden."

Einige Kommunen in NRW erheben zudem eine deutlich höhere Hundesteuer. &bdquo;Bad Salzuflen ist da aber fair", sagt Hähne. Zwar werden zwei als gefährlich geltende Hunde zunächst mit 810 Euro je Tier und Jahr besteuert. Weisen die Halter aber mittels Wesenstest nach, dass ihr Tier nicht gefährlich ist, wird nur die normale Steuer fällig. In Hähnes Fall für beide Hunde zusammen 160 Euro im Jahr.

Auch wenn &bdquo;Maja" und &bdquo;Junior" beim Spazierengehen keinen Maulkorb tragen müssen, unterliegt das Gassigehen Einschränkungen. So dürfe sie alleine nicht mit beiden Hunden gleichzeitig unterwegs sein. Damit solle sichergestellt werden, dass der Halter sich ganz auf einen Hund konzentrieren kann, wenn es brenzlig werden sollte.

So geht sie im täglichen Wechsel mit den Hunden jeweils eine große und eine kleine Runde. &bdquo;Meine Eltern wohnen im Haus unter mir, da können sie auch in den Garten. Außerdem hat mein Vater eine Sachkundenachweis, so dass wir gemeinsam mit den Hunden spazieren gehen können."

Ihre Hunde sind beim Rausgehen von der Maulkorbpflicht befreit, da sie den entsprechenden Verhaltenstest bestanden haben und nicht aggressiv auf andere Hunde oder Menschen reagieren. &bdquo;Der Test ist vom Kreisveterinäramt durchgeführt worden, zudem war ein externer Sachverständiger dabei."

Hähne kann dennoch nachvollziehen, wenn Menschen die Straßenseite wechseln, wenn sie die Hunde sehen. &bdquo;Ich habe gelernt damit zu leben. Wenn Leute Fragen zu den Hunden haben, bin ich immer bereit, Rede und Antwort zu stehen." Wenn Radfahrer oder Jogger kommen, führe sie die Hunde eng an der Leine, um auszuschließen, dass die Tiere unvermittelt loslaufen. Grundsätzlich begegneten ihr die Menschen aber aufgeschlossen, wenn sie mit den Hunden in Bad Salzuflen unterwegs sei. &bdquo;Interessanterweise wollen ältere Damen sie oft streicheln." Familien oder Mütter mit Kindern seien dagegen teilweise eher skeptisch.

Illegal angeschafft

&bdquo;Maja" und &bdquo;Junior" sind mittlerweile sechs und fünf Jahre alt. Beide hat sie aus dem Tierheim in Vlotho. &bdquo;Majas Vorbesitzer hat sie offenbar illegal angeschafft und sie dann selbst ins Tierheim gebracht, bevor sie beschlagnahmt worden wäre." &bdquo;Junior" sei vermutlich illegal aus Polen eingeführt worden.

Auch wenn Hähne glaubt, dass Aggression eher in dem Wesen einzelner Tieres liege und nicht in der Rasse selbst, sei es schon eine Tatsache, dass der Staffordshire in England ursprünglich für Hundekämpfe gezüchtet worden sei. &bdquo;Andererseits heißt er auch Nanny-Dog, weil er ein toller Familienhund ist." Daher sei ihr Verhältnis zur Rasseliste gespalten. &bdquo;Es ist schon richtig, dass Menschen mit zweifelhaftem Charakter die Hunde nicht halten sollten." Es sei Sache der Erziehung, dem möglichen Aggressionspotenzial der Hunde entgegenzuarbeiten.

So oder so: Für sie kämen keine anderen Tiere als Staffordshire in Frage, solange sie fit genug sei, die Hunde zu halten. Auch wenn sie fast ausschließlich nach Schleswig-Holstein fährt, um einen ungestörten Urlaub zu verbringen, da es dort keine Auflagen gibt. Hähne: &bdquo;Der Staffordshire ist einfach mein Herzenshund. ,Maja und ,Junior chillen auch mal gerne auf dem Sofa, so wie ich."

Info: Die &bdquo;Interessengemeinschaft Listenhunde OWL" hat sich im Januar 2017 gegründet. Die Mitglieder helfen Tierheimen bei der Vermittlung von Listenhunden. Auch Interessenten können sich bei der IG melden. Kontakt: www.ig-listenhunde-owl.de

In Bad Salzuflen sind laut Stadt 14 Tiere registriert, die nach Paragraf 3 des Landeshundegesetzes als gefährliche Hunde gelten, darunter 11 American Staffordshire oder Mischungen. Weitere 15 Hunde fallen unter Paragraf 10, darunter 10 Rottweiler. Auch für sie bedarf es einer Genehmigung zur Haltung. Bisweilen versuchen Besitzer, die Auflagen zu umgehen, indem sie ihre Tiere als Boxer-Mischling anmelden.

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