Der Corona-Lockdown hat Parkinson-Patienten hart getroffen

Bad Salzuflen/Lemgo . Lockdown, keine Treffen, kein Austausch: Die Corona-Pandemie hat alle Bevölkerungsschichten getroffen. &bdquo;Besonders hart sind die Konsequenzen allerdings für Parkinson-Patienten“, sagt Margret Hey. Die 64-jährige Tanzlehrerin aus Lemgo engagiert sich seit vielen Jahren für die von der Nervenkrankheit Betroffenen. Sie sagt: &bdquo;Wenn Parkinson-Patienten praktisch nur noch zu Hause sitzen und auch Gespräche auf ein Minimum reduziert werden, versteifen sich ihre Muskeln dramatisch.“

Hey geht davon aus, dass sich das Krankheitsbild bei nicht wenigen Betroffenen im Lockdown deutlich verschlechtert hat und sie zu Pflegefällen geworden sind. Eine Folge davon: Das vom Lions Club gespendete Kaffeetrinken im Hotel Maritim besuchten jüngst nur 46 Mitglieder der Parkinson-Selbsthilfegruppe Bad Salzuflen/Herford. &bdquo;Sonst waren es immer um die 100“, erinnert sich Hey. Sie hat jetzt für die Gruppe Verantwortung und die Leitung übernommen. Dieselbe Funktion hat sie bereits für zwei Gruppen in Lemgo inne. Das drängendste Problem in der Kurstadt ist laut Margret Hey, dass die Selbsthilfegruppe, die seit fast 40 Jahren besteht, derzeit heimatlos ist.

Gruppenraum wäre enorm wichtig

Vor Corona fanden die wöchentlichen Therapiestunden dienstagnachmittags im Vitalzentrum statt. Wegen eines Umbaus dort sei eine Rückkehr derzeit aber nicht möglich. &bdquo;Daher suchen wir dringend nach neuen Räumen. Ideal wären etwa zehn mal zehn Meter. Schön wäre zudem, wenn in der Nähe ein weiterer Raum mit kleiner Küche zur Verfügung stünde, wo die Angehörigen während der Therapiestunde einen Kaffee trinken und sich austauschen können“, sagt sie. &bdquo;Es wäre so wichtig, möglichst bald wieder mit den Treffen zu beginnen. Diese sind für die Betroffenen und ihre Angehörigen extrem wichtig.“

Ihren Angaben zufolge helfen gegen eine fortschreitende Versteifung bei Parkinson und dem Auftreten von schiefer Haltung, des sogenannten &bdquo;Pisa-Syndroms“, vor allem eines: &bdquo;Bewegung, Bewegung und Bewegung.“ Das gelte im Übrigen nicht nur für Arme, Beine oder den Rücken, sondern auch für den Sprechapparat.

Musik ist Stimulator

Seit 2008 ist Hey zusätzlich ausgebildete Reha-Tanzlehrerin. &bdquo;Musik ist ein Stimulator in vielerlei Hinsicht, die Patienten blühen in meinen Kursen im Tanz-Treff regelrecht auf. Das ist immer wieder auch für mich ein tolles Erlebnis.“

Hey weiß, auch das tollste Bewegungsangebot kann Parkinson nicht komplett stoppen, &bdquo;aber es kann dabei helfen, möglichst lange Lebensfreude zu genießen und selbstständig zu bleiben.“ Deswegen hofft Margret Hey inständig, die Selbsthilfegruppe Bad Salzuflen/Herford bald wieder sprichwörtlich mobilisieren zu können.

Wer einen Raum für die Parkinson-Gruppe weiß, kann sich bei Margret Hey unter Tel. (0173) 5901710 melden.

Entdeckung vor mehr als 200 Jahren

Der Londoner Arzt James Parkinson beschrieb als Erster 1817 die Symptome der Parkinsonschen Krankheit, die er als &bdquo; Schüttellähmung“ charakterisierte. Erst später wurde die Erkrankung nach ihm benannt, wie es auf der Internetseite der Deutschen Parkinson Vereinigung ( DPV ) aus Detmold heißt. James Parkinson beobachtete und beschrieb demnach zwei der typischen sogenannten Kardinalsymptome: das Zittern und die Bewegungsarmut. Er vermutete vor gut 200 Jahren, dass diese Symptome auf eine gemeinsame Ursache im Gehirn der Betroffenen zurückzuführen seien.

Das dritte wichtige Kardinalsymptom wurde erst später vom Neurologen Jean M. Charot identifiziert: Er beschrieb die Muskelstarre. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde eine Veränderung im Gehirn bei verstorbenen Parkinson-Patienten gefunden. Es fiel die helle Färbung eines bei Gesunden normalerweise schwarzen Zellgebietes ( Substantia nigra ) auf. Diese geht bei Parkinson-Patienten langsam zugrunde und verliert dadurch ihre ursprüngliche Schwarzfärbung.

Rund 400.000 Betroffene in Deutschland

Die Aufgabe dieser schwarz gefärbten Zellen wurde um 1950 entdeckt: Sie stellen eine Überträgersubstanz (Neurotransmitter) her, das sogenannte Dopamin, das für die Impulsübertragung von einer Nervenzelle zur anderen verantwortlich ist. Schätzungen zufolge sind in Deutschland rund 400.000 Menschen von Parkinson betroffen. Heruntergerechnet auf die hiesige Bevölkerung könnten rund 1700 Lipperinnen und Lipper erkrankt sein.

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