Erste Zwischenbilanz: Freud und Leid auf dem Salzufler Weihnachtstraum

Bad Salzuflen. Agnieszka Bielska hat kaum Zeit für ein Foto, ein Besucher nach dem anderen trudelt an diesem Donnerstagmittag am Stand von Welsche in der Langen Straße ein, eine Bratwurst nach der anderen geht über den Tresen. &bdquo;Wir sind wirklich zufrieden“, sagt Bielska, während sie die Würstchen wendet. Natürlich laufe es noch nicht wieder so wie vor Corona. Aber fast. &bdquo;Dass Wetter passt und es läuft viel besser als letztes Jahr – und die Leute sind nicht so gestresst und viel lockerer“, sagt Bielska und lacht.

Ein paar Meter weiter ist man weniger zufrieden. Claudia Stürmann aus Herford bietet Gravuren auf Glas und Porzellan an und ist das erste Mal auf dem Weihnachtstraum. Sie hat einen Stand an der Steege – erstmals ist der Markt bis hier hin erweitert worden. Doch das hat sich noch nicht bei allen Besuchern herumgesprochen . &bdquo;Hier ist einfach zu wenig los, die Laufkundschaft fehlt“, sagt sie. Weil sie Material beschaffen und den Stand erst einrichten musste, hat sie im Vorfeld viel Geld in die Hand genommen. Und hofft nun, überhaupt kostendeckend über die Markt-Zeit zu kommen.

Aufenthaltsqualität kommt gut an Auch Louis Schmidt aus Herford steht mit seinem Glühweinstand an der Steege – das zweite Jahr in Folge. Immerhin: Diesmal ist er nicht allein, die zusätzlichen Buden freuen ihn. Für ein wenig mehr Aufenthaltsqualität hat er extra Hackschnitzel besorgt, das komme gut an. &bdquo;Wenn die Stadt voll ist, kommen die Leute auch bis hier hin. Aber wenn nicht, ist hier teilweise gar nichts los“, sagt er. So liefen die Wochenenden zwar richtig gut – die könnten die eher mauen Tage unter der Woche jedoch kaum kompensieren.

Er wünscht sich, dass die Anbindung zum Salzhof noch besser werde. &bdquo;Die Besucher müssen erkennen können, dass sie hier entlang gehen können“, sagt Schmidt. Elvira Spindler hätte sich zum Beispiel eine entsprechende Beschilderung gewünscht. 19 Jahre lang stand sie mit ihrem Crêpes-Stand am Salzhof und wurde dieses Jahr an die Steege versetzt. Sie ist enttäuscht über die Entscheidung der Veranstalter. &bdquo;Meine Stammkunden entdecken mich nur durch Zufall“, sagt sie.

Ein Drittel weniger Umsatz &bdquo;Salzhof und Schliepsteiner Tor sind die Treffpunkte, aber hierhin kommen kaum Leute“, sagt Spindler, die aus Hiddenhausen kommt. Ein Drittel weniger Umsatz habe sie in den ersten zwei Wochen des Weihnachtstraums im Vergleich zum Vorjahr gemacht – und da habe es aufgrund von Corona Einlassbeschränkungen gegeben.

Über eine entsprechende Beschilderung habe er sich zugegebenermaßen gar keine Gedanken gemacht, ist Michael Welslau von der veranstaltenden Werbegemeinschaft ehrlich. Wohl aber sei ursprünglich ein umfangreiches Rahmenprogramm geplant gewesen, um den neuen Bereich der Steege zu beleben und die Besucher hier hin zu locken. &bdquo;Wir hatten den Plan, die Salze mit Lichteffekten zu illuminieren und eine Laser-Show anzubieten“, sagt er. Das habe die Stadt aus Energiespargründen aber untersagt.

Weniger Rahmenprogramm als geplant Welslau sei durchaus bewusst, dass man mit der Steege aktuell noch eine etwas schwierige Ecke bespiele. &bdquo;Es wird seine Zeit dauern, bis das angenommen wird. Wenn ein neuer Bereich dazukommt, verinnerlichen die Besucher das nicht sofort.“ Dennoch habe man mit der Saxofonmusik am Sonntag und zwei Feuershows zumindest ein wenig Rahmenprogramm durchsetzen können.

Ist die Energiekrise überstanden, will Welslau im kommenden Jahr für ein entsprechendes Konzept an der Stelle noch einmal richtig Geld in die Hand nehmen. Ein Lichtspektakel an der Salze könnte er sich etwa vorstellen. In jedem Fall werde dann der Bereich zwischen Salzhof und Steege neu geplant und beleuchtet, um die Menschen dorthin zu locken. Trotzdem höre Welslau auch Positives: &bdquo;Die Einzelhändler an der Steege sind froh über die Erweiterung des Weihnachtstraums, sie seien nicht mehr so abgeschnitten vom Weihnachtstraum“, sagt Welslau.

Buden auch mal rotieren lassen Langfristig könnten an der Stelle auch noch mehr Buden dazukommen, auch eine Erweiterung über die Millaupromenade in Richtung Dammstraße ist geplant – hier könnte ein besonderer Hingucker die Besucher auch mal in diese Richtung locken und eine Art Rundlauf durch die Stadt entstehen. Bis es soweit ist, wird es aber wohl noch ein wenig dauern.

Und auch zur Versetzung von Elvira Spindel äußert sich Michael Welslau: Zum einen habe man etablierte Beschicker an die Steege holen wollen, um hier Frequenz zu schaffen – dass die dort zu finden seien, werde im Flyer kommuniziert. Auf der anderen Seite habe man dem Salzhof ein anderes Bild geben und das Niveau sowie das Angebot verbessern wollen. Hier hätten sich Spindlers in den vergangenen Jahren trotz mehrmaliger Aufforderung wenig kooperativ gezeigt, sagt Welslau. Nun habe man einige Buden rotieren lassen, um auch mal anderen Beschickern eine Chance am Salzhof einzuräumen.

Insgesamt laufe der Weihnachtstraum bislang &bdquo;hervorragend“, sagt der Veranstalter. Vor allem das herrliche Winterwetter spiele den Beschickern in die Karten. &bdquo;Wir nähern uns einem Spitzenweihnachtsmarkt“, freut sich Welslau.

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