Eine statt zwei neuer Schulen

Bad Salzuflen/ Ehrsen-Breden . Es wäre das größte Neubauprojekt für die Primarstufe in der Großgemeinde seit Errichtung der Grundschule Knetterheide vor knapp einem Vierteljahrhundert: die neue Grundschule Schötmar-Ehrsen-Breden. Der Stadtrat hatte die Verwaltung bereits im vergangenen Sommer beauftragt, ein Gesamtkonzept zur Zusammenführung der beiden Standorte Am Kirchplatz und Wasserfuhr zu entwickeln. Das Ergebnis liegt wie berichtet seit einigen Wochen vor.

Erstmals von der Politik debattiert wird das Konzept voraussichtlich in der Sitzung des Ausschusses für Schule und Bildung am 9. März. Dann geht es um die vorgeschlagene schulorganisatorische Maßnahme. Erst wenn diese vom Rat beschlossen ist, wird er sich mit der Standortfrage beschäftigen. Doch vor allem gibt es bereits eine Informationsveranstaltung der Stadt für die Bürgerinnen und Bürger am Mittwoch, 1. Februar, um 18 Uhr im Sporthaus Ehrsen.

Standort Wasserfuhr kann nicht saniert werden Ein Grund hierfür ist laut Bürgermeister Dirk Tolkemitt, dass in Ehrsen und Umgebung Falschaussagen zu den Plänen der Verwaltung kursierten. Er hält eine neue, fünfzügige und barrierefreie Grundschule aus mehreren Gründen für eine sehr gute Idee. So sei der Standort Wasserfuhr im Bestand nicht sanierbar. &bdquo;Die Gebäude müssen ersetzt und erneuert werden.“ Dies hätte zur Folge, dass der Unterricht für längere Zeit in Container wahrscheinlich auf den Sportplatz Ehrsen ausgelagert werden müsste, wenn keine neue Schule gebaut würde.

Der Plan der Verwaltung hat laut Tolkemitt zudem den Vorteil, dass sie nur eine und nicht zwei neue Schulen errichten müsste. Denn: Auch die Heimat der Erich Kästner-Schule (EKS), die ehemalige Hauptschule Schötmar an der Otto-Hahn-Straße, sei abgängig. Der Plan ist nun, dass die EKS, die aktuell nur eine Sekundarschule ist, in die frei werdende Grundschule Am Kirchplatz zieht. Diese ist erst vor einigen Jahren saniert worden und verfügt beispielsweise über eine Mensa und einen Fahrstuhl für mehr Barrierefreiheit. Auch wäre dort genug Platz, falls die EKS wieder eine Primarstufe bekommt, sagt Katja Mönnigmann-Steinbeck.

Soziale Mischung fehlt Für die Fachbereichsleiterin Jugend, Soziale Dienste und Schule würde rund ein Viertel aller Bad Salzufler Grundschüler von einem modernen Neubau samt entsprechendem Raumangebot profitieren. Die dreizügige Grundschule Am Kirchplatz mit ihren aktuell 217 Kindern sei eine tolle Einrichtung mit starken pädagogischen Angeboten, sie werde allerdings von den Eltern nicht entsprechend nachgefragt. Die Folge: Die meisten Schüler dort hätten einen Migrationshintergrund, eine soziale Mischung fehle. &bdquo;Und das verschlechtert die Startvoraussetzungen für die Kinder“, so Mönnigmann-Steinbeck.

Dabei belegten viele Studien, dass von einer sozialen Mischung auch leistungsstarke Schüler profitieren können. Und in einem Neubau wäre zudem Platz für Differenzierungsräume. Im Gegensatz zum Kirchplatz liegt die Nachfrage nach Plätzen für den zweizügigen Standort Wasserfuhr regelmäßig über der eigentlichen Kapazität – in diesem Schuljahr werden hier 220 Kinder unterrichtet und damit mehr als am deutlich größeren Standort im Zentrum von Schötmar.

"Vertretbare Größe" Zum gesetzlichen Auftrag des Schulträgers Stadt gehört laut Tolkemitt jedoch, ein gleichmäßiges und inklusives Bildungsangebot bereitzustellen. Dazu hätten kleinere Schulen angesichts der allgemeinen Lehrerknappheit und bei Krankheitswellen schneller massive Personalprobleme als größere Einheiten. &bdquo;Und kleine Schulen können nicht so differenzieren wie größere.“ Die geplante Fünfzügigkeit für die neue Grundschule hält die Schulaufsicht des Kreises laut Tolkemitt für eine &bdquo;vertretbare Größe“. Sie sagt zudem, dass eine derartige Schule erfahrungsgemäß eine Fläche von 10.000 Quadratmetern benötige. &bdquo;Der Sportplatz Ehrsen misst 15.000 Quadratmeter. Es wären also noch 5000 Quadratmeter übrig. Dazu befindet sich das Grundstück im Eigentum der Stadt, und die Anlage wird schon lange nicht mehr für Vereinssport genutzt“, so Tolkemitt. Sollte sich die Politik gegen einen Schulneubau an der Stelle entscheiden, müsse die Stadt über die weitere Zukunft der 15.000 Quadratmeter in relativ zentraler Lage neu nachdenken.

Der Bürgermeister spricht sich jedoch klar für die neue Schule aus. &bdquo;Dabei werden wir die Dorfgemeinschaft nicht außer Acht lassen. Es wird weiter Platz für Dorffeste geben, es wird kein Verkehrschaos in Ehrsen entstehen, es wird kein Verein wortwörtlich vor die Tür gesetzt.“ Zumal zur Zukunft des Sporthauses derzeit noch keine Aussage getroffen werden kann. Das gut 50 Jahre alte Gebäude liegt am Rand des großen Grundstücks.

Auch den möglichen Wegfall des Bolzplatzes an der Wasserfuhr könne die Stadt kompensieren und Ersatz schaffen, sagt Jan-Hagen Herrendörfer vom Stab &bdquo;Ehrenamt und Sport“. &bdquo;Mögliche Entwicklungen betrachten wir im Rahmen der Sport- und Spielflächenentwicklungsplanung mit.“

Historie des Sportplatzes Ehrsen Zur Geschichte des Sportplatzes Ehrsen hat Historiker Dr. Stefan Wiesekopsieker umfangreiche Recherchen angestellt. So befand sich die Anlage nach den Erkenntnissen des Vorsitzenden des Heimat- und Verschönerungsvereins ursprünglich auf dem Osterkamp. Dort wurde 1932 ein Sporthaus errichtet, heißt es in der Vereinschronik des TuS Ehrsen, der 1913 gegründet wurde. Das Sporthaus wurde im Wesentlichen in Eigenleistung von Vereinsmitgliedern gebaut.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Rufe nach einer neuen Sportstätte in Ehrsen immer lauter. Diese wurde laut Wiesekopsieker schließlich auf dem Kluffkamp – in der Nähe zur neuen Volksschule und zur Gaststätte &bdquo;König“ – im Juli 1959 nach zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. Die Kosten für die neue Anlage betrugen laut Aufstellung 93.000 Mark, von denen knapp 7000 in Form von Eigenleistungen durch den TuS Ehrsen erbracht wurden. Der Verein war auch Hauptnutzer des neuen Sportplatzes, wofür er jedoch einige Pflege-Aufgaben zu übernehmen hatte. Allerdings wurde der Sportplatz gelegentlich auch von anderen Vereinen, insbesondere aber von der Volksschule – der heutigen Grundschule Wasserfuhr – genutzt.

1969 wurde das heute noch bestehende Ehrser Sporthaus in Betrieb genommen. Da die Chronik des TuS laut Wiesekopsieker keine Eigenleistungen des Vereins erwähnt, geht er davon aus, dass das Sporthaus allein durch die damals neue Großgemeinde Bad Salzuflen finanziert wurde.

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